Politica | Gadertal

„Ich war der SVP im Weg“

Der Präsident des Tourismusverbandes, Oscar Alfreider, hat seinen Rücktritt eingereicht. Im Salto-Interview spricht er über die Gründe und sein Telefonat mit Gatterer.
Alfreider, Oscar
Foto: Usc de Ladins
Salto.bz: Herr Alfreider, nach der Veröffentlichung eines abgehörten Telefonsgesprächs zwischen Ihnen und Ingemar Gatterer im Buch “Freunde im Edelweiss” hat es jetzt einen Misstrauensantrag gegen Sie gegeben. Sie sollen als Präsident des Tourismusverbandes Alta Badia zurücktreten?
 
Oscar Alfreider: Ja. Ich soll für 13 Jahre erfolgreiche Arbeit im Tourismusverein bestraft werden. Auch weil ich mich von der Politik fernhalte und mich nicht beeinflussen lasse. Deshalb soll ich als Präsident abgelöst werden. Dazu hat man auch eine Kampagne gegen mich organisiert.
 
Mit Verlaub, Sie waren es, der Gatterer Hilfe bei der Suche nach Belastungsmaterial gegen Landesrat Daniel Alfreider angeboten haben.
 
Das war ein, einziges Telefongespräch vor drei Jahren, das zudem keine Fortsetzung mehr hatte. Es war die FF, die Ende des vergangenen Jahres diese Geschichte wieder herausgezogen hat. Daraufhin schickte mir Daniel Alfreider eine SMS, mit der Frage ob diese Darstellung so stimme. Einige Tage danach hatte ich dann mit Daniel Alfreider ein ungefähr einstündiges Gespräch. Dabei habe ich mich bei ihm für meine Aussagen entschuldigt. Wir haben uns nach diesem Gespräch, nicht als Freunde getrennt, aber mir schien, das Ganze auf beiden Seiten geklärt.
Es wundert mich schon, dass sich die Freunde im Edelweiß aus Corvara jetzt zusammentun, um zu beweisen, wie treu sie die SVP unterstützen. Das ist der Grund warum man mich weghaben will.
Der Wortlaut des Gesprächs im Buch hat das Ganze jetzt aber wieder aufbrechen lassen?
 
Ich habe das Buch weder gekauft, noch werde ich es lesen. Mir wurde die betreffende Seite aber zugeschickt. Wie ich aus den Medien verstanden habe, bin nicht ich das Problem auf diesen 500 Seiten, sondern die SVP internen Machtkämpfe. Deshalb wundert es mich schon, dass sich die Freunde im Edelweiß aus Corvara jetzt zusammentun, um zu beweisen, wie treu sie die SVP unterstützen. Das ist der Grund warum man mich weghaben will.
 
Eine schwere Anschuldigung?
 
Nein, das ist die Wahrheit. Schauen Sie, wenn mein Telefonat in dieser Affäre von Bedeutung gewesen wäre, hätte man mich angeklagt oder vor Gericht gebracht. Zumindest wäre ich von den Ermittlern abgehört worden. Doch das ist nie passiert.
 
Sie sagen, ihre Absetzung wird von der Gadertaler SVP gefordert?
 
Daniel Alfreider hat in der Ausgabe der “La Usc di Ladins” vom 25. März 2022 ein Interview gegeben, wo man lesen kann, daß ich diesem Posten verlassen sollte. Bereits vorher haben wir das Telefonat im Vorstand des Tourismusverbandes besprochen. Dabei habe ich gesagt, wenn das ein Problem ist, kann ich mein Amt auch zurücklegen. Doch die Mehrheit der Anwesenden war so wie ich der Meinung, dass das eine private Angelegenheit zwischen Daniel Alfreider und mir sei und mit dem Tourismusverein oder - verband nichts zu tun habe.

Nach einer neuen Eingabe eines Mitglieds ist das Ganze vergangene Woche aber wieder aufgebrochen?
 
