„Man muss unterwegs sein...“
„Auf Fahrt“ aus dem soeben erschienenen Album „Decennium“:
Deinem neuen Album hast du den Namen "DECENNIUM" gegeben, "10 Jahre live" heißt die dazugehörende Tour. In diesem Sinne können Album und Tour als eine Art Rückblick und Resümee gesehen werden? Neben einigen deiner bedeutendsten Lieder sind auch neue noch nie zuvor erschienene Nummern darauf vertreten - auf was dürfen wir uns auf dem neuen Album freuen?
Dominik Plangger: Ja, das neue Album ist ein Rückblick auf die letzten 10 Jahre. Ich habe da einige Lieder ins Programm genommen, welche ich seit 10 Jahren schon immer wieder live spiele, die es aber noch nie auf ein Album geschafft haben. Es gibt Lieder, die mir persönlich in den letzten 10 Jahren sehr wichtig geworden sind, welche ich neu vertont und anders interpretiert habe. Es sind Lieder, welche ich mal auf CD aufgenommen hatte, die aber eigentlich nicht so geworden sind, wie ich mir das damals vorgestellt hatte und die ich immer anders im Ohr gehabt habe – deshalb war es mir ein Bedürfnis diese Lieder nochmals neu zu arrangieren und neu aufzunehmen. Und es sind auch neue Songs auf dem Album, die auch mit meiner Geschichte in den letzten 10 Jahren zu tun haben.
Es handelt sich ja um ein Live-Album – wie sind die Aufnahmen gelaufen?
Schlussendlich haben wir entschieden die Aufnahmen ohne Publikum zu machen, aber alles live. Es gibt keine Overdubs, wir haben jeden Song zweimal, maximal dreimal gespielt und dann aus den besten Versionen ausgesucht. Wir haben nichts geschnitten und in dem Sinn ist es schon ein Live-Album, weil wir alles live gespielt haben.
„Ich steig in den Zug, und fahr über das Land, ich brauch wieder Geschichten zum Erzähl’n. Auf die Schultern schnall ich mir nur das wenige, das ich brauch und zieh los mit der Gitarre in der Hand.“ (Dominik Plangger in „Auf Fahrt“)
Wer oder was ist deine Muse?
Wie schon auf dem Lied „Auf Fahrt“ auf der „Decennium“ besungen, ist meine Muse oft der Wein, aber natürlich kann man auch nicht immer den Wein heranziehen um Lieder zu schreiben.
Wie kann man sich Dominik Plangger beim Songwriting vorstellen? Ziehst du dich zurück auf eine Almhütte in den Bergen und schreibst und komponierst drauflos?
Auf der Alm schreibe ich relativ wenig, da schöpfe ich aus meinem Repertoire, welches ich schon kann, wenn wir abends vor der Almhütte sitzen und ein paar Lieder spielen. Meistens schreibe ich daheim, ich brauche dafür einfach meine Ruhe. Ich kann nicht schreiben, wenn ich abgelenkt bin. Ich brauch wirklich meine Ruhe, ich muss mich niedersetzen - meistens passiert das im Winter, wenn es recht kalt ist draußen. Dann setze ich mich gemütlich zum Tisch und öffne mir wirklich ein Flaschl Wein und versuche ein paar Stunden Songs und Texte zu schreiben. Mit Melodien tue ich mich nicht so schwer, mit den Texten schon eher. Ich schreibe einfach drauflos, am Ende lehne ich das Lied dann entweder komplett ab oder ich mag es dann sehr - es gibt für mich kein Zwischendrin, das mache ich nicht. Entweder, wie gesagt, lehne ich den Song dann total ab, wenn ich ihn fertig geschrieben habe, oder ich nehme ihn auf ein Album oder mit auf die Bühne.
„Ich steig aus dem Zug, und fühl mich bereit, klopf mir den Staub aus meinem Hemd. Der Ozean weht mir den Südwind ins Gesicht und ich bin mir auf einmal nicht mehr fremd.“ (Dominik Plangger in „Auf Fahrt“)
Was nimmt man mit aus so vielen Jahren musikalischen Schaffens?
