Politica | SASA
Das Störmanöver

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Es dürfte eine Einmaligkeit sein.
Ein privates Unternehmen reicht ein Angebot für einen Quotenkauf und Einstieg in eine öffentliche Gesellschaft ein und schickt dieses Angebot zeitgleich an die Aktionäre und an die Staatsanwaltschaft am Bozner Rechnungshof.
Dieses Detail in dem von Mariano Claudio Vettori unterzeichneten Brief der am Dienstag an den Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi, seinem Meraner und Leiferer Kollegen Paul Rösch und Christian Bianchi, sowie an Landeshauptmann Arno Kompatscher ging, sagt eigentlich schon alles.
Das Angebot ist nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl, sondern ein weiterer Schlag mit dem Presslufthammer aus dem Hause Gatterer & Co.
Die SASA
Die SASA AG ist für den öffentlichen Personennahverkehr in den Stadtgemeinden von Bozen, Leifers, Meran und in der Marktgemeinde Lana zuständig. Das Unternehmen hat 154 Autobusse im Einsatz und 324 Mitarbeiter. Die Aktiengesellschaft mit einem Gesellschaftskapital von 2.311.027,60 Euro gehört zu 53,34 Prozent der Gemeinde Bozen, zu 33,32 Prozent der Gemeinde Meran und 13,34 Prozent der Gemeinde Leifers.
Weil die Gefahr einer EU-Ausschreibung der Südtiroler Stadtbus-Linien besteht und sowohl die Gemeinden wie auch das Land aber an einer öffentlichen Trägergesellschaft festhalten wollen, hat man seit längerem einen klaren Plan.
Das Angebot ist nicht ein Wink mit dem Zaunpfahl, sondern ein weiterer Schlag mit dem Presslufthammer aus dem Hause Gatterer & Co.
In der SASA AG soll eine Kapitalerhöhung erfolgen. Das Land Südtirol will dabei die Mehrheit im Unternehmen übernehmen. Gleichzeitig soll die Aktiengesellschaft in eine Inhouse-Gesellschaft des Landes umgewandelt werden. Damit ist eine Direktvergabe der Stadtbuslinien durch das Land möglich.
Das SAD-Angebot
Gegen diesen Plan mobilisiert jetzt die private SAD AG. Ingemar Gatterers Unternehmen will am Stadtbus-Kuchen unbedingt mit naschen. Mit dem Schreiben von Dienstag, das man zugleich auch an alle Medien geschickt hat, hat das private Personentransportunternehmen ungefragt und unaufgefordert ein Angebot abgeben. In dem Vettori-Brief heißt es wörtlich:
„Die SAD AG bestätigt für den Kauf der entsprechenden Aktien-Quote, die die Gemeinden dem Land angeboten haben, eine Summe nicht niedriger als 1.500.000 Euro zu bieten - oder dieselbe Summe, die das Land bietet, zuzüglich 1.000.000 Euro.“
Es ist ein Angebot mit dem man die öffentliche Hand unter Druck setzen will. Das weiß auch der gelernte Anwalt und SAD-Direktor Mariano Claudio Vettori. Der Brief soll der ersten Schritt sein, damit das Gatterer-Unternehmen - sollte der Plan des Landes umgesetzt werden - vor Gericht ziehen kann. Mit diesem Angebot hat man das Interesse bekundet und kann notfalls einen Schaden vor Gericht geltend machen.
Die Reaktionen
„Never change a running system“, sagt Merans Bürgermeister Paul Rösch. Ebenso wollen der Bozner und Leiferer Bürgermeister Renzo Caramaschi und Christian Bianchi vom SAD-Angebot nicht wissen. Ihr Tenor: Das ist der Versuch einer feindlichen Übernahme. In der SASA AG schüttelt man nur mehr den Kopf. „Das was die SAD hier vorschlägt, können wir schon laut Gesetz nicht tun“, sagt man gegenüber RAI-Südtirol.
Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher lässt sich vom Störmanöver der SAD nicht aus der Ruhe bringen. Das Land will mit den Gemeinden den Plan der Kapitalerhöhung und der Inhouse Gesellschaft umsetzen.
Der Wink mit dem Rechnungshof lässt den Landeshauptmann kalt. „Eine öffentliche Gesellschaft schüttet keine Dividenden aus“, sagt Arno Kompatscher, „deshalb kann hier auch kein Schaden sein.“
Außer der Rechnungshof ist jetzt auch für Zwangsprivatisierungen zuständig.
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