Ja, denn die wahren Freunde im Edelweiß Corvara haben sich dieses Mal mit mehr Energie zusammengesetzt um mich zu verräumen. Wir haben zuerest im Ausschuss darüber geredet und dann habe ich die Vorstandsitzung einberufen. Auf der Sitzung habe ich - und das hat Salto.bz richtig dargestellt - eine dreiviertel Stunde lang geredet. Dabei habe ich auf meine Arbeit in den letzten 13 Jahren verwiesen. Dass wir es geschafft haben drei Tourismusvereine in einer Genossenschaft zusammenzuführen, dass man ein eigenes Marketingunternehmen aufgebaut hat und damit viel Geld sparen kann. All das ist im Sinne der Tourismusreform des Landes und ich habe erst vor wenigen Tagen bei Tourismuslandesrat Arnold Schuler ein Dokument abgegeben, das als Modell für die Zusammenlegung von Tourismusvereinen gelten soll. Ich habe auf der Sitzung aber auch gesagt, dass ich 13 Jahre lang als Präsident nur eine kleine Spesenvergütung verlangt habe und ich einiges an privaten Geld für diese Arbeit ausgegeben habe.
 
Die Abstimmung über den Misstrauensantrag im Vorstand ging schließlich 5 zu 5 aus.
 
Für mich war das ein kleiner Erfolg. Denn zu solch heiklen Sitzungen gehen normalerweiße nur die Gegner. Genauso wie bei einem Referendum, kommen vor allem jene die dagegen sind. Vor diesem Hintergrund ist es für mich ein Sieg. Ich habe dann gesagt, dass ich meine Entscheidung auf der nächsten Ausschusssitzung bekanntgeben werde.
 
 
Anscheinend kann man in Corvara keinen Posten haben, wenn man nicht das richtige Parteikartl hat. Aber ich bin ein freier Mensch und gehöre keiner Partei an.
Sie sind verärgert, dass diese Internas zu Salto.bz durchgesickert sind?
 
Ja. Denn es wurde auf der Sitzung ausgemacht (ohne mich, ich war ja schon weg), dass auf Journalistenfragen einer der Vize-Präsidenten antworten soll. Vorher aber sollte eine Aufklärungs-Mail an alle Mitglieder geschickt werden, in der die Vorgeschichte und der Ausgang der Sitzung geschildert werden. Denn die Mitglieder sollen die Sachen vor den Medien wissen. Dann aber kam ihr Artikel, Herr Franceschini. Das heißt, dass sich jemand nicht an die Abmachung gehalten hat. Es gibt anscheinend einen „uomo d’onore“, der zum Maulwurf wurde, um mir zu schaden.
 
Haben Sie sich mehr Rückhalt und eine andere Reaktion erwartet?

Ja. Denn das alles ist eine private Geschichte zwischen mir und Daniel Alfreider, die mit der Tourismusgenossenschaft nichts zu tun hat. Ich denke, dass man in einem demokratischen Land, das Recht haben muss, persönliche Aussagen zu machen oder sich zu wehren. Wir sind ja nicht in Nordkorea oder? Natürlich kann ich verstehen, dass es einfacher ist, ein Freund der Politiker zu sein. Aber dass mir vorgeworfen wird, nicht zu einer Partei zu gehören und nicht derselben Meinung der regierenden Politiker zu sein, ist ein starkes Stück. Anscheinend kann man in Corvara keinen Posten haben, wenn man nicht das richtige Parteikartl hat. Aber ich bin ein freier Mensch und gehöre keiner Partei an.
Diese Versuche einer politischen Einflussnahme habe ich abgeblockt.
Was aber hat Ihnen Daniel Alfreider angetan?
 
Mir persönlich nichts. Aber er hat versucht sich mehrmals in die Angelegenheiten des Tourismusverbandes einzumischen. Diese Versuche einer politischen Einflussnahme habe ich abgeblockt. Etwa als er über den Tourismusverein ein Fußballspiel mit Parlamentariern organisieren wollte. Auch als Mitglied der Baukommission in der Gemeinde Corvara habe ich mehrmals die Meinung der Techniker geteilt, die sich gegen Alfreider-Projekte ausgesprochen haben. Das sind meine Sünden: Deshalb muss ich weg.
 
Sie haben heute Montag dem Ausschuss des Tourismusverbandes Ihren Rücktritt mitgeteilt?
 
Ja. Von 800 Mitgliedern haben uns in den vergangenen Tagen sieben Schreiben erreicht, die meinten, wenn ich nicht zurücktreten, dann würde diese Hoteliers aus dem Verein austreten. Aber ich möchte jeden Schaden vom Verband abwenden. Deshalb bin ich zurückgetreten. Jetzt sollen andere das Ruder übernehmen. Ich habe meinen Beitrag geleistet.