Vergessene Jugend
32 Themen haben SVP und Lega definiert, zu denen in den nächsten Wochen in fünf Arbeitsgruppen verhandelt werden soll. Am Ende soll ein Regierungsabkommen stehen, das die Parteigremien bis Weihnachten – der SVP-Parteiausschuss soll am 20. Dezember zusammentreten – absegnen sollen.
32 Themen, von A wie Arbeit über B wie Bildung, L wie Landwirtschaft, S wie Sicherheit bis hin zu Z wie Zusammenarbeit mit Rom. “Wo aber bleibt die Jugend?”
Das fragen sich die Jungen im ASGB. “Arbeitsgruppen, die das Regierungsprogramm definieren sollen, sind im Wesentlichen zu begrüßen und auch die Themenauswahl der diversen Arbeitsgruppen ist im Großen und Ganzen ausgewogen”, schickt die ASGB-Jugend in einer Aussendung voraus. “Unverständlich aber ist, dass dem Thema Jugend kein Platz gewidmet wird und diese vollends aus dem Raster fällt.”
“Es ist schade, dass Jugendthemen in den Koalitionsgesprächen keinen Eingang finden. Junges Wohnen, die Errichtung neuer Infrastrukturen, wo Jugendliche ihre Freizeit verbringen können, die forciertere Förderung des Ehrenamtes, außerschulische Sprachprojekte – all diese Themen und noch viele weitere scheinen zu kurz zu kommen”, heißt es von der ASGB-Jugend. Dort beklagt man: “Während des Wahlkampfes wurde um Jugendstimmen gebuhlt, heute wird diese Wählerschaft vergessen.” Nicht nachvollziehbar ist aus der Sicht der ASGB-Jugend ebenso, “dass sich die Jugendkandidaten der beiden zukünftigen Regierungsparteien nicht stark gemacht haben, das Thema Jugend in den Arbeitsgruppen explizit festzuschreiben. Und dies obwohl eine Jugendkandidatin der SVP sogar im Landtag sitzt”.
Der Seitenhieb gegen Jasmin Ladurner – im Gegensatz zum JG-Chef der SVP, Stefan Premstaller, der der Arbeitsgruppe “Bildung, Familie, Kultur, Integration” angehört, ist Ladurner jedoch nicht Teil der 18-köpfigen SVP-Verhandlungsdelegation – und die SVP dürfte nicht von ganz ungefähr kommen. Mit Alexander Wurzer hat die ASGB-Jugend einen Vorsitzenden, der bei der Süd-Tiroler Freiheit aktiv ist und zuletzt 2016 als STF-Listenführer bei den Gemeinderatswahlen in Bozen kandidierte.
Die namentlich nicht unterzeichnete Aussendung der ASGB-Jugend endet, noch bevor der erste Satz des Regierungsprogramms geschrieben und über Inhalte kaum etwas bekannt ist, mit der Aufforderung nach einem “Umdenken der beiden Parteien SVP und Lega” – und dem Aufruf zu einem Treffen “der größten Jugendverbände mit den zukünftigen Regierungsparteien, in dessen Rahmen man gemeinsam erörtern könnte, welche jugendrelevanten Themen im Regierungsprogramm Einzug halten sollten”.
Welche Jugendverbände ihrer Meinung nach beim Regierungsprogramm von SVP und Lega ein Wörtchen mitzureden hätten, führt die ASGB-Jugend in ihrer Aussendung nicht aus. Es darf davon ausgegangen werden, dass der Südtiroler Jugendring (SJR) mit gemeint ist, der als Dachorganisation der Kinder- und Jugendorganisationen eine mächtige Stimme hat. Dabei hat der SJR Anfang Juli selbst einen neun Punkte umfassenden Anliegenkatalog präsentiert – mit dem Versprechen, nach den Wahlen mit allen Parteien darüber Gespräche führen zu wollen. Was daraus geworden ist, ist bislang nicht näher bekannt. Offenbar auch nicht der ASGB-Jugend. Und die ist immerhin Mitglied des SJR.