Società | Presseschau

„L’amico degli xenofobi“

Bitterböse Abrechnung mit Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli im „Fatto Quotidiano“: Warum der "Renzismo" auch vor Regionen mit Spezialstatut nicht Halt macht.

Nun, wir sind daran gewöhnt, dass die Außensicht von nationalen Medien auf „die Privilegierten da oben“ nicht immer vorteilhaft ausfällt. Aber ein so wenig  schmeichelhaftes Porträt wie jenes, das die Tageszeitung Il Fatto Quotidiano am Donnerstag vom Titelverteidiger im Bozner Wahlkampf  veröffentlichte, würden wohl auch die größten lokalen Spagnolli-Kritiker nicht hinbekommen. „Bolzano, il PD candida l’amico degli xenofobi“ ist der von Fabrizio d’Esposito gezeichnete Artikel übertitelt. Eine Anspielung auf Luigi Sapgnollis Bürgerliste – „organizzata da Elena Artioli, ex SVP, ex leghista, ex forzista, che adesso capeggia i liberal bolzanini del PD“. Fehlen darf in der Aufzählung natürlich auch nicht Artiolis Schweine-Protest gegen eine Bozner Moschee – und der Hinweis, dass die Spagnolli-Unterstützer „riciclati berlusconiani e leghisti“ seien. Alles auf Linie des neuen pragmatischen Renzismo, wie der Fatto meint: „i voti non puzzano mai“. 

Dass die parteiinternen voti in Form einer Vorwahl nicht möglich waren, führt die Zeitung übrigens auf eine „klare und entschiedene Vorgabe aus Rom“ zurück: „Der Bürgermeisterkandidat heißt Luigi Spagnolli, ohne Diskussion“ – auch wenn die Mehrheit des Südtiroler PD für die Vorwahl gewesen sei.

"Il renzismo è sempre pìu senza confini"

Ovviamente ist laut der Tageszeitung auch die Tatsache, dass Spagnolli eine Anklage wegen Amtsmissbrauch riskiert. Dabei legt das Blatt nicht nur genüsslich den Fall Twenty dar. Spagnollis  „passione genuina per i centri commerciali“ habe sich auch im Lex Benko gezeigt, das laut der Fatto-Version frisch vom Bürgermeister statt vom Landtag verabschiedet wurde, um „einem österreichischen Berlusconi ein Einkaufszentrum von 40.000 Quadratmetern! Fläche zu ermöglichen“ .

Was kümmern die Details, wenn es zu belegen gilt, dass die Sonderautonomie da oben verflixt wenig „di speciale e di autonomo“ habe, sondern eine „ganz gewöhnliche Region wie alle anderen sei“. Inklusive des Renziano Luigi Spagnolli. Der liegt laut dem Fatto quotidiano auch vollkommen auf der Linie des Premiers, wenn er zu seinem Wahlpakt mit der SVP sage: „È tempo di finirla con le assurde divisioni tra centrodestra e centrosinistra, che hanno caratterizzato per decenni la politica bolzanina.“ Und – nachdem Bilder mehr als 1000 Worte sagen, wird auch noch vom Dreier-Selfie von Matteo Renzi mit Luigi Spagnolli und Elena Artioli am verganenen Dienstag berichtet. Die abschließenden Worte der Abrechnung: „Il renzismo è sempre pìu senza confini. Anche nelle regioni speciali di confine“. Peng!