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Foto: upi
Politica |  Russlands Krieg

Die Gilde der Putin-Verehrer

Zu den vielen langjährigen Freunden Putins gehören Silvio Berlusconi und Matteo Salvini

Europas Putin-Verehrer geraten zunehmend in Erklärungsnot. Je brutaler der Bombenkrieg Russlands auf die Ukraine wird, desto betretener wird das Schweigen derer, die ihm durch Jahre huldigten. Dazu gehören  in vorderster Front zwei italienische Spitzenpolitiker: Silvio Berlusconi und Matteo Salvini. Salto.bz hat bereits darüber berichtet, wie der Lega-Chef letzthin von einem polnischen Bürgermeister an der ukrainischen Grenze auf das Foto angesprochen wurde, das ihn am Roten Platz in Moskau mit einem T-shirt zeigt, auf dem ein grossformatiges Bild Putins prangt. Nun wurde bekannt, dass der im März 2017 in Moskau unterzeichnete Freundschaftsvertrag zwischen der Lega und Putins Partei Vereintes Russland nach wie vor Gültigkeit besitzt - eine angesichts des brutalen Bombenkriegs eher peinliche Tatsache.

Eine ähnliche persönliche Freundschaft hatte auch Silvio Berlusconi zelebriert, als er Putin in seiner sardischen Luxusresidenz Villa Certosa begrüsste, mit einem Aufmarsch der Brigata Sassari und einem rauschenden Fest, das von Andrea Bocelli musikalisch untermalt wurde - ein Ereignis, das bei den Verbündeten George Bush und Jacques Chirac deutliches Naserümpfen verursachte.  Und wer erinnert sich nicht an das eindrückliche Bild, in dem sich die beiden Freunde mit malerischen Pelzmützen in Putins Datscha in den Wäldern um Moskau lachend zuprosten?  

 

 

Welche politische Schizophrenie diese surreale Koalition eint,  zeigt Salvinis Reaktion auf die in Zusammenarbeit mit der EU getroffene Entscheidung der römischen Regierung, 30 russische Diplomaten auszuweisen, die der Spionage bezichtigt werden. In einer Stellungnahme greift die Lega die von ihr unterstützte Regierung Draghi frontal an: "E´chiaro che qui c´è un aggressore e un aggredito, però da che mondo è mondo le guerre non le vinci con i carri armati e con le bombe - le chiudi con la diplomazia, con il dialogo, col buonsenso, col ragionamente, col confronto". Der Auslandsbeauftragte der Lega Lorenzo Fortini legte noch ein Scheit drauf: "Di certo la storia insegna che la pace si raggiunge con il dialogo e la diplomazia e non espellendo i diplomatici."  Aussenminister Di Maio reagierte sichtlich verärgert auf die Belehrungen aus dem Lager der Lega: Evito di rispondere alle provocazioni. Abbiamo agito per la sicurezza nazionale."  

Noch vor zwei Jahren hatte Salvini den russischen Präsidenten im Corriere hymnisch gelobt als "Politiker von Weltrang, ein wahrer Leader, der die Interessen seines Landes auf dem internationalen Parkett fördert"

Noch vor zwei Jahren hatte Salvini den russischen Präsidenten im Corriere hymnisch gelobt als "Politiker von Weltrang, ein wahrer Leader, der die Interessen seines Landes auf dem internationalen Parkett fördert".  Sein T-shirt mit der Aufschrift scambio Putin per due Mattarella  hat der Lega-Chef offenbar mittlerweile eingemottet. Viele Wählerstimmen dürfte es ihm kaum einbringen.

Die Tageszeitung il foglio widmet diesen Widersprüchen einen gnadenlosen Kommentar: "Nell' oscenità generate dalla  guerra putiniana, c’è un elemento interessante prodotto dalla violenza russa  che riguarda un riflesso politico poco analizzato. Legato non allo smascheramento degli utili idioti del putinismo, ma alla difficoltà con cui tutti coloro che nel passato hanno cercato di sposare le tesi putiniane, oggi si accorgono di vivere in un dramma nel dramma. E quel dramma è presto spiegato: rendersi conto che tutto ciò contro cui si è combattuto per anni in realtà altro non era che il vero vaccino necessario da mettere in campo per difendere le nostre libertà".