Politica | Landtag

Im falschen Film

Der Freiheitliche Landtagsabgeordnete Sigmar Stocker schießt sich auf den Meraner Bürgermeister Paul Rösch, den Filmemacher Alexander Schiebel und den Ost West Club ein.
Fast 18 Monate sind seit den Gemeinderatswahlen vergangen.
Doch Sigmar Stocker kann es nicht lassen. Mitte November reichte der freiheitliche Abgeordnete die dritte Landtagsanfrage zu demselben Thema ein. Dem blauen Politiker haben es der Meraner Bürgermeister Paul Rösch, dessen Werbefilmchen und der Regisseur Alexander Schiebel besonders angetan. Nur so lässt sich die Beharrlichkeit erklären mit der der Terlaner Politiker die filmischen Aktivitäten rund um den oppositionellen Bürgermeister der Passerstadt verfolgt.
 
Zur Erinnerung: Paul Rösch hatte sich für den Wahlkampf im Frühjahr 2015 einen besonderen Gag einfallen lassen. Der Quereinsteiger trat als Zebra verkleidet überall in Meran auf. Begleitet wurde Rösch dabei vom Filmemacher Alexander Schiebel, der die Zebra-Auftritte filmisch festhielt und auch als Videos ins Internet stellte.
Schiebel, der mit seinem Film „Das Wunder von Mals“ über das Pestizidverbot in der Vinschger Gemeinde auch im Ausland Aufmerksamkeit erregte, machte später auch ein filmisches Porträt über den Weg von Paul Rösch vom Zebra zum Bürgermeister von Meran. Der 35 Minuten lange Film wurde fast ein Jahr nach den Gemeinderatswahlen im April 2016 auch auf RAI Südtirol ausgestrahlt.
 

Stockers Fragen

Diese Ausstrahlung ließ Sigmar Stocker aufs Parkett treten. Am 5. April 2016 reichte der Freiheitliche eine Landtagsanfrage zur „Dokumentation über Bürgermeister Paul Rösch nach nicht einmal einem Jahr Amtszeit“ ein. Stocker mokiert sich in der Anfrage über die „reine Parteiwerbung für die Grünen“ und verlangt eine Kostenaufstellung für den Film, so wie die Auskunft, wer dieses filmische Porträt in Auftrag gegeben habe.
Landeshauptmann Arno Kompatscher lieferte wenig später die gewünschten Auskünfte.
Alexander Schiebel hatte den Film gedreht und der RAI angeboten. Die Südtiroler Fernsehanstalt zahlte 5.000 Euro für die Rechte zur Ausstrahlung des Films. Was die Entscheidung betrifft, so sei diese von der RAI getroffen worden. „Die Auswahl der einzelnen Themen so wie die Art und Weise der Erarbeitung der Beiträge und Inhalte obliegen der RAI im Rahmen ihrer redaktionellen Autonomie“, stellte der Landeshauptmann in seiner Antwort klar.
Am 29. Juni 2016 legte Sigmar Stocker eine zweite Landtagsanfrage nach. Der freiheitliche Landtagsabgeordnete wollte wissen, wer der Filmemacher Alexander Schiebel ist, welche Referenzen er vorzuweisen habe, ob das Land Südtirol bei Schiebel Filme in Auftrag gegeben habe und wie viel an öffentlicher Unterstützung er erhalten habe.
Auch hier antwortet der Landeshauptmann persönlich. Schiebel in Salzburg aufgewachsen, habe beim ORF in Wien eine Ausbildung absolviert, lebe und arbeite seit 2013 in Südtirol, wo er als Dokumentarfilmer arbeitet. Der Filmemacher habe mehrere Filmbeiträge für Kampagnen der SMG produziert, sowie den Film „Das Wunder von Mals“. Im Rahmen der Künstlerförderung hat Alexander Schiebel für die Drehbuchentwicklung dabei 8.400 Euro erhalten.
 

Ost-West-Club

Aber nicht nur der einzigen Oppositionsbürgermeister in einer Südtiroler Stadt hat es Sigmar Stocker angetan. Auch der alternative „Ost West Club“ im Meraner Steinach-Viertel scheint ein politisches Steckenpferd des Freiheitlichen zu sein.
Zwischen April 2014 und Juni 2016 hat Stocker gleich sechs Landtagsanfrage dazu gemacht. Der Tenor aller Anfragen: Störung der Nachtruhe und Verlegung des Clubs.
Dabei gelingt es Sigmar Stocker seine zwei Lieblingsthemen den Ost-West-Club und Paul Rösch sogar zu verbinden. Im Frühsommer 2016 fragt der freiheitliche Landtagsabgeordnete „Ost-West-Club-Verlegung – Verweigert Bürgermeister Rösch Aussprache mit besorgten Bürgern?“.
Wenige Tage später antwortet Paul Rösch persönlich. Der Meraner Bürgermeister erklärt, dass es bereits mehrere Gespräche und Treffen gegeben habe. Zudem legt Rösch in sieben Punkten die Gangart seiner Verwaltung, die Pläne für den Ost-West-Club und den möglichen neuen Standort offen.

 

Röschs Ausgaben

Am 16. November kehrt Sigmar Stocker dann wieder zum Film zurück. Diesmal schreibt der Freiheitliche:

„Anlässlich der Gemeinderatswahlen von Meran hat der jetzige Bürgermeister Paul Rösch Werbefilme fürs Internet drehen lassen.
Daraus ergeben sich folgende Fragen an die Landesregierung verbunden mit der Bitte um schriftliche Antwort:
  • Wer oder welches Filmstudio hatte die Filme produziert?
  • Was hat der damalige Kandidat dafür ausgegeben?“
Es sind Fragen, die reine politische Wadelbeißerei sind.
Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder müssen ihre Wahlkampf-Ausgaben keineswegs offenlegen. Demnach wird weder die Landesregierung noch die Gemeinde Meran diese Fragen beantworten können.
Das müsste eigentlich auch der blaue Filmkritiker wissen.
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Thomas Kobler Mar, 12/06/2016 - 14:29

Dass Sigmar Stocker uns soviel Aufmerksamkeit schenkt, ist mittlerweile schon fast zuviel der Ehre. Wir würden uns natürlich über seine Hilfe freuen, die Standortfrage so schnell wie möglich und im Sinne aller Beteiligten zu lösen.

Mar, 12/06/2016 - 14:29 Collegamento permanente
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Christian Mair Mar, 12/06/2016 - 16:45

Der Umgang mit Andersdenkenden entlarvt die Partei der Freiheitlichen. Genau wie Ihre Schwesterpartei im Mutterland hat Sie sich von den liberalen Anteilen völlig verabschiedet. Die FDP in Deutschland hat eine Wahlempfehlung für vanderBellen im österreichischen Wahlkampf abgegeben.
Der Abschied vom liberlen Flügel hat sich in Österreich am Parteitag 1986 vollzogen. (http://diepresse.com/home/zeitgeschichte/692182/Stegers-Waterloo-Abschi…)
Wann ist dies eigentlich in Südtirol passiert?

Mar, 12/06/2016 - 16:45 Collegamento permanente
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kurt duschek Mer, 12/07/2016 - 07:39

Es ist zu offensichtlich, dass hier in das laute Sprachrohr der Nachbarschaft des OST-WEST Clubs geblasen wird. Sicher, es braucht eine Lösung für den Standort des OST-WEST Club. Auf Anfragen gibt es Antworten auf die Fragen, aber Lösungen müssen gemeinsam erarbeitet werden. An dieser Arbeit kann sich Guggi Stocker gerne beteiligen.

Mer, 12/07/2016 - 07:39 Collegamento permanente