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FlowingWater

Wasser und Hochwasser. Mit einem Kulturprojekt erinnert der Bildungsausschuss Klausen an das Hochwasser vor 100 Jahren. Ein Gespräch mit Astrid Gamper und Astrid Crepaz.
Filmstill FlowingWater
Foto: Bildungsausschuss Klausen

salto.bz: Die Veranstaltungsreihe „FlowingWater“ spürt der Naturgewalt Wasser nach. Angesichts der Flutwellen der letzten Wochen ein durchaus aktuelles Thema. Weshalb Wasser?

Astrid Gamper: Klausen war als Stadt viele Male von Hochwasser betroffen. Zuletzt sind wir 2020 nur knapp einer Katastrophe entgangen. Das größte Unglück aber war vor genau 100 Jahren als Klausen am 9. August 1921 nach einem heftigen Unwetter in Wasser und Schlamm versank. In Erinnerung an diese Unwetterkatastrophe haben wir heuer im Bildungsausschuss Klausen aber auch andere Vereine und Organisationen unterschiedliche Aktionen und Veranstaltungen rund um das Thema Waser organisiert.

 

Was weiß man zur Hochwasserkatastrophe in Klausen vor 100 Jahren? Wie hat sich dieses Ereignis in der Stadtgeschichte eingeschrieben?

Astrid Crepaz: Nach einem heftigen Hagelgewitter vor allem über den Latzfonser und Villanderer Almen wurde der sonst eher unscheinbare Thinnebach zu einem reißenden Wildbach, der Erdreich, Geröll, Felsbrocken und entwurzelte Bäume mitriss. Im Tal staute das gesamte Material den Eisack so stark, dass der Wasserspiegel innerhalb kürzester Zeit über mehrere Meter anstieg und große Teile der Stadt überflutete. Vier Monate lang lagen danach große Teil der Stadt unter Wasser. Die Aufräumarbeiten, um Klausen vom Schlamm, Geröll und Wasser zu befreien, dauerten zwei Jahre. Die Spuren der Überschwemmung sind auch heute noch erkennbar und sieben Markierungen an Hausfassaden in der Altstadt erinnern an die Wasserstände von damals. Wir im Bildungsausschuss organisieren im August zwei Themen-Stadtführungen, die in Anekdoten die Schicksale der Bevölkerung von damals erzählen und diese Spuren der Katastrophe aufzeigen. 

 

Wie wird dieses historische Ereignis Klausens künstlerisch aufgearbeitet?

Astrid Gamper: Die Videoinstallation FlowingWater ist unser künstlerischer Beitrag zum 100. Jahrestag der Hochwasserkatastrophe. Die Filmer Martin Telser und Julian Giacomuzzi haben für uns unterschiedlichste Facetten von Wasser eingefangen, die in einem Fluss von assoziativen Bildern auf historische Häuserfassaden gespielt werden. Es wird sieben Aufführabende geben, an vier unterschiedlichen Plätzen in der Altstadt. Die Menschen, die unterschiedlichen Plätze, Stadtgassen und Projektionsflächen und viele Faktoren mehr werden bei jeder Aufführung der Videoinstallation eine unterschiedliche Stimmung erzeugen, das ist das Spannende daran. Die Besucher*innen haben die Möglichkeit, in diese Bilder „einzutauchen“ und sie auf sich wirken zu lassen.

Angesichts der Tatsache, dass während der Vorbereitungen zu „FlowingWater“ in den Medien Bilder zu aktuellen Hochwasserkatastrophen zu sehen waren, spülte das bei den Veranstalter*innen wohl auch durchaus einprägsame Gedanken in Zusammenhang mit der Veranstaltungsreihe hervor. Oder?

Astrid Crepaz: Natürlich. Gerade steht Klausen ja wieder unter höchster Alarmbereitschaft, Kellerräume und Tiefgaragen mussten heute Nacht geleert werden, der Eisack ist stellenweise erneut über die Ufer getreten – daneben stehen bereits historische Fotografien im Stadtbereich, die an das Jahrhunderthochwasser von 1921 erinnern. Das verleiht dem Ganzen schon eine gewisse Dramatik.
Diese aktuellen Bilder schwingen sicher bei der gesamten Veranstaltungsreihe mit. Die Themen Hochwasser und Wasser sind vielfältig und zwiespältig. Wasser ist in allererster Linie ja kostbarstes Gut, ohne das kein Leben auf diesem Planeten möglich ist. Wasser kann aber auch ein ungeheures Zerstörungspotenzial bergen und die Bedrohung und die Gefahr, die davon ausgeht, bekommen wir ja immer wieder zu spüren, auch wenn wir in Klausen letzthin immer glimpflich davongekommen sind. Die unglaublichen Bilder, die uns vor wenigen Wochen aus Deutschland erreicht haben, oder auch das unerwartete und heftige Hagelgewitter, das über dem Schlerngebiet niedergegangen ist, zeigen aber eindrücklich, wie verheerend die Ausmaße sein können. Hier kommt dann auch die gesamte Klimadebatte ins Spiel, weil wir die Auswirkungen unseres Handelns auf die Veränderung des Klimas immer stärker zu spüren bekommen.

FlowingWater-Teaser / Quelle Bildungsausschuss Klausen

 

Über Klausen hinaus wird es auch einen Vortrag zum Thema Wasser in Tirol geben. Wasser in allen Facetten…

Astrid Crepaz: Ja, wir bleiben mit den verschiedenen Aktionen und Vorträgen nicht nur historisch in der Erinnerung an das Jahrhunderthochwasser verhaftet. Wir wollen gleichzeitig mit aktuellem Bezug rund um die Themen Wasser und Hochwasser und vielleicht ganz allgemein zum Thema Umwelt sensibilisieren und zum Nachdenken anregen. Hans Heiss  wird in seinem Vortrag „Wasser in Tirol: Gefahr, Lebensquelle, Zukunftsressource“ die vielfältige und auch gegensätzliche Bedeutung von Wasser beleuchten.
Astrid Gamper:  Darüber hinaus wird Elisabeth Locher vom Ökoinstitut im Rahmen unserer Vortragsreihe CritiKa die weltweite Situation zu Wasserknappheit, Wasserverschmutzung und die Probleme der Wasserprivatisierung näher bringen. Es gibt in den kommenden Wochen noch mehrere Aktionen und Veranstaltungen von verschiedenen Veranstaltern, die in alle in einem Faltblatt zusammengefasst sind.