Letto
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Società | #alsodann

Der lange Abschied

Gar nicht so einfach, mich einmal in Ruhe hinzusetzen, ans Sterben zu denken und die Patientenverfügung auszufüllen.

Natürlich weiß ich Bescheid, selbstverständlich werde auch ich einmal nicht mehr sein dürfen/müssen. Lieber später, wenn ich's aussuchen kann. Aber mit Aussuchen ist da nicht viel. Deswegen denk ich möglichst wenig dran.

Ab und zu fällt mir ein, dass ein Testament gar nicht so schlecht wäre, auch ein biologisches. Ich hätte wenig Lust drauf, an Schläuche gehängt möglicherweise unter Schmerzen dahinzuvegetieren und mit Unerwünschtem gefüttert zu werden. Ob ich es wirklich nicht haben würde wollen, weiss ich zwar nicht mit letztgültiger Sicherheit, aber eher schon.

Also doch den Zettel ausfüllen, sage ich mir, und schon wieder bleibt es beim guten Vorsatz.

Deshalb wäre es besser, mich gegen bürokratisch besonders korrekte Pflegende abzusichern, die protokollarisch auf künstlicher Ernährung und lebenserhaltenden Maßnahmen bestehen müssen, weil ich nie etwas Anderes aufgeschrieben habe. Also doch den Zettel ausfüllen, sage ich mir, und schon wieder bleibt es beim guten Vorsatz.

In einem Anfall von Mut google ich die Patientenverfügung doch, werde rasch fündig, lande aber in Unmengen von Text, die mir auseinandersetzen, wie das mit dem Sterben so geht. Entmutigt scrolle ich weiter, komme endlich auf das Formular. Kurz, bündig, relativ klar. Aber eben nur relativ. Also besser ärztliche Beratung suchen wie empfohlen. Ob mein Hausarzt wohl Zeit dafür hat? Bedenken, die mir einen neuen Vorwand liefern, das Ausgedruckte wieder abwartend zur Seite zu legen.

In der Zwischenzeit schreibe ich ein #alsodann übers Sterben. Ist Sterben Kolumnen-Stoff? Es lebe das Tabu, mein Tabu.