Verhaftung am Brenner
-
Vergangene Woche ist Helmut Kritzinger im Alter von 95 Jahren verstorben. Der gebürtige Sarner, später ÖVP-Politiker, Landesobmanns des Tiroler Seniorenbundes und Mitglied des österreichischen Bundesrates, war 1960 ehrenamtlich als Pressereferent für die SVP tätig. In dieser Rolle war Kritzinger auch einer der unfreiwilligen Protagonisten bei der spektakulären Verhaftung von Viktoria Stadlmayer.
Die Leiterin des Südtirol-Referates bei der Nordtiroler Landesregierung wird am 29. April 1961 am Brenner festgenommen. Im Haftbefehl wird ihr „antinationale Tätigkeit“ vorgeworfen. Stadlmayer wird auch die Beteiligung an einem BAS-Anschlag in Buntschen im Sarntal zur Last gelegt. Die Verhaftung Stadlmayer erregt weit über Südtirol hinaus großes Aufsehen. Die Südtirol-Expertin ist Mitglied der unter der Führung von Außenminister Bruno Kreisky stehenden österreichischen Delegation in New York, die das Südtirolproblem im Herbst 1960 und 1961 vor der UNO vertritt. Außerdem nimmt Stadlmayer als Mitglied der österreichischen Delegation auch an allen wichtigen Südtirol-Verhandlungen mit Italien teil. In dieser Folge des Podcast erzählt Viktoria Stadlmayer über die Hintergründe ihrer Verhaftung, die 45 Tage im Gefängnis, ihre Entlassung einen Tag vor der Feuernacht und die Reaktionen auf die wenig später bekanntgewordenen Misshandlungen der BAS-Häftlinge.
Ein Plädoyer für…
Ein Plädoyer für Zivilcourage!
Übrigens. Wieso gelingt es manchen bis heute nicht, die vor der UN-Vollversammlung "bekanntgewordenen Misshandlungen" (s.o.), ebenso wie Kreisky damals, diese als (systemische) Folterpraxis des Staates zu benennen, zumal er sie auch belegen konnte?