Ambiente | Unglück

Klimawandel begünstigt Abbrüche

Nach dem Unglück auf der Marmolata sitzt der Schock über den Tod der Bergsteiger:innen tief. Laut Roberto Dinale sei das Risiko für solche Tragödien schwer vorhersehbar.
marmolata_1.jpg
Foto: Othmar Seehauser

Bei dem Gletscherabbruch auf der Marmolata sind am Sonntag mindestens sechs Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Die Tageszeitung la Repubblica rechnet mit bis zu 30 Toten. Das Unglück sorgte über Italien hinaus für Schlagzeilen. Es hatte sich ein riesiger Eisblock von der Bergspitze gelöst und es wird befürchtet, dass auch der restliche Teil abbricht und neue Lawinen auslöst. Deshalb hat die Bergrettung die Suche nach weiteren Verschütteten vorerst abgebrochen.

 

 

Roberto Dinale, Amtsdirektor für Hydrologie und Stauanlagen, sieht das Ereignis im Zusammenhang mit den ansteigenden Temperaturen der letzten Jahre. Der durch den Klimawandel verursachte Gletscherschwund zeigt sich auch in Südtirol: „Durchschnittlich verlieren Gletscher 1 Meter Masse Eis pro Jahr. Talgletscher mit Gletscherzunge verlieren 30 Meter pro Jahr“, sagt Dinale. Das Risiko für Abbrüche wie bei der Marmolata sei allerdings nicht verallgemeinerbar: „Es ist schwierig zu sagen, wann und wo ein Gletscher abbricht.“

 

 

Die Gletscherlawine wurde mit einem dumpfen Grollen angekündigt, wenig später stürzte eine riesige Eislawine mit lautem Donnern von der Punta Rocca in die Tiefe und traf mindestens zwei Seilschaften. Carlo Budel, Hüttenwirt der Schutzhütte Capanna Punta Penia, äußerte sich in einem Instagram-Video: Es sei der „schlimmstmögliche Zeitpunkt und Tag, an dem sich der Brocken lösen konnte“. An dem sommerlichen Sonntag waren kurz nach Mittag auf dem 3.343 Meter hohen Berg viele Bergsteiger:innen unterwegs. Budel rief auf Instagram auf, bis auf Weiteres nicht auf die Marmolata zu steigen.