Ambiente | Ökologie

Kräuteranbau im Wipptal

Anfang September geht es in die Endphase der Blütenernte bei den Kräutergärten am Boten- und am Steirerhof. Ein Besuch im Wipptal.
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Foto: Bioland Südtirol

Hinter den „Kräutergärten Wipptal“ stehen Gabi und Sepp Holzer sowie Bernhard Auckenthaler. Gemeinsam bewirtschaften sie zwei Höfe, den Steirerhof in Wiesen/Pfitsch auf 900 m Meereshöhe und den Botenhof in Pflersch auf 1.200 m Meereshöhe. Die Kräuter am Botenhof wachsen in idealer Lage auf einem terrassierten südexponierten Hang und auch am Steirerhof sind die Anbauflächen südwärts ausgerichtet, perfekte Bedingungen also für Kräuter. Bevor die beiden Betriebe auf den Kräuteranbau umsattelten, waren es kleinstrukturierte konventionelle Milchviehbetriebe. Seit ca. 15 Jahren sind die beiden Höfe biozertifiziert, und als Landwirt, gelernter Gärtner und diplomierte Biologin sahen sich Gabi, Sepp und Bernhard für die Anforderungen im Kräuteranbau bestens gerüstet. Auch weil die Lage in Pflersch bzw. Pfitsch, also dem Wipptal, für den biologischen Anbau äußerst gute Bedingungen mitbringt. Der intensive Obstbau stößt hier an seine natürlich-geographischen Grenzen, Apfelflächen wie in südlicheren Lagen Südtirols findet man hier nicht, deshalb können die drei Kräuteranbauer abdriftfrei wirtschaften.

 

 

Gemeinsam wird ein knapper Hektar bewirtschaftet, wobei Beschaffenheit der Böden und auch Höhenlage variiert. Um die recht kleinen Anbauflächen auch lange gesund zu erhalten, rotieren die Kulturen jährlich, die älteren Flächen werden mit Gründünung versorgt und so fruchtbar gehalten. Steinmauern, Hecken und alte Bäume beschirmen die Kräuterbeete, als Windschutz aber auch um die ganze Artenvielfalt an Insekten anzuziehen. 30 bis 40 verschiedene Kräuterkulturen gibt es im Wipptaler Garten, zusätzlich 10 weitere Sorten aus Wildsammlungen. Bewässert wird mit Bachwasser vorwiegend über Tröpfchenberegnung. Auch wird immer ein Teil der Pflanzen mit Blüten stehen gelassen, um den Insekten so lange wie möglich Nahrung zu bieten. Biologischer Kräuteranbau ist arbeitsintensiv, von März bis Ende September geht das Anpflanzen bis hin zur Ernte. Vier HelferInnen pflücken per Hand, oft zu speziellen Tageszeiten, wie zur Dämmerstunde, das Pflegen und Durchhacken der Felder gehört natürlich ebenfalls dazu. 

 

 

Die Gesundheit der Böden und der Kräuter und damit auch die Güte der daraus hergestellten Produkte sind das größte Anliegen von Bernhard Auckenthaler, Gabi und Sepp Holzer. Selbst wenden sie keine Pflanzenschutzmittel an, im äußersten Fall kommen Backpulver und Schwefel zum Einsatz. Die Pflanzen werden fast ausschliesslich über vorbeugende Massnahmen vor Krankheiten und Schädlingen geschützt. Die Selektion und die Züchtung von neuen Sorten spielen dabei eine wichtige Rolle. Im Lauf der Jahre konnten die drei Kräuteranbauer jedoch auch beobachten, dass sich die Natur selbst reguliert, wenn man den Nützlingen Zeit lässt sich zu etablieren. So komme eine wirkliche Artenvielfalt zustande, tierisch wie pflanzlich. Auch für die BesucherInnen der Kräutergärten sind die vielfältigen Felder ein Augenschmaus. Gepflückt werden die Blüten und Kräuter zum „balsamischen Zeitpunkt“ von Hand, und werden für Teemischungen, Würzkräuter, Liköre und Magenbitter, Sirupe sowie Biokosmetik verarbeitet.

 

Das ökologische Bewusstsein kann zwar gefördert werden, meinen die drei Kräuteranbauer, doch eine gewisse Affinität zu natur-und umweltbewusstem Landwirtschaften sollte vorhanden sein. Bäuerinnen und Landwirte die ein Mehr an ökologischen Maßnahmen auf ihren Höfen und Betrieben umsetzen, sollten auch entsprechend bezuschusst werden, davon profitierten auch andere.