Società | Bildung am Berg

Gletschercamp statt Schulbank

Fünf Tage lang haben sich Jugendliche am Fuße des Ortlers mit Bergen, Gletschern und dem Klimawandel befasst – in zwei Sprachen.
Gletschercamp
Foto: Christian Aspmair

“Wir leben inmitten der Berge und wissen doch so wenig davon.” Nur eine Stimme aus dem Kreis der Schüler, die heuer am Glaziologiecamp im Oberen Vinschgau teilgenommen hat. Ende September erhielten 22 Schüler und Schülerinnen der Abschlussklassen deutsch- und italienischsprachiger Oberschulen einen Einblick in die Welt der Berge, der Gletscher und des Permafrosts.

 

Auf die Suldenspitze und in den Stilfserjoch-Park

 

Auf dem Programm des fünftägigen Gletschercamps standen Exkursionen, Workshops, Vorträge und eine Gletscherwanderung auf die Suldenspitze. Die naturwissenschaftsbegeisterten Schüler und Schülerinnen setzten sich mit der Gesteins- und Gletscherwelt im Nationalpark Stilfserjoch auseinander und bearbeiteten selbst Forscherfragen, um mehr über die Bergwelt zu erfahren.
Die Schülergruppe wurde von Referenten und Lehrpersonen fachlich begleitet. Christian Aspmair vom Realgymnasium Meran gab Einblicke in die Geologie und erklärte die großen Zusammenhänge der Gesteins- und Gebirgsbildung. Der Meteorologe Günther Geier vom Hydrografischen Landesamt erläuterte die Entstehung von Gewittern und extremer Wetterereignisse und zeigte auf, wie eine Wetterprognose erstellt wird.

 

“Um Vorgänge in der Atmosphäre verstehen, erklären oder vorhersagen zu können, braucht es das Zusammenspiel von Physik, Chemie, Mathematik und Informatik. Für die Jugendlichen, die vor ihrer Berufs- oder Studienwahl stehen, ist diese Initiative daher ein geeignetes Feld, um Einblicke in diese verschiedenen Disziplinen zu erhalten – und die vor dem Hintergrund des Klimawandels nochmals eine ganz neue Bedeutung erlangt haben”, heißt es aus der Pädagogischen Abteilung an der Deutschen Bildungsdirektion, die das Glaziologiecamp heuer zum neunten Mal in Zusammenarbeit mit der Italienischen Bildungsdirektion organisiert hat.

 

Videoschaltung nach Columbus

 

Das zweisprachige Schülercamp wurde im Zusammenhang mit der Gletscherbohrung am Ortler im Jahre 2011 erstmals organisiert. Der Leiter dieses wissenschaftlichen Projektes, Paolo Gabrielli, von der Ohio State University, steht immer noch in Kontakt mit den Organisatoren und  bringt neue Forschungsergebnisse ein oder beantwortet über Videokonferenz Fragen der Jugendlichen. Auch in diesem Jahr gab es eine Zuschaltung aus Columbus in den USA.

Dass das Leben als Gletscherforscher durchaus eine extreme Erfahrung sein kann, davon erzählte Giuliano Bertagna. Er war Mitglied eines Wissenschaftsteams, das Gletscherbohrkerne auf einem Gletscher im Tibet gewann. Anhand der Gletscherbohrkerne werden die im Eis gespeicherten Informationen der Wissenschaft zugänglich gemacht, bevor sie durch Abschmelzen verloren gehen.