Ambiente | Umweltschutz

Anonymer Preisträger

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz hat gestern Abend den Goldenen Lugenbeitl 2016 vergeben. An wen eigentlich?

Letztes Jahr ist Landeshauptmann Arno Kompatscher zum Handkuss gekommen, vorher waren es der Bozner Flughafen, der Safety Park und das nicht eingelöste Versprechen zur Mautanpassung auf der Brennerautobahn. Und wer bekommt den diesjährigen Goldenen Lugenbeitl, den der Dachverband für Natur- und Umweltschutz gestern (3. Februar) Abend vergeben hat? Auf den ersten Blick scheint es, als ob der Negativ-Preis für besonders umweltfeindliche Attitüden an den sogenannten Gülle-Beschluss gehen würde, mit dem die Südtiroler Landesregierung vor knapp zwei Jahren die „Managementleitlinien für die Ausbringung von Mist, Gülle und Jauche aus der Viehwirtschaft in Natura-2000-Gebieten“ festgelegt hat. Auf den zweiten Blick wird klar, dass der diesjährige Preisträger keinen Namen hat: „Der diesjährige Goldene Lugenbeitl richtet sich explizit nicht an jene, die den Beschluss getroffen haben, sondern an jene, die dessen Umsetzung bisher erfolgreich verhindert haben“, präzisiert der Dachverband in seiner Lugenbeitl-Aussendung. Denn „obwohl der Beschluss eine klare und durchaus wohlwollende zeitliche Regelung vorsieht, konnten im gesamten Umsetzungszeitraum von 18 Monaten nicht einmal die notwendigen Vorerhebungen abgeschlossen werden.“

Wer bekommt denn nun die Auszeichnung, die Südtirols Umweltschützer nach dem Vorbild des „Tapiro d'Oro“ und anderer Negativ-Preise ins Leben gerufen haben? Erst auf Nachfrage von salto nennt der Vorsitzende des Dachverbandes, Klauspeter Dissinger, Ross und Reiter: „Eine von Landesrat Arnold Schuler eingesetzte Arbeitsgruppe sollte bis 1. Dezember 2015 den Gülleplan ausarbeiten, damit die Bauern im Frühjahr 2016 klare Vorgaben für die Ausbringung haben.“ In der Arbeitsgruppe sitzen u. a. Vertreter der Landwirte, auch der Dachverband konnte im Nachhinein einen Repräsentanten entsenden. Den Gülleplan gibt es bis heute nicht, obwohl der Dachverband-Vertreter intern Druck gemacht habe, berichtet Dissinger, und dies sei wohl der Arbeitsgruppe anzulasten. Die Hauptverantwortung jedoch trägt in den Augen des Dachverbandsvorsitzenden „selbstverständlich Landesrat Schuler“. Jetzt hat der Preisträger also doch einen Namen.