Höhere Löhne, weniger Geld im Geldbeutel
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Die Südtiroler Privatwirtschaft hatte 2023 mehr Beschäftigte als je zuvor – aber deutlich weniger reale Kaufkraft. Das zeigen die aktuellen Daten des Landesinstituts für Statistik (ASTAT) zu Löhnen und Beschäftigung.
Insgesamt waren im vergangenen Jahr 219.578 Menschen in der Privatwirtschaft angestellt – ein Plus von 3 Prozent gegenüber 2022. Doch während die Zahl der Arbeitsplätze wächst, schrumpft der Wert des Geldes: Die durchschnittliche Bruttojahresentlohnung stieg in den letzten zehn Jahren zwar von 28.315 Euro (2013) auf 32.902 Euro (2023) – ein nomineller Zuwachs von 16,2 Prozent. Die Preise sind jedoch im gleichen Zeitraum um 27 Prozent gestiegen.Während die nominalen Löhne also steigen, frisst die Inflation den Zuwachs auf, wodurch die reale Kaufkraft sinkt. Besonders junge und saisonal beschäftigte Menschen in Südtirol spüren diesen Effekt im Alltag deutlich.
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Mehr Beschäftigte, weniger Wert
2023 brachte auch gegenüber dem Vorjahr einen realen Lohnrückgang von 1,5 Prozent – trotz steigender Durchschnittslöhne. Der Grund: die hohe Inflation. Bei allen analysierten Berufskategorien wurde vom ASTAT ein Kaufkraftverlust festgestellt. Arbeitende und Angestellte verzeichnen Einbußen von jeweils rund 11 Prozent. Unter höheren Berufsklassen (-3,6 Prozent) und Führungspositionen (-7,4 Prozent) fällt der Rückgang im Zeitraum 2013 bis 2023 geringer aus.
Ins Auge sticht auch das Verhältnis nach Arbeitszeit: Die realen Einkommen von Vollzeitbeschäftigten sanken um 9,4 Prozent, während Teilzeitkräfte mit -5,4 Prozent etwas weniger verloren. Am härtesten trifft es saisonal Beschäftigte: Ihre reale Bruttojahresentlohnung fiel um 11,8 Prozent.
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Was bedeutet „Median“ und „Durchschnitt“?
Wenn es um Löhne geht, gibt es zwei Arten, sie zu vergleichen: den Durchschnitt und den Median.
Der Durchschnitt entsteht, wenn man alle Gehälter zusammenrechnet und durch die Zahl der Beschäftigten teilt. Wenn aber ein paar Personen sehr viel verdienen, zieht das den Durchschnitt nach oben.
Der Median zeigt dagegen, was die Person in der Mitte verdient: Die Hälfte der Menschen verdient mehr, die andere Hälfte weniger.
So erkennt man besser, was typisch ist – also, wie viel eine durchschnittliche Arbeitnehmerin oder ein durchschnittlicher Arbeitnehmer de facto bekommt. -
Tourismus zahlt am wenigsten
Die meisten Beschäftigten in Südtirol arbeiten im Rahmen der Kollektivverträge Tourismus und Handel. Doch genau diese beiden Branchen liegen bei der Entlohnung unter dem Schnitt der Privatwirtschaft: Im Tourismus beträgt die mittlere Bruttojahresentlohnung 27.089 Euro, im Handel 28.766 Euro – beide Werte liegen damit unter dem Median der gesamten Privatwirtschaft von 29.014 Euro.
Deutlich besser verdienen hingegen Beschäftigte im Metallsektor: Hier liegt die mediane Entlohnung bei 33.524 Euro.Über die letzten zehn Jahre zeigt sich: Zwar sind die Löhne in fast allen Branchen nominal – also auf dem Papier – gestiegen, real, also inflationsbereinigt, haben jedoch neun von zehn Sektoren an Kaufkraft verloren. Auffällig stark betroffen ist das Baugewerbe. Dort sind die Einkommen real um 16 Prozent gesunken. Auch im Tourismus bleibt trotz eines nominalen Anstiegs von 17,4 Prozent ein realer Verlust von 7,5 Prozent.
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Bevölkerung altert – Arbeitswelt zieht mit
Die Statistik zeigt auch eine demografische Verschiebung: Der Anteil der über 50-jährigen Beschäftigten stieg in den letzten zehn Jahren von 16,4 auf 20,9 Prozent. Gleichzeitig hat auch die Zahl der unter 30-Jährigen leicht zugenommen – von 45.000 auf rund 63.000 Personen. Frauen machen weiterhin 42,5 Prozent aller Beschäftigten aus, ähnlich wie in den Vorjahren.
Wer erst seit Kurzem im Berufsleben steht, spürt den Kaufkraftverlust am deutlichsten. Bei Beschäftigten mit kurzer Berufserfahrung liegt der Rückgang real bei 9,2 Prozent in zehn Jahren. Nur jene, die bereits länger im Job sind – mit mindestens acht Dienstjahren – konnten ihre Einkommen halbwegs stabil halten und bleiben mit der Inflation halbwegs im Gleichschritt.
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