Politica | Diskussionen um die neue Landesregierung

Von freiheitlichen Neins und wahren Werten

Pius Leitner hat genug. 11 Landesräte seien ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn die italienischen WählerInnen nicht gewählt haben, dann sei das zur Kenntnis zu nehmen, so Leitner. In der Zwischenzeit träumt Michael Demanega von "Wahren Werten."

Pius Leiter will einen Schlussstrich ziehen um die Diskussion. In der Tageszeitung Dolomiten wird der freiheitliche Landtagsabgeordnete klar: Eine Aufstockung der Anzahl der Landesräte auf 11, wie von Luisa Gnecchi vorgesehen sei ein Quatsch. Die Italiener seien nicht zur Wahl gegangen, hätten sogar deutsche Parteien angekreuzt – dann müsse das auch zur Kenntnis genommen werden. „Das diesjährige Wahlergebnis garantiert, dass alle drei Volksgruppen in der Landesregierung vertreten sind. Ich hoffe nicht, dass Kompatscher den Wunsch des PD auf Aufstockung aufgreift, um parteiintern den Deckel auf dem Topf zu halten - wegen Frauenquote, Bezirksdenken und Standesdünkel", sagt Leitner.

Arno Kompatscher solle endlich Tacheles reden und zu seinem Wahlversprechen stehen. Erneuerung und Reduzierung der Politikkosten, das will der Freiheitliche jetzt sehen. Doch schließt eine Aufstockung der Landesräte per se eine Reduzierung der Gehälter aus? Der Sieger der Südtiroler Landtagswahl hat sein Traumteam schon im Kopf, sagte er der Südtiroler Tageszeitung. Über seinen Balanceakt ist er sich im klaren, dann hüllt er sich in Schweigen.

Währenddessen suhlt sich Michael Demanega im "Freistaat Südtirol" Rausch. Auf Facebook postet er das Lied der Band Frei.Wild "Wahre Werte" und schreibt dazu. "Immer wieder schön."  27,2 Prozent der Südtiroler WählerInnen hatten am Wahlwochenende ihre Stimme den Freiheitlichen, der Südtiroler Freiheit oder dem Bündnis von Andreas Pöder und Thomas Egger gegeben. 27,2 Prozent Patrioten, die ihre Heimat lieben und was möchten?

Alte Tugenden werden hoch gelobt, in fragwürdigen Krisezeiten wie diesen. Es braucht Schuldige, es braucht Opfer und Täter. Schuld ist Italien, Opfer einmal mehr Südtirol. Maria Kuenzer sagte zu salto.bz: „Die SVP redet zu viel über die Zukunft, doch es geht in erster Linie um die Gegenwart und ganz wichtig ist die Vergangenheit.“ In einem Facebook-Post antwortet ein User: "Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit sind Tiroler Tugenden, die die Väter der SVP vorgelebt haben. An diesen sich zu orientieren reicht vollkommen und erspart leere Versprechungen und Enttäuschungen." Das Sich-Sehnen, nach Freiheit, hat Grenzen. Wenn demokratische Grundwerte in Frage gestellt, wenn Patriotismus und Heimatliebe zu einem teuflischen Cocktail gemixt werden. 

Von Treue, Kontinuität und Anpassungen

Schwestern bleiben sich treu, über den Wahlerfolg der „Die Freiheitlichen“ freut sich die FPÖ in Österreich. Die Facebook-Seite „Initaitve für ein freiheitliches Österreich“ unterstreicht mit verschiedenen Postings immer wieder die Nähe zwischen den freiheitlichen Gesinnungen hier und dort des Brenners. Anlässlich des Stimmenzugewinns der Freiheitlichen bei den Landtagswahlen in Südtirol heißt es auf der Facebook-Seite: „Gratulationen gab es von FPÖ-Seite von Parteiobmann HC Strache und Südtirolsprecher Werner Neubauer. Die betonten, dass die Menschen in Südtirol die unter Luis Durnwalder aufgebauten Machtstrukturen und Skandale der SVP offenbar nicht vergessen hätten.“

In der Zwischenzeit will Walter Blaas eklatante Sozialvergehen durch Immigranten aufdecken, in der Zwischenzeit hören Demanega und andere Umtriebige im Land Frei.Wild.

In der Zwischenzeit darf rechtes Gedankengut im Etschlichtblog weiter verbreitet werden. Dort heißt es: „Jeder Fremde, der die Faust gegen unsere Volksgenossen erhebt, wird zu unserem Feind. Unser Ziel ist die friedliche Rückführung der Ausländer in ihre Heimatländer.“ (Gepostet am 1.November)

Das alles – um der Heimat treu zu bleiben, um Werte nicht zu vergessen?