Madame Magenta stellt sich vor
1993 hatte Noch-Kulturlandesrätin Sabine Kasslatter-Mur das "Zeitbüchlein" als Wahlkampfidee konzipiert. Geworden ist daraus ein "feministisches Kontinuum", das seit über 20 Jahren unter der Regie des Frauenmantels (Alchemilla) wächst und gedeiht. Gehalten der Taschenkalender in einem Magenta-Ton für das Jahr 2014, geschmückt unter anderem mit persönlichen Empörungen. Kasslatter Mur bringt ihre zu Papier.
Ich ärgere mich über einige Männer in meiner Partei, die über die Frauenquote schimpfen. Seit Jahrzehnten werden Posten nach den Quoten der Bezirke und der Richtungen und Organisationen vergeben – da krähte kein Hahn. Jetzt wachen ENDLICH die Frauen auf, da ist‘s dann auf einmal zuviel des Guten mit dem Berücksichtigen im Sinne der Chancengerechtigkeit. Die Frauenquote ist nichts anderes als unser ethnischer Proporz: Eine vorübergehende Steuermaßnahme zum Abbau von Ungleichheiten.
Im übrigen ist sie total geschlechtsneutral formuliert: Es heißt schlicht und einfach, dass mindestens ein Drittel der Plätze auf Wahllisten dem untervertretenen Geschlecht vorbehalten ist. Ja, was ist denn daran schlimm?
Platz den starken Frauen, Heidi Hintner porträtiert Cécyle Kyenge:
„Ich bin Italo-Kongolesin; es stecken zwei Kulturen in mir“, sagt die Integrationsministerin selbstbewusst. Sie wurde 1964 im damaligen Zaire geboren – ihr Vater hatte vier Frauen und 37 Kinder. Seit 1983 lebt Cécile Kyenge in Italien, ist mit einem Italiener verheiratet, hat zwei Töchter, Maisha und Giulia. Das Medizinstudium schloss die Augenärztin mit Spitzennoten ab .
Was mir an Cécile Kyenge gefällt: Sie ist kämpferisch und gelassen, verfolgt klar und konsequent ihre Ziele. Sie muss sich an ruppige,ausländerInnenfeindliche Töne gewöhnen, erträgt mediale Hasskampagnen und rassistische Schmähungen mit erstaunlicher Ruhe: „Sie verletzen mich, aber sie bringen mich nicht von meinem Weg ab.“ Gelassen und souverän. Cécile, weiter so!
Sprache verändert sich, auch in Südtirol. Darauf sind die Alchemillen stolz. Claudia Messner greift in die Schatzgrube ihrer Töchter.
Und so bauen auch meine Töchter Schneefrauen, fragen im Flugzeug nach der Pilotin, sind Fans der Brixner Stadträtinnen, freuen sich auf den Besuch von Mate Heidi, haben das -innen intus. Frauen haben in ihrem Kopf und Weltbild (mindestens) denselben Platz wie Männer; sie kennen Frauen in vielfältigen Rollen und besitzen einen Sprachschatz, der dies sichtbar macht. Darauf bin ich stolz.
Und jetzt: Kalender suchen - und finden. In üblichen und unüblichen (Frauen)Orten Südtirols. Auflage begrenzt.
Vorabdruck mit freundlicher Genehmigung der Alchemilla-Frauen.