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Im Tesla gegen Parasiten

Der Eppaner SVP-Landtagskandidat Reinhard Zublasing nennt in seiner Wahlwerbung Ausländer Parasiten. Das zeigt welche (Un)Sitten auch in der SVP Einzug gehalten haben.
Zublasing, Reinhard
Foto: reinhardzublasing
Vor zehn Tagen beim Knödelfest des Eppaner Kirchenchores standen sie noch für Fotos stolz nebeneinander. Philipp Achammer in Lederhosen und Reinhard Zublasing, Überetscher SVP-Landtagskandidat und Lokalmatador. 
Am Dienstag musste sich der SVP-Obmann aber plötzlich von seinem Kandidaten distanzieren, Zublasing ernsthaft zur Vernunft rufen und einen veritablen Politskandal vermeiden.
Zwischen diesen beiden Episoden liegt ein Anruf von Barbara Varesco: Die Dolomiten-Chefreporterin hat eine Geschichte ausgegraben, die deutlich macht, welche (Un)Sitten im Kampf um die Wählerstimmen inzwischen auch in der SVP Einzug gehalten haben.
Und wie weit sich mancher Kandidat unterm Edelweiß vorwagt, um mit ausländerfeindlichen Parolen Stimmen zu sammeln.
 

Freibier & Tesla

 
Reinhard Zublasing will den Einzug in den Landtag schaffen. Der 62-jährige Eppaner Handwerker und Unternehmer setzt derzeit alles auf eine Karte.
Zublasing sitzt seit drei Jahren für die SVP im Eppaner Gemeinderat, er war viele Jahre lang Präsident des Hockeyclubs Eppan und ist seit 2014 auch amtierender Vizepräsident des italienischen Eissportverbandes (FISG). Zudem ist Zublasing im LVH engagiert.
Bei den Landtagswahlen tritt er als Vertreter der SVP-Wirtschaft an. Seit langem haben die Überetscher keinen SVP-Vertreter mehr im Landtag. Deshalb greift Reinhard Zublasing im Wahlkampf ordentlich in die Tasche. Große Plakate an allen Bushaltestellen, eine eigene Homepage, Videos, Werbeanzeigen in den Zeitungen und Radiowerbung. Für kommenden Samstag laden der Landtagskandidat und die Eppaner SVP zu einem Frühschoppen am Rathausplatz ein. Freibier, Weißwurst und Musik sind angesagt.
Im Überetsch und darüber hinaus geht man davon aus, dass Reinhard Zublasing gut 100.000 Euro in seinen Landtagswahlkampf steckt.
 
 
In welcher Liga sich der Eppaner Wirtschaftsvertreter dabei bewegt, zeigt ein Detail. Auf einer seiner vielen Facebook-Seiten posiert Zublasing stolz mit seinem Wahlkampf-Auto: einem Tesla.
 
Reinhard Zublasing schreibt darunter:
 
„Fakten zum Wahlkampf: Wussten Sie, dass ein Kandidat während des Wahlkampfes durchschnittlich 13.000 gefahrene Kilometer zurücklegt?
Mein Wahlkampf soll nicht auf die Kosten der Natur gehen. Deshalb fahre ich TESLA, um meine ökologischen Fußabdrücke wenigstens nicht auf meiner Wahlkampfroute zu hinterlassen"
 
Das 150.000 Euro teure Auto wird – laut Zublasing – von der Marketing- und Werbeagentur „Beyondgreen" zur Verfügung gestellt.
Was er nicht sagt: Die Agentur gehört seiner Tochter und Geschäftspartnerin.
 
 

Sicherheit & Ausländer

 
An erster Stelle des Wahlprogramms von Reinhard Zublasing steht das Thema Sicherheit. Unter dem Slogan „Wir Südtiroler müssen uns wieder sicher und frei bewegen können“ verbindet der SVP-Kandidat dabei – in bester freiheitlicher Manier – Gewalt und Einwanderung.
In einer Videobotschaft sagt Reinhard Zublasing:
 
„Übergriffe auf Jugendliche vor Diskotheken, fast täglich Einbrüche, Drogenhandel und Drogenmissbrauch. Unsere Sicherheit ist ein Brennpunktthema geworden, für Alt wie Jung und für alle Familien. Wir müssen aktiv werden und agieren, damit unsere Leute wieder in Frieden leben können. Durch mehr Kontrollen, durch Überwachung und vor allem durch die Verfolgung und strenge Bestrafung der Täter. Wenn dies Ausländer sind, dann müssen sie unmittelbar abgeschoben werden. Zudem muss die Kompetenz für das Thema Sicherheit vom Staat auf den Landeshauptmann übergehen. Wir müssen uns wieder sicher und frei bewegen können und wollen in Südtirol selbst bestimmen, wie wir das Thema Sicherheit gestalten!“
 
In einem weiteren Video forderte der Eppaner SVP-Kandidat eine „neue Ausländerpolitik für Südtirol“.
 
 
Südtirol braucht eine neue Ausländerpolitik, von Reinhard Zublasing

 

Das Ungeziefer

 
Wie weit nach rechts der Wirtschaftskandidat, der sich als „#derMacher“ verkauft, dabei geht, zeigt er jetzt in einem Radiospot, den Reinhard Zublasing gesprochen hat.
In dem Spot fordert Zublasing eine „klare Obergrenze“ und „nur ehrliche und fleißige Migranten“. Dann sagt der SVP-Wirtschaftskandidat wörtlich: „Wir brauchen keine Parasiten.
 

Der Radiospot

 
Dieser menschenverachtende Spot lief in den vergangenen Tagen auf mehreren Südtiroler Privatsendern. Unbeanstandet. Niemandem in der großen SVP scheint der Skandal aufgefallen oder aufgestoßen zu sein.
Als Dolomiten-Reporterin Barbara Varesco direkt bei Reinhard Zublasing nachfragte und sich offen über dessen Wortwahl schockiert zeigte, hatte dieser kein großes Einsehen. Erst als sich die Journalistin an Philipp Achammer wandte, merkte man, was da heraufzog. Der SVP-Obmann zog umgehend die Reißleine. Reinhard Zublasing und die Volkspartei, die offiziell Auftraggeber des Radiospots war, zogen den Spot zurück.
Jetzt versucht man den Vorfall zu bagatellisieren.