„Viele wollen etwas für's Klima tun“

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Klimaschutz beginnt nicht bei großen politischen Entscheidungen oder neuen Technologien, sondern im alltäglichen Handeln und Gespräch. So lautet der Ansatz des Projekts „Klimabotschafter*innen“ von Climate Action South Tyrol (CAST). Ein Projekt, das jenen, die ihre Stimme für den Klimaschutz erheben wollen, das nötige Handwerkszeug geben soll. Dafür entstand in Zusammenarbeit mit Scientists for Future, Psychologists for Future, Oldies for Future und weiteren engagierten Klimaschützerinnen und Klimaschützern eine Broschüre für alle zukünftigen Klimabotschafter und Klimabotschafterinnen. Das Nachschlagewerk und das Klimabotschafter*innen-Projekt werden nun im Zuge von Infoabenden und Workshops von Oktober bis November der Öffentlichkeit vorgestellt. Gefördert wird das Projekt vom Amt für Weiterbildung und Sprachen.
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Technik allein wird's nicht richten
Ohne Umschweife stellt der CAST-Klimaaktivist und Projektinitiator David Hofmann klar: „Die Klimaschutzbewegung hat sich seit der Pandemie nicht wirklich erholt, woran nun die gesamte Gesellschaft krankt, denn natürlich wird die Klimakrise nicht nur Klimaaktivistinnen und -aktivisten hart treffen“. Er verweist darauf, dass am 25. September die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) und die Deutsche Meteorologische Gesellschaft (DMG) gemeinsam eine Pressemitteilung publizierten, in der darauf hingewiesen wird, dass eine globale Erwärmung um drei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau bis zum Jahr 2050 „nicht ausgeschlossen“ sei.
Wenngleich es sich dabei noch nicht um wissenschaftlichen Konsens handle, so Hofmann, seien sich kritische Stimmen in der Wissenschaft einig, dass mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Zwei-Grad-Ziel bis Mitte des Jahrhunderts überschritten wird.
„Viele Menschen wollen etwas fürs Klima tun, wissen aber nicht, wie sie das Thema ansprechen oder über bewussten Konsum hinaus handeln können“
Die Menschen wollten sich aber für ein nachhaltigeres Leben und das Wohlergehen nachfolgender Generationen einsetzen. „Viele Menschen wollen etwas fürs Klima tun, wissen aber nicht, wie sie das Thema ansprechen oder über bewussten Konsum hinaus handeln können“, erläutert Hofmann. Und genau dort gelte es für eine breite Transformation anzusetzen, denn Technik und Infrastruktur seien wichtige Bausteine für eine nachhaltigere Zukunft – aber es brauche einen gesellschaftlichen Wandel, einen Wandel im Denken und Handeln der Menschen. Hier setzt das Projekt der Klimabotschafteri*nnen an.
Klimabotschafterinnen und KlimabotschafterMit Infomaterialien und im Zuge von Infoevents und Workshops soll potenziellen Klimaschützerinnen und Klimaschützern das nötige Werkszeug an die Hand gegeben werden, um nicht nur argumentativ über Klima und Zukunft sprechen, sondern auch Aktionen im öffentlichen Raum anstoßen zu können – etwa Workshops oder Infostände auf dem Dorfplatz, bei Märkten und Festen.
Dabei gehe es nicht um die Neuentfachung der Klimabewegung, sondern um die Schaffung von Bewusstsein und Gemeinschaft, wie Hofmann erklärt: „Mit den Klimabotschafterinnen und -botschaftern haben wir ein konkretes Angebot für Personen geschaffen, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen wollen – ob sie sich als Teil der Klimabewegung betrachten oder nicht, interessiert uns nicht, denn Klimaschutz ist Aufgabe der gesamten Gesellschaft und trägt im Übrigen auch keine Parteifarbe.“
Gegen die Auffassung, dass derartige Projekte oft eher gut gemeint als tatsächlich wirkmächtig sind, entgegnet Hofmann entschieden: „Wenn wir symbolische Aktionen machen würden, dann könnte ich es auch gleich bleiben lassen, meine meine Freizeit für Climate Action aufzuopfern. Das überlassen wir Politikern und anderen NGOs, deren Aktivität auf Selbsterhalt beschränkt ist. Unser Ziel ist es, die nötige ökologische und soziale Transformation in Südtirol voranzubringen, und das machen wir mit einem verschwindend kleinen Bruchteil der Kapitalressourcen, die manche Unternehmen und Akteure aufwenden, um gegen diese Transformation zu arbeiten.“
„Die Idee, Hoffnung auf ein besseres Morgen wachzuhalten und sich zugleich im Hier und Jetzt dafür einzusetzen“
Hofmann erklärt weiter, dass mit den Klimabotschafterinnen und -botschaftern eine Gemeinschaft gebildet werden soll, „die sich bei der enormen Aufgabe der Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft gegenseitig unterstützt, und wir wollen durch die Erfahrung, die unser großes Bündnis über die Jahre gesammelt hat, diese unterstützen“.
Auch der Dachverband für Natur- und Umweltschutz unterstützt das Projekt und sieht in der Gemeinschaftsstiftung einen gemeinsamen Nenner. Vorsitzende Elisabeth Ladinser erklärt: „Die Idee, Hoffnung auf ein besseres Morgen wachzuhalten und sich zugleich im Hier und Jetzt dafür einzusetzen, prägt den Dachverband seit über vierzig Jahren. Projekte wie das der Klimabotschafterinnen und -botschafter fördern Umweltbewusstsein, stärken den gesellschaftlichen Wandel und zeigen, wie Engagement, Wissen und praktische Handlung zusammenwirken“.
Ein Herbst für KlimaschutzDer Startschuss fällt am 17. Oktober in St. Lorenzen im Inso Haus. Bei den Infoabenden wird nicht nur das Vorhaben vorgestellt, sondern auch ein kompaktes Handbuch mit vielen alltagstauglichen Ideen für den Klimaschutz bereitgestellt. In Kleingruppen erarbeiten die Teilnehmenden anschließend konkrete Umsetzungsschritte und passen Aktionsideen an ihre eigenen Bedürfnisse an. Fachkundige Expertinnen und Experten begleiten den Prozess, geben Impulse und beantworten Fragen. Neben dem inhaltlichen Input steht auch der Austausch untereinander im Mittelpunkt: Die Workshops bieten Raum zum Vernetzen und enden mit einem gemeinsamen Umtrunk.
TERMINE HERBST 2025Fr, 17.10.2025 | St. Lorenzen (Inso Haus) | 19:30 – 21:30 Uhr
Sa, 25.10.2025 | Mals (Bibliothek) | 17:00 – 19:00 Uhr
Fr, 14.11.2025 | Niederdorf (Sitzungssaal der Gemeinde) | 19:30 – 21:30 Uhr
Sa, 15.11.2025 | Schlanders (Basis Vinschgau Venosta) | 17:00 – 19:00 Uhr
Fr, 28.11.2025 | Gargazon (Haus der Dorfgemeinschaft) | 19:30 – 21:30 Uhr
Sa, 29.11.2025 | Meran (Mairania – Centro per la cultura) | 19:30 – 21:30 Uhr
Die Teilnahme erfolgt mit Anmeldung!
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