“Endlich werden wir sichtbar”
Welche Wirkkraft Soziale Medien haben können, wurde am gestrigen Montag ein weiteres Mal eindrücklich unter Beweis gestellt. Mehrere hundert pädagogische Fachkräfte, die an Südtirols Kindergärten tätig sind, fanden sich am Abend in Bozen ein, um über die “mittlerweile unerträgliche Arbeitssituation in den Kindergärten”, wie es Cornelia Brugger, selbst Kindergärtnerin und Gemeinderätin in Bruneck, auf den Punkt bringt. Zustande gekommen war das Treffen nach einer beispiellosen Vernetzungsarbeit über die Facebook-Seite “KAS Kindergarten Aktuell Südtirol” von Sudabeh Kalantari Lun. Diese zeigt sich im Anschluss an das Treffen überwältigt: “Danke für dieses wunderbare Erlebnis heute! Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir werden endlich sichtbar, hörbar und spürbar! Danke Euch Allen für diesen Moment und bleiben wir auf unserem Weg und lasst uns alle wachsen, an dem was noch auf uns zukommt! Gemeinsam sind wir stark!”, schreibt die Burggräfler Kindergärtnerin noch am selben Abend in die Gruppe.
Inzwischen gibt es Unterstützung auch von politischer Seite. “Mit den Kindergärtnerinnen, die gestern (2. Mai, Anm.d.Red.) ihre Stimme erhoben haben, finden wir: So kann es nicht weitergehen”, schreiben Brigitte Foppa, Hans Heiss und Riccardo Dello Sbarba in einer Aussendung. Vollstes Verständnis also, bei den Grünen. Sie sprechen dem Kindergartenpersonal ihre Solidarität aus und fordern die Landesregierung auf, “den Forderungen der Kindergärtnerinnen nach einer generellen Neuregelung in Stellensituation, Betreuungsschlüssel, Gruppengröße, Angleichung an die GrundschullehrerInnen und Bezahlung, nachzukommen”.
Die Grünen Landtagsabgeordneten hatten bereits Anfang des Jahres in einer Anfrage auf die “hohe, zum Teil unzumutbare Belastung der Südtiroler KindergärtnerInnen und pädagogischen MitarbeiterInnen in den Kindergärten” hingewiesen. Zwar hatten die Landesräte Deeg, Achammer, Tommasini und Mussner damals eingestanden, das Problem zu kennen und versprochen, Abhilfe zu schaffen, “allerdings besteht hierzu die Befürchtung, dass nicht mit einer wirklichen Entlastung gerechnet werden kann”, meinen die Grünen. Sie befürchten, dass es eher zu einer Reihe von Maßnahmen kommen könnte, “die am Ende die Qualität der Arbeit zugunsten der verminderten Quantität schmälern könnten”. Etwa, wenn an bestimmten Tageszeiten anstelle des Teams aus Kindergärtnerin und Mitarbeiterin eine einzige Person in der Gruppe präsent sein könnte.
Befürchtungen derselben Art hatte Sudabeh Kalantari Lun auch im salto.bz-Interview am Wochenende geäußert. Zwei Kindergärtnerinnen, die 30 Kinder betreuen müssten, das sei das Szenario, das in den Kindergärten drohe, so Kalantari Lun. Am Montag hat sie gemeinsam mit ihren Kolleginnen alle Themen, die ihnen unter den Nageln brennen, gesammelt. An die anwesenden Gewerkschaftsvertreter ging der Auftrag, bei dem Treffen, das heute mit der Personalverwaltung des Landes stattfindet, die herrschende Missstimmung deutlich zu machen. Gleichzeitig wird die Abhaltung von Gewerkschafterversammlungen gefordert, um neue Standpunkte auszuarbeiten. Kalantari Lun lädt das gesamte Kindergartenpersonal ein, daran teilzunehmen. Und stellt Personalverwaltung und Politik erneut die Rute ins Fenster: “Falls die nicht kooperative Haltung bleibt, sind wir nach wie vor bereit zum Streik.”