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Politica | Cultura | Kommentar / Politik

Demokratie = Plutokratie

Willkommen in den Tiefen meines Gehirns und Abgründen meiner Seele. In diesem Blog finden Sie fortan bissige und (ich hoffe doch) geistreiche Kommentare. Die These heute: Wir leben in einer Plutokratie. Viel Vergnügen.
Avvertenza: Questo contributo rispecchia l’opinione personale dell’autore e non necessariamente quella della redazione di SALTO.
Geld regiert die Welt - ein geflügeltes Wort.
Foto: https://pxhere.com/de/photo/681828
  • Geld macht Politik, soviel dürfte jedem, der nicht an akuter Naivität krankt, bekannt sein. Doch ein Fakt ist zu selten Gegenstand der Debatte. Politik wird einerseits zwar vom Geld gemacht – Politiker selbst machen aber auch Geld. Und zwar eine Menge davon. In Südtirol verdienen einfache Landtagsabgeordnete ohne Zusatzfunktion rund 9.800 EUR brutto im Monat. Dazu kommen steuerfreie Pauschalen von rund 1.500 EUR, die zweckgebunden ausgegeben werden können. Landesräte bekommen neben einem Grundgehalt von 10.500 EUR brutto eine zusätzliche steuerfreie Pauschale von 3.600 EUR im Monat. Der Landeshauptmann verdient 15.600 EUR brutto plus 4.100 EUR. So weit, so gut (für unsere liebe Polit-Elite). Für die Bürger hingegen ist das schlecht. Diejenigen, die mit Zornesfalten auf der Stirn nun argumentieren mögen, gute Politik hat einen Preis und die Besten der Besten würden sich nur mit einer angemessenen Entschädigung für den Dienst im Land gewinnen lassen, dem sei gesagt: Ich für meinen Teil will nicht die sog. Besten der Besten, was die formale(!) Qualifikation anbelangt. Mir reichen gute Menschen in der Politik. Die "Besten" sollen weiter mit ihrem Porsche selbstzufrieden durch die Dörfer tuckern und weiter bunte Schoko-Osterhäschen auf den Schreibtischen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter platzieren, anstatt ordentliche Löhne zu zahlen. Aber ich drifte ab...

    Zurück zum Thema oder vielmehr zur kontroversen These, dass wir in einer Plutokratie leben. Die Plutokratie ist eine Regierungsform, in der die Macht von den Reichsten einer Gesellschaft ausgeübt wird. In der westlichen Hemisphäre nennen wir diese Regierungsform mittlerweile liebevoll "Demokratie". Aristoteles möge uns diese Verwechslung verzeihen. Ich möchte Sie aber nicht weiter auf die Folter spannen und meinen Gedankengang zu Ende führen. Heutzutage hat doch eh niemand mehr Zeit, sich einen längeren Text durchzulesen, dementsprechend möchte ich Sie nun erlösen, liebe Leserinnen und Leser.

    Meine Schlussfolgerung ist zugegebenermaßen nicht besonders innovativ. Jeder, der seine grauen Zellen zielgerichtet verwenden kann, mag diesen simplen Gedanken schon einmal gefasst haben. Es ist simpel. Als reich gilt man in Österreich ab 50.000 Euro Jahreseinkommen (witzig, oder?). Etwas reliabler: Um zu den reichsten 10 Prozent der Bevölkerung zu gehören, muss man ein Vermögen von 500.000 EUR besitzen. In Österreich beispielsweise gilt außerdem, wer mehr als 4.390 Euro brutto im Monat verdient, als Teil der oberen 10 %. Wir könnten diese Zahlen auch für Italien und Deutschland durchdeklinieren, am Ende stünde jedoch immer dasselbe. Unsere Politikerinnen und Politiker gehören qua ihres Amtes, qua ihres Gehaltes also zu den reichsten zehn Prozent der Bevölkerung. Wir werden von den reichsten 10 Prozent der Bevölkerung regiert. Und glauben Sie, die Reichsten der Reichsten, oder nennen wir sie nach heutigen Standards die Besten der Besten, machen Politik für jene, die weit unter diesen Zahlen liegen? Glauben Sie, jemand mit so viel Geld hat überhaupt das Gespür, das Einfühlungsvermögen, um auch nur im Entferntesten Politik für Menschen mit anderen sozioökonomischen Hintergründen zu machen? Vielleicht können die armen (Politiker) gar nicht anders. Sie sind nunmal arme Reiche, die nicht aus ihrer Haut können.

    Wer selbst unmittelbar von Problemen betroffen ist, wird auch dementsprechend handeln und Politik machen. Denn am Ende bestehen wir aus einer Gesellschaft von Egoisten, die versuchen, ihre eigene Haut zu retten. Und das ist in Ordnung, das ist die Natur des Menschen. Nur wenige besitzen das "Mutter Teresa-Gen". Politikerinnen und Politiker haben diese genetische Prädisposition zu selten. Deswegen müssen wir sie zu ihrem und unserem Glück zwingen. Ich bin zwar kein Arzt, aber verschreibe der Politikerzunft für die nächste Wirtschaftskrise eine Diät von ihren Diäten (Fachbegriff für Politikergehälter).