Helden mit der leeren Tasche
Die Förderung und den Ausbau des Lehrlingswesens in Südtirol hat sich Philipp Achammer auf die Fahne geschrieben. Mit der erst im April verabschiedeten Novelle zur Lehrlingsordnung wurden neue Anreize für Jugendliche und Betriebe geschaffen, den Weg der dualen Ausbildung zu beschreiten. Denn dass die Jugendarbeitslosigkeit in Südtirol im gesamtstaatlichen Vergleich so niedrig ist, führt Achammer auch auf das vielgerühmte duale Ausbildungsmodell zurück. Stefan Perini, Direktor des Arbeitsförderungsinstituts, sieht nun das Südtiroler Erfolgsmodell durch die Forderung der heimischen Unternehmen nach Lohnsenkung bedroht.
„In der öffentlichen Diskussion zur Förderung der Lehre im Rahmen des Lehrlingspaktes wurde in letzter Zeit vor allem von Unternehmerseite immer wieder die Forderung laut, die Lehrlingslöhne zu senken. Damit, so das Argument, würde die Lehrlingsausbildung für Unternehmen attraktiver und die Ausbildungsplätze mehr“, erklärt der AFI-Chef. Der die Sache genau umgekehrt sieht: „„In Wirklichkeit würde man mit einem solchen Schritt allen Beteiligten einen Bärendienst erweisen: Betriebe würden zwar ein paar Euro pro Monat einsparen, bekämen dafür aber wesentlich weniger geeignete Kandidaten und Mitarbeiter.“ Denn eine angemessene Entlohnung sei „notwendig, damit Unternehmen Bewerbungen von leistungsorientierten und qualifizierten Anwärtern bekommen. Heutige und zukünftige Lehrlinge würde das gewaltig abschrecken.“ Ohnehin seien die Löhne in den meisten Lehrlingsberufen derzeit zu niedrig, findet Perini und legt folgende Zahlen vor:
(Quelle: AFI/IPL)
Junge Südtiroler, die bei den Berufsweltmeisterschaften immer wieder hervorragend abschneiden, würden „wie Helden gefeiert“. Und in Helden zu investieren, habe „noch keinen Betrieb in den Ruin getrieben“. Anders gesagt: machen wir die Lehrlinge nicht zu Helden mit der leeren Tasche.