Hitlergruß, aber "keine Naziband"
Lügen, Lügen, Lügen haben immer kurze Beine / Leichen im Keller, Leichen im Keller / habt nur ihr und wir haben keine.
So lautet eine Textstelle in einem der Lieder des kürzlich erschienenen Frei.Wild-Albums. Ob sich die Band damit nicht selbst in den Finger geschnitten hat? Vor einigen Tagen hat der unabhängige deutsche Medienblog “Berlin rechtsaußen” zumindest eine der Leichen von Frei.Wild-Frontman Philipp Burger ausgegraben. Pünktlich zur neu aufgeflammten Debatte um die Südtiroler Deutschrock-Band anlässlich der Veröffentlichung ihres neuen Albums publizieren deutsche Journalisten dieses Foto auf dem Blog:
Bild: blog.schattenbericht.de
Es zeigt einen Ausschnitt des Booklets einer CD, die Anfang der 2000er Jahre erschienen ist. “Raff dich auf” so der Titel des Albums. Es stammt von der Band Kaiserjäger, bei der Philipp Burger vor seiner Frei.Wild-Zeit aktiv war. Auf dem Foto selbst ist Burger zu sehen, der die Hand zum Hitlergruß erhebt.
Die Kaiserjäger
Die Band wurde Ende der 1990er Jahre gegründet. Anfang 2001 löste sie sich auf, weil es am 11. Februar während einem Kaiserjäger-Konzert in Vahrn zu einer Schlägerei zwischen deutsch-Südtiroler und italienischen Naziskinheads gekommen war. Mitglieder der italienischen “Veneto Fronte Skinheads” waren von den Kaiserjägern zum Konzert eingeladen worden, deutsche Teilnehmer des Konzerts verwehrten ihnen mit der Parole “Südtirol bleibt deutsch” den Einlass. Die Band um Philipp Burger beschloss am selben Abend, ihre kurze Karriere zu beenden. Noch im selben Jahr wurde Frei.Wild gegründet.
Nur ein einzelnes Demo-Album haben die Kaiserjäger veröffentlicht: das bereits genannte “Raff dich auf”. Im Internet kursiert die CD nur in einer Version. Bei dieser ist auf dem Cover ein Keltenkreuz zu sehen, ein eindeutiges und weit verbreitetes Symbol in der neonazistischen Szene.
Bild: Wikipedia
Der Vorwurf
“Keine Nazi-Band” seien die Kaiserjäger gewesen. Philipp Burger wird nicht müde, die Harmlosigkeit der Band zu beteuern. Nachdem bekannt wird, dass er, der erfolgreiche Frei.Wild-Sänger, Mitglied der Kaiserjäger war, steht er unter Bedrängnis. Vor allem im Internet wird der Brixner mit heftigen Vorwürfen konfrontiert. Doch Burger findet für alles eine Erklärung. Das Albumcover von “Raff dich auf” sei ein anderes gewesen. Jenes mit dem Keltenkreuz hätten vermutlich Fans erstellt. Im Oktober 2012 gibt er den Ruhrnachrichten ein Interview:
Sie waren Sänger der Band “Kaiserjäger”. War das eine Naziband, wie es auf zahlreichen Seiten im Internet nachzulesen ist?
Burger: Nein, das war keine Naziband, sondern eine Band von drei Jugendlichen, die darin ein dreiviertel Jahr lang Akkorde geübt hat. Es ging um Liebe, Freundschaft und Alkohol.
Doch seine Vergangenheit in der rechten Skinhead-Szene streitet Philipp Burger nicht ab. Im selben Interview gibt der damals 32-Jährige zu: “Ich muss klar bekennen: Ja, ich hatte diese Zeit, in der ich dieses rechtsextremistische Gedankengut in mir hatte. Mit der Pubertät hat sich das in Luft aufgelöst.” Der taz verrät Burger Anfang April, wie sehr er diese Zeiten bereue.
Wie bewerten Sie das aus heutiger Sicht? Waren Sie ein Nazi damals?
Burger: Ich sehe es als Entwicklungsprozess, der zu meinem Leben dazugehört. Ich kann aus heutiger Sicht sagen – auch wenn ich keine Vorstrafen oder so gekriegt habe –, dass es in meinem Leben extrem viel bewirkt hat. Negativ in dem Sinne, was es später medial bewirkt hat, und positiv, weil man mir in dieser Hinsicht heute viel mehr Glauben schenkt als Menschen, die nicht dabei waren.
War das schon alles?
Harmlose Jugendspinnereien möchte man meinen, liest man die Worte von Philipp Burger. Doch wofür steht das Zeigen des Hitlergrußes wenn nicht für ein Bekenntnis zum Nationalsozialismus? Die Behauptung, “keine Nazi-Band” gewesen zu sein, kann für die Kaiserjäger also kaum durchgehen. Und auch angesichts einiger Passagen aus ihren Liedern, kommen weitere Zweifel an der politischen Gesinnung der Band auf. In dem Song “Selber Schuld” singt Burger:
(…) die wandern bald bei uns ein, dann werden wir hier die Ausländer sein, dann denkt ihr zurück wovor wir euch heute warnen (…) Ich hasse diese ganze scheiß Gesellschaft, diese Neger und Yugos, werden sesshaft, doch den größten Teil der Schuld trägt numal ihr, weshalb hab‘n wir auch dieses Gesindel hier! Und raus!
Die Anzahl Leichen im Keller von Frei.Wild dürften also um einiges höher sein als die Band selbst eingestehen will.
Burger hat nach so langer
Burger hat nach so langer Zeit immer noch diese Leiche im Keller, weil er nicht bereit ist diese ordentlich Aufzuarbeiten.
In risposta a Burger hat nach so langer di gorgias
Vielleicht ist ja auch gar
Vielleicht ist ja auch gar keine persönliche, sondern die eines Ahnen?