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Widerstand dem Widerstand

Konstantin Wecker wird am Mittwoch, 6. Oktober 2021, in Toblach aus seinen Büchern lesen. Seine jüngste Veröffentlichung: „Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten”.
Konstantin Wecker: Reflektiert als Künstler, Musiker und engagierter Zeitgenosse über die vielfältigen Auswirkungen von Corona auf Kunst, Kultur und Gesellschaft.
Foto: Thomas Karsten
Konstantin Wecker: Reflektiert als Künstler, Musiker und engagierter Zeitgenosse über die vielfältigen Auswirkungen von Corona auf Kunst, Kultur und Gesellschaft.
Konstantin Wecker: Reflektiert als Künstler, Musiker und engagierter Zeitgenosse über die vielfältigen Auswirkungen von Corona auf Kunst, Kultur und Gesellschaft. Foto: Thomas Karsten

 

Es war ein Interview in einem deutschen Musikmagazin, das uns auf das Buch „Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten – Ein Plädoyer für Kunst und Kultur” aufmerksam machte. Das Interview versprach ein Nachdenken über Corona und seine vielfältigen Auswirkungen auf die Kultur, auf einen Bereich, der als erster „gesperrt” wurde und nur zögerlich und spät wieder zur Normalität hingeführt wird.

Konstantin Wecker war seit jeher ein kritischer und engagierter Künstler, und irgendwie brannte und brennt immer ein Feuer, wenn er seine Lieder singt oder sich zu Wort meldet. Das entgeht auch jenen nicht, die sein Schaffen nur sporadisch und bruchstückhaft mitbekommen.

Dieses Feuer brennt auch in „Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten”.

 

Zeichnet die Zeit zwischen März 2020 und Juni 2021 nach: Weckers jüngstes Buch „Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten” (Kösel Verlag)
Zeichnet die Zeit zwischen März 2020 und Juni 2021 nach: Weckers jüngstes Buch „Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten” (Kösel Verlag). Foto: rhd

 

Was Konstantin Wecker in diesem Buch sehr gut gelingt, ist das Nachzeichnen der schwierigen Zeiten, die auch und vor allem die Kunstschaffenden durchlebt haben. Diese schwierigen Zeiten sind zwar noch nicht völlig vorbei, aber es wird sehr schnell vergessen was eigentlich passiert ist. Es wird auch sehr schnell vergessen, wie es einem selbst ergangen ist, welche Ängste man durchlebt hat, mit welchen doch auch tiefgreifenden Entscheidungen man konfrontiert war. Es ist gut und hilfreich und verändernd, diese stürmischen Zeiten, wie Wecker sie nennt, zu reflektieren. Und wider Erwarten ist genau das das Wunderbare an diesem Buch.

Denn das Logbuch, das Konstantin Wecker hier vorlegt, ist ein ausgezeichneter Sparringspartner für die eigenen Gedanken, das eigene Erleben der Corona-Zeit quasi zu „diskutieren”. Wecker hatte als Musiker und Künstler nicht nur die konkreten Auswirkungen wie Konzertabsagen und -verschiebungen zu verkraften, sondern er wehrte sich auch gegen den totalen Stopp der Kultur, indem er beispielsweise mittels Streaming-Veranstaltungen mit dem Titel „Weckerswelt” die Öffentlichkeit suchte.

Wecker macht bewusst, wie ungemütlich es eigentlich war (und ist) in unserer Gesellschaft.

Die Musik spielte dabei natürlich eine große Rolle, ist aber letztlich „nur” das Boot, mit dem er und seine MitstreiterInnen den gesellschaftlichen Ozean durchkreuzten.

Wecker erzählt in „Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten” vom Anarchismus, von der Notwendigkeit utopischen Denkens, er erzählt vom Kampf gegen den Faschismus, vom Engagement, den 8. Mai – den Tag der Befreiung von der Schreckensherrschaft des Nazi-Regimes – zum Feiertag zu machen.

Wecker erinnert uns an die monatelange unmenschliche Isolation alter Menschen in den Altenheimen und daran, welche Leistungen das Pflegepersonal in den unterschiedlichen Einrichtungen damals vollbracht hat, und er kritisiert den Neoliberalismus mit harten Worten, stellt sich immer wieder gegen den Rassismus, gegen das Patriarchat.

Er macht bewusst, wie ungemütlich es eigentlich war (und ist) in unserer Gesellschaft. Er zeigt aber auch, wie gut es wäre (und ist), wenn nicht Machtdenken und Konkurrenz die Spielregeln diktieren, sondern Solidarität und Empathie.

Man spürt das Feuer, das Wecker antreibt. Aber Wecker erhebt keinen Zeigefinder. Er erzählt in „Poesie und Widerstand in stürmischen Zeiten” davon, wie er die Zeit zwischen März 2020 und Juni 2021 erlebt hat, was er erlebt hat und wie er gehandelt und darauf reagiert hat. Und jetzt, wo es wieder möglich ist Konzerte zu spielen, ist er mit seinem – eigentlich bereits für Herbst 2020 geplanten – Programm „Utopia“ unterwegs. Das ist wohltuend schlüssig und konsequent.

Wir hatten uns vom Buch – warum auch immer – etwas anderes erwartet, vielleicht eine philosophische, kunsttheoretische Auseinandersetzung mit der Frage: Wie hat die Corona-Zeit die Musik, das Komponieren verändert? Zwar bietet Wecker immer wieder Gedanken zur großen Bedeutung der Musik, der Kultur, liefert aber letztlich einen breiten Blick auf die Wirklichkeit, auf die Gesellschaft und darauf, wie sich ein Einzelner – in diesem Falle ein Künstler – darin verhält. Das ist sehr viel mehr als das, was wir uns erwartet hatten, weil es inspirierende Wirkung hat.

Konstantin Wecker wird am Mittwoch, 6. Oktober, 20 Uhr, unter dem Titel „Jeder Augenblick ist ewig” im Grand Hotel Toblach aus seinen aktuellen Büchern lesen. Tickets unter: www.kulturzentrum-toblach.eu

 

Links:

FB-Event: https://www.facebook.com/events/383500203149631

https://wecker.de

YouTube-Kanal: Weckerswelt

Konstantin Wecker im Kösel Verlag: https://www.penguinrandomhouse.de/Autor/Konstantin-Wecker/p1760.rhd

 

Grand Hotel Toblach: Konstantin Wecker wird am Mittwoch, 6. Oktober 2021, 20 Uhr, aus seinen aktuellen Büchern lesen.
Grand Hotel Toblach: Konstantin Wecker wird am Mittwoch, 6. Oktober 2021, 20 Uhr, aus seinen aktuellen Büchern lesen. Foto: rhd