Cultura | Salto Afternoon

In der Tapetenbäckerei

Die Ausstellung "Dreams That Money Can Buy" von Philip Wiegard bringt viel Farbe in die Mauern des alten Schlosses Gandegg in Eppan. Mit Kunst und Kindern.
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Foto: Salto.bz

Eine Art Akademie für Kultur und Bildung, die mehr sein könne, „als eine Universität“; diesen Gedanken brachte der Dramatiker und Schriftsteller Hugo von Hofmansthal 1917 in einem Brief an seinem Freund Rudolf Pannwitz zum Ausdruck, im Hinblick auf das alte Gemäuer des Eppaner Schlosses Gandegg. Während der Jedermann-Erfinder ein „Kraftcentrum“ für Kulturschaffende und Künstler herbeisehnte, wurde die verworfene Idee von den beiden Kulturveranstalterinnen Kathrin und Sarah Oberrauch rund ein Jahrhundert später wieder ausgegraben und erlebt im Schloss eine Renaissance.
 

Wir haben historische Muster nachgemalt.


Den Anfang machten vor wenigen Wochen die Kleinsten. Sie leisteten im Rahmen eines Kunst- und Kulturprojektes kreative Arbeit im Schloss – genau getaktet nach Stunden und Laufmeter. 
 

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Gandegger Fließbandarbeit: Kunstvolle Tapetenherstellung im Rahmen eines Workshops für Kids / Foto: Salto.bz


Um die aufwendigen Tapetenwände, die nun im Schloss die Wände zieren wird, bemühten sich über mehrere Wochen viele fleißige Hände. Nach genauen Angaben des Künstlers Philip Wiegard, gestalteten die Teilnehmer*innen den passenden und gleichförmigen Wandschmuck. „Ich wollte einen Workshop machen“, erzählt Wiegard, „wo Kinder nicht einfach beschäftigt werden, sondern wo sie was produzieren, was dann auch in der Ausstellung zu sehen ist. Im Workshop selber haben sie Rollen von Assistent*innen. Die Kunst ist meine und die Kinder produzieren.“ 
 

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Trockenlagerung: Die Tapetenbahnen kurz vor der Anbringung im Schloss / Foto: Salto.bz


Am vergangenen Freitag wurde Wiegards Ausstellung Dreams That Money Can Buy eröffnet, bei der u.a. auch die kleinen Workshop-Teilnehmer*innen honoriert wurden. Außerdem konnten die final angebrachten Tapeten-Kunstwerke dieser „wieder erlernten Technik“, erstmals betrachtet werden. „Die Technik die wir angewendet haben, kam ursprünglich aus der Buchbinderei“, erzählt Wiegart, „sie war ursprünglich eigentlich für kleinere Formate gedacht, für Bucheinbände oder Vorsatzpapiere. Sie war einst sehr populär.“
 

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Dreams That Money Can Buy​: Schnappschuss von der​​​​ Eröffnung am 1. September / Foto: Salto.bz


Die Vermittlungsarbeit für Kinder und Jugendliche geht seit Jahren neue Wege. Auch hierzulande. Und seit kurzem vor allem auch durch einen Club, der sich samt Festival den jüngsten Menschen annimmt. Bereits im Frühsommer 2023 wurde im Rahmen einer Pressekonferenz im Museion in Bozen der KIDS CULTURE CLUB der Öffentlichkeit vorgestellt. Mit dem Ziel: möglichst viele Kinder früh mit Kunst und Kultur in Kontakt zu bringen und sie auf das vielfältige Kulturangebot in Südtirol aufmerksam zu machen. 
 

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Aufs Tapet bringen: Eine Filmdokumentation belegt den Einsatz der Kinder für die Kunst / Foto: Salto.bz


In Auseinandersetzung mit Ideen von Virtuosität, Ausdruck und Talent beschäftigt sich der Künstler Philip Wiegard in der Ausstellung Dreams That Money Can Buy mit seinen eigenen Erfolgs- und Karriereträumen aus der Kindheit und stellt dabei Wünsche, Erwartungen und Anforderungen an Kreativität kritisch infrage. Welches „Ausmaß der kreative Imperativ angenommen hat“ und wie er „ökonomischen Prinzipien unterworfen ist“, sind zentrale Themen in der Ausstellung, die von Eau&Gaz (Kathrin & Sarah Oberrauch und Johannes Nowak) kuratiert wurde.
 

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Melissa: Eine Arbeit von Philip Wiegard 2015 / Quelle: Eau&Gaz