Cultura | Filmdoku

Film "Europe for Sale" auf RAI 1

Der Südtiroler Regisseur Andreas Pichler hat ein Händchen für gesellschaftskritische Filme. In "Europe for Sale" geht es um den Ausverkauf der Kulturgüter Europas.

Im 52-minütigen Dokumentarfilm "Europe for Sale" geht es - nein - nicht um den Ausverkauf der Heimat, oder eigentlich doch? Staaten, Länder und Komunen verkaufen ihre Denkmäler, ihre Gemein- und Kulturgüter. In Italien gibt es seit 2002 ein Gesetz, erlassen von Silvio Berlusconi, das den Verkauf von staatlichem Kulturbesitz ermöglicht. Die Privatisierung von staatlichem Eigentum wird zunehmend zu einem Instrument, das zur Sanierung angeschlagener Haushalte in Europa dienen soll. Warum geben Länder und Städte ihr öffentliches Gut aus der Hand? Und wer sind die Investoren?

Auf das Thema aufmerksam wurde der Bozner Regisseur Andreas Pichler durch ein Verkaufsangebot aus Nordtirol: Dort wurde ein Berg feilgeboten. Immobilienmakler in ganz Europa sind mittlerweile darauf spezialisiert, staatliches Eigentum, nicht nur Berge, sondern auch Wälder, unter Naturschutz stehende Inseln und Denkmäler für gutes Geld unters Volk zu bringen.

Der Film führt quer durch Europa von Irland über Frankreich, Italien und Spanien bis nach Griechenland. Dort überall wird das Natur- und Kulturerbe Europas Stück für Stück verscherbelt. Weder die nationalen Regierungen noch die Regional- und Kommunalverwaltungen schrecken davor zurück, Sehenswürdigkeiten zu verkaufen, Eintritt für öffentliche Parks zu verlangen oder Immobilientransaktionen in Schutzgebieten zu genehmigen. Kritisiert werden unter anderem die von einem Multimillionär gesponserte Restauration des Kolosseums in Rom oder das Geschäft mit öffentlichen Liegenschaften und Arealen in Berlin. Der geplante Verkauf der staatlichen Wälder in Irland scheiterte an Protesten. Doch trotz vieler Demonstrationen gerät immer mehr öffentliches Eigentum in die Hände von Luxuskonzernen, Bauprojektträgern, Finanzunternehmen, Milliardären und anderen privaten Investoren.

Auf seiner Reise begegnet der Regisseur Menschen, die gegen diese Privatisierungen kämpfen und das allgemeine Problembewusstsein dafür schärfen. Sie setzen sich für den freien Zugang aller Bürger zu den wertvollen „Gemeingütern“ und für deren Erhalt für zukünftige Generationen ein.

Der Film "Europe for Sale" ist am heutigen Sonntag (2.11.) abend um 23.25 auf RAI 1 im Speciale TG zu sehen.

Andreas Pichler hat letzthin mit seinem Film "Das Venedig Prinzip" auf sich aufmerksam gemacht. Darin zeigt er auf eindrückliche Weise, wie die Einwohner der Lagunenstadt von Kommerz und Tourismus verdrängt werden. Der Film wurde letzthin, am 26. Oktober,  im American Museum of Natural History gezeigt.