Cronaca | Hofburggarten

„Noch geben wir die Hoffnung nicht auf“

In einem offenen Brief kritisieren mehrere Gartenbau-Experten das Hofburggarten-Projekt des Wiener Künstlers André Heller und fordern eindringlich dessen Stopp.
  • Der offene Brief an, der an Bischof Ivo Muser, Landeshauptmann Arno Kompatscher und Bürgermeister Andreas Jungmann adressiert ist, wurde von mehreren namhaften Professoren, Geschichtswissenschaftlern und Fachleuten der Bereiche Gartengeschichte und Gartendenkmalpflege unterzeichnet, allen voran Erika Schmidt, Professorin für Geschichte der Landschaftsarchitektur und Gartendenkmalpflege i. R. In ihrem eindringlichen Schreiben zieht die Expertengruppe die Entscheidung des Brixner Gemeinderates in Zweifel, der Ende Januar beschlossen hat, einen Entwurf von André Heller für das Areal des einstigen Obstgartens der bischöflichen Hofburg im Vorprojekt zu genehmigen. Wie berichtet, war der Wiener Multimedia-Künstler eigens angereist, um sowohl die Presse- als auch die Gemeindevertreter wort- und gestenreich von seinem Konzept zu überzeugen. Nach einer regen Diskussion wurde das Vorprojekt mehrheitlich genehmigt, 19 Gemeinderäte stimmten dafür, 7 dagegen (Team K, grüne Bürgerliste, Süd-Tiroler Freiheit).

  • Neugestaltung des Brixner Hofburggartens: Das Heller-Projekt wurde Ende Januar im Brixner Gemeinderat vorgestellt und mehrheitlich angenommen. Foto: Gemeinde Brixen
  •  „Wir hoffen, dass dies nicht das letzte Wort im laufenden Planungsprozess ist“, schreibt Schmidt, die auf einen Besuch des Brixner Pomariums im Rahmen einer Tagung im Jahr 2016 verweist. Seinerzeit sei man beeindruckt gewesen von dem außergewöhnlichen historischen Ort. Im folgenden Jahr habe man den Entscheidungsträgern erstmals in einem offenen Brief die Zweifel an der Vereinbarkeit des Konzeptes von Heller mit dem Genius loci des hochrangigen Denkmalensembles Hofburg mitgeteilt. Auch zum fortwährenden Planungsprozess und zum „schmählichen Umgang“ mit dem Gelände des Gartendenkmals und den zugehörigen Pavillons habe man kritisch Stellung bezogen. „Auch die jüngste Entwicklung in diesem Streitfall können wir nicht unwidersprochen hinnehmen. Zu den Erdarbeiten im Gartendenkmal: Wir hoffen, dass vor diesen gravierenden Eingriffen in den Boden des Obstgartens eine gartenarchäologische Untersuchung des Geländes sowie detaillierte Dokumentation der Befunde stattfanden und die Ergebnisse zeitnah publiziert werden. Sie haben als Leitlinien für die künftige Gestaltung des Gartens zu gelten“, so Schmidt, die auch auf die Schadstoffbelastung des Geländes zu sprechen kommt und eine Reihe von Fragen deponiert, wie beispielsweise welche Auswirkungen solche Verunreinigungen des Bodens auf das Trinkwasser, das Fluss- und Grundwasser haben. 

     

    „Auch die jüngste Entwicklung in diesem Streitfall können wir nicht unwidersprochen hinnehmen.“

     

    „Aus unserer historisch und denkmalpflegerisch geprägten Sicht erachten wir das von André Heller und seinen Auftraggebern verfolgte Konzept für im Ansatz verfehlt, woran auch zwischenzeitlich vorgenommene Modifikationen des Entwurfs nichts ändern. Auch das jetzt präsentierte Vorprojekt konterkariert die charakteristische strukturelle, funktionale und damit atmosphärische Gliederung des Hofburgensembles“, so das Urteil der Expertengruppe, die kein gutes Haar am Heller-Projekt lässt: „Die Ansammlung von Motiven im Zentrum des Gartens entspricht eher dem, was man von kurzlebigen Ausstellungsgärten und Schaugärten kennt, mithin einem weitverbreiteten modischen Trend. Auch die allumfassenden programmatischen Aussagen des Künstlers kennzeichnen sein Konzept als eines, das zwar gut geeignet wäre, ein beliebiges für Autobusse gut erreichbares Gelände in Südtirol durch einen Heller-Garten zur Touristenattraktion zu machen. Dass nun aber ernsthaft erwogen wird, das Brixner Pomarium, ein hochrangiges Gartendenkmal, für eine solche Anlage zu opfern, ist unverständlich, ja erschreckend. Noch geben wir die Hoffnung auf einen dem Wohlergehen der Einwohner von Brixen dienlichen und der Würde des Hofburgensembles angemessen neu gestalteten Hofburggarten nicht auf.“

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Re El Mer, 03/05/2025 - 18:32

Heller sollte sich bei diesen selbsternannten Experten dringend bedanken: ihr ständiges Dagegensein wurde erst zum Hauptgrund für eine satte Gemeinderats-Mehrheit für sein Projekt…bekannt als Brixner Streisand Effekt ;-)

Mer, 03/05/2025 - 18:32 Collegamento permanente
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Josef Fulterer Mer, 03/05/2025 - 21:20

Die paar Spinnereien die der vom s ... Brunner angeschleppte Heller, in die Mitte des Hofburg-Gartens zu setzen gedenkt, werden auch bei den "achaah Touristen" nur ein müdes Lächeln auslösen!
Am Rand ist der Garten laut Hellers Projekt, viel zu dicht mit Bäumen besetzt, sodass man besten Falls "Verschtekkalus" spielen könnte! Die Frauen werden den Hofburg-Park sicher meiden!

Mer, 03/05/2025 - 21:20 Collegamento permanente
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Peter Paul Ped… Gio, 03/06/2025 - 07:44

die brixner-kunst und kulturloby, hat sich leider, mit unlauteren mitteln in kleinen schritten, (dafür um so effizienter) von der gemeinde in die hofburg, von dort in den umliegenden garten und hinüber in die bibliothek ausgebreitet.

Gio, 03/06/2025 - 07:44 Collegamento permanente
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Walter Kircher Gio, 03/06/2025 - 09:38

... André Heller hat bisher seine privaten wie auch aktuell einen Bank-gestifteten Park in Wien herangezaubert, - in Brixen werden dafür zum ersten Mal Steuergelder "verwendet"!
Offensichtlich unter Mißachtung der Vorgaben für öffentliche Auftragsvergaben, - in voller "künstlerischer Kostenfreiheit" zu Lasten der Steuergeld-Zahlenden des Landes, ohne Rücksicht auf die historisch-kulturelle Wertigkeit des Hofburggartens mit seiner besonderen Geschichte!
Dafür dann auch noch EINTRITT zu verlangen, den freien Zutritt und Durchgang zu verwehren, - ist von den politisch-Verantwortlichen unter keinen Umständen hinzunehmen!

Gio, 03/06/2025 - 09:38 Collegamento permanente