Ich bin eigentlich schon viel länger unterwegs als nur 10 Jahre. Bei mir sind es schon fast über 20 Jahre wo ich mit Musik unterwegs bin, angefangen mit Straßenmusik und dann habe ich in verschiedensten Cover-Bands gespielt. Vor 10 Jahren habe ich mein erstes Album aufgenommen, da hat sich dann dieser Gedanke eigene Musik zu machen und eigene Texte zu schreiben, verfestigt. Mit dem ersten Album hat sich der Weg vom Cover-Musiker zum Musiker, der eigene Sachen macht, einfach getrennt. Dieses erste Album war natürlich ausschlaggebend dafür. Was ich aus diesen 10 Jahren ziehe? Dass ich bei einigen Sachen einfach mehr Durchblick gewonnen habe, gerade was das ganze Geschäftliche angeht, was man ja auch ansprechen muss. Irgendwann ist man auch mal so weit, hat so lange gespielt und kommt in ein Alter, wo man einfach sagen muss: das ist meine Arbeit und ich muss damit Geld verdienen. Ich habe die letzten 10 Jahre viele Erfahrungen gemacht, gerade weil ich eigene Musik gemacht habe, was natürlich ganz was anderes ist, als wenn man Cover-Musik macht, wo man sich auf irgendeine Bühne stellt und irgendwann um Mitternacht alle Leute anfangen zu tanzen, wenn sie genug Alkohol intus haben - egal wie oder was man spielt. Den Mut zu haben eigene Musik zu machen nur mit einer Gitarre und Gesang, wie ich das viele Jahre gemacht habe, ist nicht ohne - mittlerweile spiele ich mit meiner Frau Claudia zusammen. Man braucht aufmerksames Publikum und man muss wissen auf welche Bühne man hingehört. Man muss dann geeignete Locations finden, die dafür gemacht sind: kleine Theater oder Kulturvereine, wo wirklich Leute kommen, die 2 Stunden hinsitzen und ein Konzert hören wollen.
„Ich sitze am Strand, der Wein fließt durch mein Blut, am Horizont sinkt die Sonne ins Meer. Für ein paar Tage Auszeit, ach wie tut das gut, ich liebe die Fremde so sehr. Seit Wochen hing ich fest, mein Hirn blieb langsam steh’n, erdrückt von 4 Wänden um mich. Auch wenn mich die Muse immer wieder mal verlässt, heute Nacht küsst sie mich, innig und fest.” (Dominik Plangger in „Auf Fahrt“)
Wohin soll die "Fahrt" noch weiter führen?
Ja, wohin soll die Reise gehen? Natürlich möchte ich an dem festhalten, was ich mir erarbeitet habe. Ich habe mittlerweile eine gute Basis, viele Veranstalter bespielt, mit Showtime eine gute Agentur, welche auch das notwendige investiert um einen Künstler auch mal ein bisschen nach vorne zu bringen. Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich nicht mehr sagen kann, das ist mein Hobby, das ich einfach so am Wochenende betreibe, sondern es ist mein Beruf. Man muss Zeit investieren. Man fährt oft sehr, sehr viele Kilometer. Ab und zu gibt’s den Fall, wo man dann halt für ein Konzert 800 bis 1.000 Kilometer hinfahren muss und am nächsten Tag wieder zurück, weil es halt nicht anders geht. Ich kann nicht sagen, ich fahre heut schnell nach Bozen hinunter und spiel mein Konzertl und morgen nach Meran und wieder heim. Das funktioniert nicht. Weil dann tretet man irgendwann einmal den immer selben Menschen auf die Zehen. Man muss unterwegs sein, man muss weit fahren. Der deutschsprachige Raum ist sehr, sehr groß und es gibt viele gute Veranstalter in Deutschland, die man sich erspielen muss. Die müssen auf einen aufmerksam werden, damit man dann vielleicht Buchungen bekommt. Mein Ziel ist meine Arbeit so seriös wie möglich zu betreiben. Und zu schauen, dass es weitergeht und dass man immer mehr Menschen erreicht.
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