Beetgeflüster

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Zwischen Mythos und Löwenzahnstecher gibt es nämlich einiges zu beachten: Welcher Boden liebt was? Welche Pflanzen mögen sich? Und welche Nachbarn führen garantiert zum Drama im Beet? Hier gibt’s die wichtigsten Do’s und Don’ts, viel (selbst erprobtes) Halbwissen – und ein bisschen Ironie, damit auch der Spaß nicht zu kurz kommt.
Los geht’s: Gummistiefel an und ab mit den sauberen Händen in die gut riechende Erde!
Ein Garten ist wie eine Theaterbühne: Wenn der Vorhang sich hebt (sprich: der Frühling kommt), sollte alles bereit sein – die Erde locker, die Pflanzen motiviert, die Schnecken möglichst abwesend. Leider läuft das im echten Leben nicht immer so glatt wie im botanischen Wunschkonzert. Deshalb hier der kleine, aber feine Leitfaden: Was tun, was besser lassen – und wer bitteschön überhaupt zusammenpasst.
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Zur Autorin
Tamara Seyr ist FNL Kräuterexpertin und Heilpraktikerin. Sie beschäftigt sich oft und auch lange (und oft auch ganz, ganz lange) mit den Kräutern und allem was dazu gehört. Das sind nicht nur die botanischen Namen, die Familienzugehörigkeit und die Inhaltsstoffe, sondern auch die Signaturenlehre.
Ihr aktuelles Buch "Klugscheißerwissen Kräuter" ist hier erhältlich.
Foto: Tamara Seyr -
Der Boden: Das Fundament der Glückseligkeit
Wer einen Garten fit machen will, fängt nicht bei der Tomate oder dem Salat an, sondern bei dem, was darunter liegt: der Erde. Hier gilt das unsexy, aber wahre Motto: „Kompost statt Chemiekeule!“
Boden will gehegt und gepflegt werden wie eine alte Freundschaft – also schön Kompost einarbeiten, locker halten und möglichst nicht jeden zweiten Tag mit der Hacke traktieren. Wer glaubt, der Boden müsse ständig “gelüftet” werden, irrt: Mikroorganismen mögen es nicht, wenn man ihnen ständig das Wohnzimmer umgräbt.
Ganz wichtig: Keine künstlichen Dünger! Klar, sie versprechen schnelles Wachstum – aber genau wie Fast Food endet das meistens in einem traurigen, ausgelaugten Boden, der irgendwann so lebendig ist wie Oma Bertas alter Teppich.
Dann doch lieber etwas stinkende, aber sehr hilfreiche Brennnesseljauche als Dünger und Mulchen. Und wer jetzt denkt, Mulchen sei nur was für Hardcore-Gärtner, dem sei gesagt: eine Schicht aus Stroh, Laub oder Grasschnitt sieht nicht nur wildromantisch aus, sondern spart auch noch Arbeit beim Gießen und Jäten. Win-win, oder?
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Pflanzennachbarn: Liebe auf den ersten Blick oder Nachbarschaftsstreit mit Anwälten?
Gartenpflanzen sind wie Menschen: Manche können sich nicht riechen, andere sind ein Dream-Team. Ignoriert man das, schwört man sich den botanischen Ehekrach herauf.
Ein Klassiker, der schon so oft besungen wurde, dass man fast ein Lied daraus machen könnte: Tomate liebt Basilikum. Kein Scherz! Basilikum schützt die empfindliche Tomate vor Schädlingen und gibt ihr moralische Unterstützung beim Reifen.
Ebenso ein eingespieltes Team: Karotte und Zwiebel. Die beiden halten sich gegenseitig die ungeliebten Fliegen vom Leib – echte Kumpels eben. Andererseits: Setzt man Tomaten neben Kartoffeln, kann man sich direkt auf einen Wettlauf mit der Krautfäule freuen. Und Zwiebeln neben Bohnen? Keine gute Idee. Das wird nichts, da wird sich nur schief angeschaut und gegenseitig das Wachstum sabotiert.
Also, kurz gesagt: Ein bisschen Beziehungspflege auch im Beet schadet nicht. Ein Blick in die Mischkulturtabelle (oder einfach ein bisschen Bauchgefühl) kann Wunder wirken.
