Politica | Bruneck

Licht an im Stadtmarketing

Die Grünen von Bruneck verlangen, dass der Gemeinderat bei der Neuausrichtung des Stadtmarketing Bruneck einbezogen wird: "Sind mit dieser Handhabe nicht zufrieden."

Ihr Rücktritt hat in Bruneck ein kleines Erdbeben ausgelöst. “Unterschiedliche Ansichten” hätten Gertrud Niedermair Pescoller noch vor dem Jahreswechsel dazu bewogen, ihren Posten als Kultur- und Wirtschaftsstadträtin von Bruneck niederzulegen. Als solche war sie auch für das Stadtmarketing Bruneck zuständig gewesen. Und ebendort hat es nun – nach dem Abgang von Geschäftsführerin Mirjam Lanz, dem Unvereinbarkeitsvorwurf gegen Präsident Christian Tschurtschenthaler und dem Rücktritt der zuständigen Stadträtin – zu brodeln begonnen. Vor allem aus der Opposition werden kritische Stimmen laut, die fordern, Licht in die Sache “Stadtmarketing” zu bringen. So halten etwa die Grünen, die mit zwei Vertretern im Brunecker Gemeinderat sitzen, fest: “Der Rücktritt von Stadträtin Niedermair Pescoller aufgrund von Differenzen bezüglich Stadtmarketing wirft Fragen auf, die nicht neu sind.”


“Unklare Konstruktion”

Das Brunecker Stadtmarketing habe in den letzten Jahren in vielen Bereichen durchaus wertvolle Arbeit geleistet, so die Brunecker Grünen. Allerdings handle es sich aber nach wie vor “um eine Konstruktion, bei der einiges unklar ist”. Das Förderkomitee Stadtmarketing wurde 2002 auf Initiative von Vertretern der Brunecker Gemeindeverwaltung – darunter dem ehemaligen Bürgermeister Christian Tschurtschenthaler – als privater Verein gegründet. Sein anfängliches Ziel: Tourismus- und Wirtschaftsförderung sowie Imagepflege der Stadt Bruneck. Der ursprüngliche Gedanke hinter dem Stadtmarketing war, die Marketing- und Kulturarbeit der Gemeindeverwaltung ein Stück weit auszulagern.

Die selbsterklärten Ziele des Stadtmarketing Bruneck auf seiner Homepage.

Gefördert werden die Aktivitäten des Stadtmarketing Bruneck zum Großteil durch öffentliche Gelder. Über die Hälfte der finanziellen Einnahmen des Vereins stammen von der Gemeinde Bruneck. 2014 etwa hat das Stadtmarketing 382.730 Euro an ordentlichen und außerordentlichen Beiträgen von der Gemeinde erhalten. Für 2015 liegt die Gesamtsumme noch nicht vor, doch dürfte sie wohl zumindest gleich hoch sein wie im Jahr davor. Genehmigt werden die Summen allesamt vom Gemeindeausschuss, der Gemeinderat wird damit nicht befasst. Ebensowenig mit der Organisation oder Grundausrichtung des Vereins. Und an dieser Stelle haken die Grünen ein. Für sie ist und war das Stadtmarketing nie ein einfacher Vereins, der für eine definierte Tätigkeit öffentliche Beiträge erhält. Bereits im Herbst 2011 warfen die Grünen das Thema “Stadtmarketing” im Gemeinderat auf. Ihre Position damals: “Wir verstehen das ‘Förderkomitee Stadtmarketing Bruneck’ […] nicht als unabhängigen Verein.”


Stadtmarketing GmbH?

“Es ist auch nicht nur eine Agentur zur Organisation und Vermarktung von Events”, fahren die Grünen 2016 fort, “sondern befasst sich auch mit Strategie und Koordination und verfolgt nach eigenen Angaben einen Ansatz, der über die touristische Vermarktung hinausgeht und sich allgemein mit der Entwicklung und Selbstdarstellung Brunecks in allen Bereichen befasst.” Tätigkeiten und Themen, die über jene eines einfachen Vereins weit hinausgehen, sind die Grünen überzeugt.

Denn die Themen, die das Stadtmarketing beschäftige, beträfen nicht nur Handel und Fremdenverkehr, “sondern auch den Gemeinderat und die Zivilgesellschaft”. Und aus diesem Grund müsse auch der Gemeinderat mit einbezogen werden, wenn es nun darum gehen soll, die Organisationsform und die Grundausrichtung des Stadtmarketings zu diskutieren. Denn wie berichtet, sind derzeit Vorbereitungen im Gang, um die Vereinsstruktur in eine GmbH umzuwandeln. Einige, darunter auch die Brunecker PD-Gemeinderätin Cornelia Brugger vermuten, dass damit die Voraussetzungen geschaffen werden sollen, um den zum Abtritt gezwungenen Präsidenten Christian Tschurtschenthaler wieder mit ins Boot zu holen. Doch dieser dementiert: Die Umwandlung des Stadtmarketings in eine Gesellschaft sei bereits vor der Feststellung der Unvereinbarkeit seines Amtes als Stadtmarketing-Präsident mit jenem als Landtagsabgeordneter beschlossen worden. Allerdings wolle er sehr wohl wieder operativ ins Stadtmarketing zurückkehren, wenn die Abänderung des Vereins in eine GmbH vollzogen sei. Das bestätigte Tschurtschenthaler der Tageszeitung Dolomiten.


Gemeinderat nicht umgehen

Empörung bei der Brunecker Opposition: Auf seiner letzten Sitzung wurde dem Gemeinderat am 30. Dezember 2015 über die Tätigkeiten und künftige Vorhaben des Stadtmarketings Bericht erstattet. “Dabei wurde aber nicht über die Diskussionen um die Ausrichtung des Stadtmarketings gesprochen und es wurde nicht erwähnt, dass man an eine andere Organisationsform denkt”, bemängeln die Grünen: “Das verstärkt nur den Eindruck, dass die Umwandlung des Vereins in eine Gesellschaft in erster Linie dazu dient, die Bestimmungen zur Unvereinbarkeit zu umgehen, die den derzeitigen Präsidenten Tschurtschenthaler betreffen.”

Mit einer derartigen Handhabe dieses nicht unwichtigen Themas können wir uns nicht zufriedengeben. Wir wünschen uns eine offene, breite Diskussion und fordern, dass die Grundsatzentscheidungen bezüglich Stadtmarketing dem Gemeinderat vorgelegt werden.
(Grüne Bruneck)

Sie fordern, ebenso wie PD-Rätin Brugger, eine transparente, demokratische und offene Diskussion über das Stadtmarketing, denn: “Wenn es um grundsätzliche Fragen und Strategien geht, die das kulturelle, wirtschaftliche und soziale Leben der Stadt betreffen, hat auch der Gemeinderat eine Rolle zu spielen.”