Economia | Dolomiten-Bahn

„Das ist (gute) Zukunftmusik“

Was halten eigentlich die Dolomiten-Bewohner von der Idee einer Dolomiten-Bahn? Florian Mussner, Reinhold Messner und Michil Costa äußern ihre Meinung.

Großprojekte hätten es hierzulande schwer, hört man oft. Ob es der Brenner-Basistunnel oder Bozner Flughafen ist – immer sind die Südtiroler prinzipiell dagegen. Doch die Reaktionen zur Idee einer Dolomitenbahn von Bozen bis Cortina scheinen dieses Vorurteil zu widerlegen: allseits erhält die Idee Zustimmung. Das mag daran liegen, dass es als PPP-Projekt finanziert werden könnte. Die geschätzten 1,6 Milliarden an Kosten, die ein solches Vorhaben erfordert, müssten also nicht allein von der öffentlichen Hand, sondern auch von privaten Investoren gestemmt werden. Aber auch der geringe Verschmutzungsfaktor und eine mögliche Entlastung der Bergpässe vom motorisierten Verkehr spielen eine Rolle.

Wie Helmuth Moroder, der Verantwortliche des ambitionierten SAD-Projekts, sagt, könnte die Dolomiten-Bahn – genauso wie auch eine Überetsch-Bahn – schon im Jahre 2026 fertiggestellt sein. In diesem Jahr soll auch der BBT endlich funktionstüchtig sein und dann sollen die Touristen einen Großteil von Südtirol innerhalb kürzester Fahrtzeiten auf den Schienen erreichen können. Jetzt hingegen reisen noch 90% von ihnen mit dem Auto an, sagt Moroder.

Zuspruch erhält das Projekt auch schon von vielen Bürgern. Doch ob sich eine solche Idee wirklich innerhalb von 10 Jahren verwirklichen lässt, darüber herrscht noch Skepsis. Was sagen eigentlich die Dolomiten-Bewohner dazu?

Bergsteiger Reinhold Messner:

„Es ist bislang noch eher eine Idee als ein Projekt, und diese Idee ist weit in die Zukunft projiziert. Die Idee finde ich aber sehr gut, ich habe selbst bereits vor langer Zeit schon an die Möglichkeit einer Dolomiten-Bahn gedacht. Die Dolomiten sind schließlich der größte Antriebsmotor unseres Tourismus, und so könnte der Großteil der Touristen bequem und ausschließlich mit dem Zug anreisen. Vorbild dafür sind Projekte, die in der Schweiz bereits verwirklicht wurden, wie etwa der Glacier-Express oder die Jungfraubahn, die großen Erfolg haben. Eine Dolomitenbahn ist im Augenblick allerdings noch Zukunftsmusik und ich werde ihre Fertigstellung wohl nicht mehr erleben, aber für künftige Generationen hoffe ich, dass diese Idee realisiert wird.“

Landesrat Florian Mussner:

„Es ist immer gut, Courage für Visionen zu haben, auch wenn manche sofort sagen, gewisse Ideen seien unrealistisch. Das hat man aber auch gesagt, bevor Projekte wie der Suez-Kanal realisiert wurden. Ihre Realisierung hat dann aber die ganze Menschheit vorangebracht. Zunächst haben wir also die Idee – wie es dann konkret weitergeht, kann man diskutieren. Es geht nicht alles von heute auf morgen und so ist es auch bei der Dolomiten-Bahn. Beispielsweise muss diskutiert werden, wie man ein solches Großprojekt finanzieren kann. Private Investoren miteinzubinden könnte beispielsweise eine Lösung sein. Das Ziel, schon bis 2026 eine befahrbare Bahnstrecke zu haben, halte ich aber für unrealistisch.“

Hotelier Michil Costa:

„Ich finde die Dolomiten-Bahn eine großartige Idee, vorausgesetzt aber, dass man im Zusammenhang mit der Bahn nicht weitere Hotels baut. Dass Ziel sollte nicht sein, durch diese Bahn noch mehr Touristen herzuholen; stattdessen sollen jene, die bereits kommen, nicht mehr mit dem Auto oder Motorrad, sondern mit dem Zug einreisen. Dadurch würde auch die akustische Verschmutzung beträchtlich zurückgehen und die Bergpässe bekämen eine ganz neue Attraktivität. Sobald man eine Bahn hat, sollte man die Pässe überhaupt sperren. Meine Kollegen im Gastbetrieb müssen sich dann keine Sorgen machen. Im Gegenteil, das würde auch wirtschaftlich hervorragend funktionieren, denn Gäste würden weiterhin und möglicherweise auch zahlreicher kommen, allerdings eine andere Art von Gästen.“