Società | Schutzkleidung
Happy Hemd
Foto: upi
Der Gemütszustand könnte kaum unterschiedlicher sein.
In den Führungszimmern des Südtiroler Sanitätsbetriebes herrscht seit gestern Hochstimmung und verständlicherweise auch Genugtuung. Immerhin scheint eine mehr als verzwickte Geschichte langsam einem Ende zuzugehen. Es ist noch kein Happy End aber immerhin ein wichtiger Teilerfolg.
In dem Hochhaus am Piazzale Pastore 6 im römische EUR-Viertel sieht es hingegen ganz anders aus. Am Zentralsitz des italienischen Arbeitsversicherungsinstitutes INAIL ist Verärgerung spürbar. „Es hat politischen und juristischen Druck gegeben“, sagt einer der beteiligten Funktionäre. Mehr will der INAIL-Bedienstete aber selbst unter Zusicherung der Anonymität nicht preisgeben.
Denn die unendliche Geschichte um den sogenannten Südtiroler Maskenskandal ist um ein Kapitel reicher. Nach Informationen von Salto.bz hat das INAIL in den vergangenen Tagen dem Südtiroler Sanitätsbetrieb ein positives Gutachten für den Gebrauch der aus China importierten aseptischen Schutzanzüge erteilt.
Der Rekurs
Es ist ein Gutachten, das man mit der Brechstange eingeholt hat.
Die Vorgeschichte ist bekannt. Das römische Arbeitsversicherungsinstitut hat Ende April 2020 für mehrere Schutzbehelfe, die mit der sogenannten Oberalp-Lieferung in China eingekauft wurden, ein negatives Gutachten ausgestellt. Sowohl die Atemschutzmasken, als auch die Schutzanzüge mussten daraufhin vom Südtiroler Sanitätsbetrieb wieder eingezogen werden. Sie durften laut den geltenden Bestimmungen nicht eingesetzt werden.
Was weniger bekannt ist: Der Südtiroler Sanitätsbetrieb hat am 30. Juni 2020 beim Verwaltungsgericht Latium einen Rekurs gegen die Entscheidung des wissenschaftlich-technischen Expertenkomitees des INAIL eingereicht. Mitte Juli ließ sich das Arbeitsversicherungsinstitut in das Verfahren ein. Bisher wurde im Verfahren RG n. 4864/2020 noch kein Termin für das Hauptverfahren festgelegt.
Jetzt aber dürfte der Rekurs hinfällig werden.
Außerordentliche Prüfung
Denn Florian Zerzer & Co haben am 27. Mai 2020 beim INAIL auch eine neuerliche Prüfung der aseptischen Schutzanzüge beantragt. Dabei hat der Sanitätsbetrieb diesmal seine Hausaufgaben ordentlich gemacht und die gesamte nötige Dokumentation auch auf Italienisch nach Rom übermittelt.
Das technisch-wissenschaftliche Komitee hat nach Informationen von Salto.bz eine neue „außerordentliche Prüfung der Schutzanzüge“ durchgeführt. Dabei haben die von der chinesischen Firma „Fujian Combo Medical Technology Co Ltd“ hergestellten Schutzanzüge alle Tests bestanden. Vor wenigen Tagen übermittelte das INAIL das positive Gutachten nach Bozen.
Nach Informationen von Salto.bz ist diese überraschende Wende auch durch politischen Druck zustande gekommen. Sowohl Landeshauptmann Arno Kompatscher wie auch Sanitätslandesrat Thomas Widmann haben bei Gesundheitsminister Roberto Speranza und bei anderen Regierungsstellen in Rom interveniert. Am Ende scheint der Druck im Hochhaus im römischen EUR angekommen zu sein.
Die Erleichterung im Sanitätsbetrieb wird auch verständlich, wenn man weiß, dass diese Schutzanzüge für den aseptischen Gebrauch, der bei weitem teuerste Schutzbehelf aus der China-Lieferung ist.
Der Sanitätsbetrieb hat pro Schutzanzug 27,90 Euro bezahlt. In der ersten Lieferung wurden 30.000 solcher Anzüge gekauft. Sie lagern seit Monaten in Südtirol. Mit der zweiten Bestellung (die es angeblich nie gegeben hat) sollen aber weitere 100.000 Stück dieser Schützanzüge aus China kommen.
Jetzt ist dürfte man auch dafür grünes Licht geben.
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Die SVP macht Lobbying, so
Wenn die SVP gleich gut im Regieren wie im Lobbyieren wäre, würde ich die ja wählen.
In Südtirol geht es vor allem um Nepotismus und um die öffentliche Meinung, um die SVP-Wähler bei Laune zu halten.