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Kräuter – die heimlichen Stars im Garten
Wenn wir schon bei guten Freunden sind: Kein Garten ist komplett ohne eine feine Auswahl an Kräutern.
Nicht nur, weil sie gut duften und Küche sowie Hausapotheke aufwerten, sondern auch, weil sie so unfassbar pflegeleicht tun, als wären sie völlig anspruchslos (Spoiler: manche sind es wirklich).
Ganz oben auf der Hitliste: Salbei, der Alleskönner gegen Halsweh und Schweißausbrüche.
Pfefferminze, die einem den Magen beruhigt, wenn das Gartenbierchen mal wieder zu viel war (bitte aber in Töpfen halten – sie ist sonst schneller überall als der Giersch!).
Ringelblume, die Gute-Laune-Blume mit heilender Wirkung für Haut und Herz.
Thymian, der kleine Bronchialheld. Und natürlich Kamille, die in jeder halbwegs anständigen Kräuterecke einen Platz verdient hat. Nicht zu vergessen: Schafgarbe (macht nicht nur bei Insekten Eindruck) und Zitronenmelisse, die einem den Feierabend versüßt – egal ob als Tee oder als entspannender Duft im Beet.
Wer seine Kräuter besonders stilvoll präsentieren will, baut sich eine Kräuterspirale. Das sieht nicht nur schwer professionell aus, sondern sorgt dafür, dass Minze ihre feuchten Füße bekommt und Salbei auf dem Sonnenhügel stolz die Blätter reckt.
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Gießen, Düngen, Schnecken: Wo die Tücken lauern
Wer denkt, mehr Wasser hilft mehr, liegt falsch. Pflanzen wollen morgens oder abends gegossen werden – und zwar nicht auf die Blätter, sondern schön brav an die Wurzeln. Wer in der Mittagshitze gießt, brät seine Lieblinge schneller an als der langjährige Grillmeister beim Dorffest der Musikkapelle. Auch beim Düngen gilt: Weniger ist mehr. Viele Kräuter sind eher genügsame Gesellen – wer sie überdüngt, verdirbt nicht nur den Geschmack, sondern produziert Krautmonster, die keiner mehr essen will.
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Ach ja, und dann wären da noch die Schnecken...
Die einen bringen uns auf die Palme, die anderen verdienen eher ein kleines Denkmal. Die braunen Nacktschnecken (Spanische Wegschnecke) ohne Häuschen sind die wahren Übeltäter: Sie fressen sich schamlos durch Salat, Kräuter und zarte Gemüsepflanzen, als gäbe es kein Morgen.
Ganz anders die Schnecken mit Häuschen – wie die Gehäuseschnecken. Die sind echte Gentlemen und rühren dein Gemüse meist gar nicht an; sie ernähren sich lieber von abgestorbenen Pflanzenteilen. Und dann gibt’s noch den Tigerschnegel – eine gepunktete, fast elegante Nacktschnecke, die nicht nur harmlos ist, sondern sogar hilft: Er frisst die fiesen Nacktschnecken auf! Ein echter Garten-Bodyguard im Schleimanzug.
Das heißt also: Gehäuseschnecken und Tigerschnegel dürfen bleiben, die braune Nacktschnecke muss gehen. Hier ist das Mittel der Wahl absammeln und vor allem im Herbst die Eiernester finden und vernichten. Hier feiern richtige GärtnerInnen ein zweites Osterfest.
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Raus in den Garten!
Ein guter Garten braucht Herz, Humor und ein bisschen Strategie. Boden pflegen statt quälen, Pflanzen nach Sympathie vergesellschaften und Kräuter einziehen lassen – unbedingt! Und sich selbst nicht zu ernst nehmen, wenn mal ein Projekt schiefgeht. Gartenarbeit ist wie das Leben selbst: Man plant, man pflanzt, und dann kommt ein Hagelschauer. Aber die nächste Saison kommt bestimmt – und mit ihr die nächste Chance auf das perfekte Beet.
In diesem Sinne: Jäthand aufwärmen, Gießkanne füllen – und raus in den Garten!
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