Ambiente | Abfallwirtschaft

Revolution in der Mülltonne

Großer Tag in der Landeshauptstadt: Mit dem heutigen Montag stellt Bozen sein Müllsystem als letzte Südtiroler Gemeinde auf eine verursachergerechte Basis um. Die große Frage: Ziehen die Bozner mit?
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Foto: Salto.bz

Die Zeit der Verschiebungen ist vorbei. Mit dem heutigen Montag fällt in Bozen definitiv der Startschuss für die neue Restmüllsammlung mit Gemeinschaftstonne. Was in anderen Teilen des Landes längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist, gilt nun auch in der Landeshauptstadt: Meine Tonne gehört mir – oder anders gesagt: Der Restmüll wird nicht mehr in der erstbesten Tonne, sondern im hauseigenen und verschließbaren Behälter entsorgt. Da sich der Mülltarif zumindest in einer Spanne von zehn Prozent an den entsorgten Mengen berechnet, hofft die Gemeinde auf eine Reduzierung der Restmüllmenge um 8000 Tonnen; durch Müllvermeidung und vor allem eine höhere Mülltrennungsrate.

14.400 neue Gemeinschaftstonnen wurden während der fieberhaften Vorbereitungen der vergangenen Wochen verteilt, begleitet von einem Chor an kritischen Stimmen und apokalyptischen Voraussagen von Bürgern, Politikern oder Gewerkschaftern. Zu kleine Kübel, zu platzraubende Sammelplätze, Zweifel an der Organisation der Sammlung, ungerechte Strafen, zu wenig verursachergerechte Tarife: Wie gerechtfertigt alle diese Kritikpunkte tatsächlich sind, wird sich wohl erst in den kommenden Wochen und Monaten herausstellen. Die wohl spannendste Frage in diesem Zusammenhang? Lässt sich die Bozner Bevölkerung – inklusive all jene Pendler, die gewohnt waren, ihren Müll auf dem Weg zur Arbeit billig in einer Bozner Tonne loszuwerden – tatsächlich von einen Tag auf den anderen zu fleißigen Müllsortierer bekehren? Oder werden die weiterhin frei zugänglichen Wertstofftonnen und freie Flächen am Rande der Stadt künftig zu neuen Entsorgungsplätzen für Müllsünder?

„Ich will nicht gleich vom Schlechtesten ausgehen“, zeigt sich Seab-Direktorin Verena Trockner vor dem großen Tag gelassen. In Bozen Süd laufe das neue System bereits seit mehr als zwei Wochen ohne Probleme. „Und wenn es andere Städte in- und außerhalb Südtirols geschafft haben, werden es auch die Bozner schaffen ihren Müll noch konsequenter zu trennen.“ Trockner zählt dabei vor allem auf die Verantwortung für die eigene Mülltonne. „Auch ohne Hintergedanken an Strafen und Kontrollen wird dadurch die Aufmerksamkeit geschärft, was in den Restmüll kommt und was als Wertstoff entsorgt werden kann.“

Auch mit der Tarifgestaltung werden einer illegalen Entsorgung des Restmülls zumindest keine Tore geöffnet. Denn der Spielraum, in dem sich der Mülltarif innerhalb eines Jahres aufgrund der entsorgten Restmüllmengen bewege, liege gerade bei zehn Prozent, sagt Trockner. „Hier hat man bewusst keine zu großen Anreize geschaffen“, begegnet die Seab-Direktorin der Kritik an einer zu wenig verursachergerechten Preisgestaltung. Anders sei dies bei Unternehmen, wo sich die Tarife wesentlich stärker an den Menge orientieren. In den Haushalten wird die Müllrechnung künftig noch stärker von der Zahl der Familienmitglieder beeinflusst, die Wohnungsfläche wird dagegen nicht mehr in den Tarif miteinbezogen. Die Folge? Für Familien ab drei Mitgliedern wird der Tarif etwas teuer; dafür zahlt eine alleinstehende Person in einer großen Wohnung weniger.

Die Herausforderung, der sich die Stadt mit dem neuen System gesetzt hat, ist in jedem Fall groß. Für die Erfolgsmessung gibt es eine klar definierte Latte: Bis 2015 soll mindestens 60 Prozent des Bozner Mülls als Wertstoff entsorgt werden. Zum Vergleich: Seit 2001 konnte die Trennungsrate von 24,5 auf 47 Prozent gesteigert werden.

 

 

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Elisabeth Oberrauch Mer, 08/07/2013 - 15:19

Mülltrennung ist für mich einfach. Vor meinem Kondominium stehen Glastonne, Kartontonne, Papiertonne, Biomülltonne, Gartenabfalltonne, Plastiktonne und Restmülltonne. Wer da nicht trennt, handelt gewissenlos. Anders sieht es bei meinem fast 80igjährigen Vater aus. Bis zur Restmülltonne musste er bis jetzt eine Strecke zurücklegen, die er aufgrund seiner Verfassung zu Fuß nicht mehr schafft. Jetzt hat er zwar die Restmülltonne vor dem Haus, die anderen Tonnen sind....ja wo sind sie denn? Ich weiß es nicht...irgendwo ganz weit weg wahrscheinlich. Wir Kinder werden ihm natürlich dabei helfen, alles was nicht in den Restmüll passt, mit dem Auto wegzukarren. Es geht eben auf der Welt oft ungerecht her, nicht wahr?

Mer, 08/07/2013 - 15:19 Collegamento permanente