Politica | Landtagswahlen 2013

Wahlkampfauftakt mit rotem Buch

Die SVP Kandidaten sollen auf Südtirol-Tournee gehen. Nur dort sei man an Volkes Ohr und könne Anregungen für das Wahlprogramm sammeln.
Tommy und Kompanie
Foto: Seehauserfoto

Es herrschte ein deutlich legerer Ton anlässlich der Präsentation der SVP-Wahlkampagne. Stehend, im Sommerlook, versammelten sich die SVP Kandidaten vor den Oleanderbüschen des Hotels Figl am Bozner Kornplatz. Nicht nur die äußere Präsentation ist salopp, auch die Ansagen von Spitzenkandidat Arno Kompatscher und SVP-Chef Richard Theiner machen klar, dass man in der neuen SVP unbedingt einen anderen Wind wehen lassen will. Den Wind der Mitbestimmung, der Partizipation, der Teilhabe. Deswegen gibt es kein von oben diktiertes Wahlprogramm, sondern den Auftrag an die Kandidaten, ins Land hinaus zu gehen und Anregungen einzusammeln. „Die Kandidaten sollen Botschafter sein, die den Bürgern zuerst einmal zuhören müssen“, sagt Arno Kompatscher. Er selbst habe während seiner Südtirol-Tournee gesehen, wie notwendig es ist, mit den Bürgern direkt in Kontakt zu kommen: „Als Politiker glaubt man immer zu wissen, wo der Schuh drückt, aber im Gespräch mit den Bürgern schärft sich der Blick noch einmal mehr.“

Im Lauf der beiden Sommermonate Juli und August werden zahlreiche Treffen mit Bürgerinnen und Bürgern in ganz Südtirol organisiert, sagt SVP-Obmann Richard Theiner. So sollen Vorschläge und Anregungen gesammelt werden und um diese zu dokumentieren, erhalten alle 35 Kandidaten ein rotes Büchlein, in das diese Anregungen eingetragen werden sollen. Auch werde die Wahlkampagne stärker noch als früher über facebook, twitter und andere soziale Medien geführt werden.

Wie werden die Kandidaten nun ihre Kontakte zu den Bürgern organisieren?

Birgit Dissertori mit ihren Erfahrungen aus der Katholischen Jungschar und selbst Mutter von drei Kindern, will ihr rotes Buch mit Kommentaren und Vorschlägen von Kindern und Jugendlichen füllen. „Viele von ihnen haben die Schnauze voll,“ so Dissertori „sie sind die Diskussionen um 5- oder 6-Stunden Schulwochen satt, die Einführung der 36. Woche ebenso.“ Sie wolle vor allem die jungen Leute selber fragen, denn deren Meinung würde viel zu oft übergangen. Sie will den Sommer über viele Jugendlager und Erlebniswochen aufsuchen und dort nachfragen.

Elmar Pichler Rolle zückt auf Verlangen ebenfalls das rote Heft: „Ich war gestern auf der Ortsgruppen-Versammlung im Überetsch, dort haben wir ganz konkret zu Themen wie Urbanistik oder Arbeitsmarkt gesprochen. Drängendstes Anliegen ist die Jugendbeschäftigung, hier hab ich Vieles gehört.“ Er werde vor allem die Probleme seines Bezirks aufgreifen, aber nicht nur.

Genauso Franz Locher, Bürgermeister von Sarnthein, der sagt, die Anliegen der Sarner recht gut zu kennen, „auch die Themen der Stadt Bozen sind geläufig.“ Er freue sich auf die Fahrten in die anderen Bezirke, ins Pustertal, in den Vinschgau, um dort mit Bürgern und Funktionären deren Angelegenheiten zu besprechen. Bezahlen werde er diese Fahrten selbst.

Was diese Wahlkampagne sonst so kosten darf? Jedenfalls nicht die 2,6 Millionen Euro, die beim letzten Wahlkampf 2008 ausgegeben wurden, sagt Richard Theiner, „unser Budget wird wesentlich weniger betragen.“ Jeder Kandidat wird 5.000 Euro in die Wahlkampfkasse einzahlen und so ein Servicepaket erhalten, bei 35 Listenplätzen macht das 175.000 Euro. Das Wahlkampfbudget wird dieses Mal zum großen Teil von den Kandidaten selbst, von Spenden und anderen Mitteln getragen.