Einträchtige Bürgermeister-Kandidatinnen
Was passiert, wenn die beiden einzigen Bozner Bürgermeisterkandidatinnen über ihre Visionen von weiblicher Politik sprechen? Es wird weniger gestritten als gedacht, zeigt eine von der Frauenkoordinationsstelle des CGIL-AGB organisierte Diskussion zwischen der Grünen Cecilia Stefanelli und Maria Teresa Tomada von Fratelli d’Italia. Anders gesagt: Bei Brigitte Foppa und Ulli Mair wären mehr Funken gestoben. Frauenquoten in der Politik? „Klar bin ich dafür, wir haben schließlich auch im Gemeinderat dafür gestimmt“, erklärte die langjährige Bozner Rechtspolitikerin zu einem der großen Streitthemen im Zusammenhang mit Frauen und Politik. Sind Frauen in der Politik benachteiligt, fragte die Südtiroler CGIL-Generalsekretärin Doriana Pavanello. „In meiner Partei nicht“, erklärten beiden Politikerinnen unisono. „Doch in den Medien bekommen wir sicher viel weniger Platz“, ergänzte Tomada.
Klarerweise kann die grüne politische Newcomerin Stefanelli mit weit ausgefeilteren Analysen und Rezepten zur Genderproblematik in Politik und anderen Entscheidungspositionen aufwarten. Auch bei persönlichen Erfahrungen mit der genauen Aufrechnung von Pflege- und Hausarbeitsstunden mit dem Partner konnte Tomada nicht mithalten. Und doch drehte sich zumindest im ersten Teil der Diskussion der größte Streitpunkt der beiden Bürgermeisterkandidatinnen um die Frage, ob die scheidende Stadträtin Patrizia Trincanato als Vorsitzende der Kommission für Chancengleichheit gute oder schlechte Arbeit geleistet hat. Ein Gremium, das einzig und allein Beiträge verteile und weder Austausch mit dem Landesbeirat für Chancengleichheit gepflegt habe noch sonst irgendwelche positiven Entwicklungen für Frauen gebracht habe, kritisierte Tomada. Um von Cecilia Stefanelli auf das Netzwerk zur Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt, die Förderungen von Künstlerinnen oder den Sportello Empowerment im Frauenbüro der Gemeinde hingewiesen zu werden.
Sicher ist laut beiden Politikerinnen, dass die Beteiligung von Frauen auf vielen Ebenen gefördert werden muss. Ob mit dem Abbau von Stereotypen bei Rollenbildern und der Berufswahl, wie Stefanelli erklärte oder einer generell stärkeren politischen Bildung der Jugend, wie Tomada sie einfordert. Junge Leute unter 20 finden Politik insgesamt verabscheuungswürdig, meint sie – und zwar, weil sie nicht zu einer Beteiligung angeregt werden. Solange dies nicht gemacht werde, sei der politische Nachwuchs insgesamt in Gefahr – ob bei Frauen oder bei Männern. Wenig Chancen auf eine stärkere weibliche politische Beteiligung gibt es laut der Grünen Bürgermeisterkandidatin aber auch, solange die Diskussion darüber - wie auch am Montag - ausschließlich unter Frauen abgehalten wurde. „Wir brauchen keine politica al femminile, sondern eine politica femminista, die von Frauen wie Männer getragen wird“, so Cecilia Stefanelli.