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„It was all about art and love“

Die Reihe „Female Views“ zeigt „Peggy Guggenheim: Ein Leben für die Kunst“ im Filmclub Bozen.



Wer war Peggy Guggenheim?
Jüdische Herkunft, Nichte von Solomon R. Guggenheim (ja genau, der mit dem Museum von Frank Lloyd Wright mit den geschwungenen Formen in New York), nach eigenen Angaben so etwas wie eine Nymphomanin, und berühmt für ihre umfangreiche Kunstsammlung. Exzentrische Galeristin, Förderin, Freundin, Ehefrau und Liebhaberin von einigen großen Künstlern des vorigen Jahrhunderts.

Der im letzten Jahr herausgekommene Dokumentarfilm „Peggy Guggenheim: Art Addict / Ein Leben für die Kunst“ (Trailer) versucht anhand bisher verschwunden geglaubter Tonaufnahmen von Interviews mit Peggy Guggenheim und umfangreichen Foto- und Filmaufnahmen aus den Archiven ein Bild dieser bewegten Frau zu zeichnen.
Regisseurin Lisa Immordino Vreeland: „Es gibt nichts Mitreißenderes, als jemanden seine eigene Lebensgeschichte erzählen zu hören und Jackie [Bogard Weld| war besonders gut darin, provozierende Fragen zu stellen. Man merkt, dass es Peggy bei vielen Fragen  schwer fiel, sie zu beantworten, denn sie war niemand, der seine Gefühle gerne nach Außen zeigte. Und das kommt im Film auch rüber, man merkt es am Klang ihrer Stimme.”

Schon mit 22 Jahren zog Peggy nach Paris und bandelte mit der dortigen die Welt versammelnden Kunstwelt an. Dadaisten, Surrealisten... sie kannte alle und liebte einige. Ihre Liebe zur Kunst begründet ein Wegbegleiter hingegen so: „She wanted art as a mirror for her own strangeness.“
Ende der Dreißiger eröffnete sie eine Galerie in London (Guggenheim Jeune) mit einem famosen Berater (Marcel Duchamp) an ihrer Seite und 1942 eine Galerie in New York: Art of This Century Gallery.

Als es hieß, Hitlers Truppen rücken in Richtung Paris vor, sagte sie, dass sie ab jetzt jeden Tag ein Bild kaufen würde. Denn 1939 verstand sie: die Künstler versuchen jetzt um jeden Preis  zu verkaufen. So erstand sie eine der größten  und bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die fast lächerliche Summe von 40.000 Dollars. Dass sie während dieser Zeit als Jüdin hätte deportiert werden können, wusste sie auch, aber die Angst war ihr fremd. Trotzdem: 1941 war alles bereit zur Flucht. Zusammen mit dem deutschen Maler und Bildhauer Max Ernst, und nicht, bevor sie ihre Sammlung ordnungsgemäß verpackt und versendet hatte, überschiffte sie nach New York. Außerdem dachte sie in dieser Zeit auch an die anderen: einige berühmte europäische Künstler konnten dank ihrer finanziellen Unterstützung Europa verlassen.




Nach dem Krieg kehrte sie wiederum dorthin zurück: Venedig war ihre letzte Station; im Palazzo Venier dei Leoni verbrachte sie ihr letztes Lebensdrittel . Ihre Sammlung vermachte sie zehn Jahre vor ihrem Tod der Solomon R. Guggenheim Foundation.
Diese vereint eine überwältigende Fülle an Meisterwerken aus Kubismus, Futurismus, europäischer abstrakter Kunst, metaphysischer Malerei, Surrealismus, Dadaismus und amerikanischem abstrakten Expressionismus. Unter den rund 200 Künstlern, deren Werke ihrer Sammlung angehören, sind Klee, Picasso, Mondrian, Braque, Duchamp, Kandinsky, Léger, Brancusi, Severini, Miró, Balla, Magritte, Delaunay, Pollock, Dalí, Kupka, Picabia, van Doesburg, Ernst, Giacometti, Rothko, Calder, Moore oder Marini, sowie Werke der Volkskunst.
Der Kunsthistoriker John Richardson, der im Film ebenfalls zu Wort kommt, beschreibt Peggy mit dem Begriff der „Bestäuberin“: unter den außergewöhnlichen Umständen jener Zeit half sie all den Künstlern, die sie traf und befand sich damit in einer sehr einzigartigen Position. Das bringt uns in Erinnerung, was SammlerInnen sein können, die Kunst nicht nur als Wertanlage und Spekulationsobjekte sehen: inspirierende MäzenInnen, die man aus der Kunstgeschichte nicht mehr wegdenken kann.

Peggy Guggenheim: Art Addict / Ein Leben für die Kunst
Regie: Lisa Immordino Vreeland
Dokumentarfilm, USA 2015, 96min

Mittwoch, 20 Uhr
Filmclub Bozen (Link)