Ambiente | Klimawandel

Mehr CO₂-Speicherung in der Apfelwiese

Studie der Freien Universität Bozen: Einsaaten zwischen Baumreihen tragen zum Klimaschutz bei – das zeigen die Bodenproben von Versuchsflächen im Etschtal.
Niederfrininger, Schnitzer, Tiziani, Widmann, walcher, Mimmo, Borruso
Foto: Südtiroler Apfelkonsortium
  • Die Freie Universität Bozen hat im Auftrag des Südtiroler Apfelkonsortiums untersucht, ob Einsaaten unter der Baumreihe einer Apfelwiese CO₂ speichern können. „Der Boden stellt eine enorme Senke von Kohlenstoff dar“, erklärt Forscher Raphael Tiziani

    Im Zeitraum von 2022 bis 2025 wurden auf insgesamt 1.500 Quadratmetern landwirtschaftlicher Fläche zwei verschiedene Aussaaten mit der gewöhnlichen Vegetation verglichen. An der Studie beteiligt waren fünf Betriebe im Etschtal. Das Ergebnis: Mit der Einsaat kann die CO₂-Speicherung im Boden verlängert werden. „Die Studie ist ein gutes Beispiel dafür, wie Theorie in die Praxis kommen kann“, erklärt Landwirtschaftslandesrat Luis Walcher bei der Vorstellung heute Vormittag in Bozen. 

  • Der Vergleich v.l.: gewöhnliche Vegetation, Hühnerauslaufmischung, Südtirolmischung mit Leguminosen; Foto: Südtiroler Apfelkonsortium
  • Die Ergebnisse

    Organischer Kohlenstoff kann bis zu 1.000 Jahre lang im Boden bleiben – das trägt dazu bei, CO₂ aus der Atmosphäre zu holen und die Erderwärmung einzugrenzen. Unter der Leitung von Professorin Tanja Mimmo und Professor Luigimaria Borruso wurde in Südtirol nun erstmals untersucht, ob Aussaaten die CO₂-Speicherung positiv beeinflussen. „Gerade weil Böden je nach Standort sehr unterschiedlich sind, braucht es wissenschaftliche Grundlagen, um nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden gezielt weiterzuentwickeln“, erklärt Mimmo. 

    „Die Aussaat kann gemeinsam mit vielen anderen Maßnahmen ein kleiner Beitrag für langfristigen Klimaschutz sein“, sagt Tiziani. Eine CO₂-Bilanz war nicht Teil der Studie. Damit fehlt auch die Antwort darauf, wie viel CO₂ durch die Aussaat von bestimmten Pflanzenarten kompensiert wird. 

  • CO2-Speicherung

    Der Begriff CO₂-Sequestrierung steht für die Speicherung von Kohlenstoff im Erdreich. Pflanzen wandeln das CO₂ aus der Luft mithilfe der Photosynthese in Biomasse um. Dieser Kohlenstoff gelangt über Wurzeln und abgestorbene Pflanzenreste in den Boden.

  • In den über 5.000 Analysen wurden chemische und biologische Eigenschaften des Bodens untersucht. Erste Ergebnisse zeigen, dass Einsaaten vor allem im Oberboden den Anteil organischen Kohlenstoffs erhöhen können, besonders in stabilen Kohlenstofffraktionen. Auf biologische Parameter wie Bodenatmung, Enzymaktivität oder mikrobielle Biomasse sind die Auswirkungen bisher gering: Hier dominieren saisonale Effekte wie Niederschlag und Temperatur.

    „Mit Projekten wie diesem wollen wir die wissenschaftliche Basis schaffen, um den Südtiroler Apfelanbau langfristig umwelt- und klimaverträglich zu gestalten“, sagt Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums. „Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität und Klimaschutz greifen hier unmittelbar ineinander. Solche Forschungsergebnisse sind ein wichtiger Schritt, um zu verstehen, wie Apfelanlagen künftig noch nachhaltiger bewirtschaftet werden können.“ Die Studie soll im Auftrag des Apfelkonsortiums fortgeführt werden.