Economia | Sparkasse
Lawinengefahr: Hoch
Foto: Südtiroler Sparkasse
Walter Andreaus weiß, dass diese Worte für die Spitze der Südtiroler Sparkasse wie ein Dolchstoß klingen. Der Vorsitzende des Aktionärskomitees Südtirol, der Verbraucherschutzorganisation, die seit eineinhalb Jahren jene Südtiroler und Südtirolerinnen vertritt, die sich als Geschädigte der lokalen Banken sehen, sagt einen Satz, der die derzeitige Euphorie im Management und der Führung der Südtiroler Traditionsbank gehörig dämpfen wird.
„Die Sparkasse kauft Banken in ganz Italien auf“, meint Andreaus, „aber sie sollte auch darüber nachdenken jene Aktionäre und Sparer endlich zu entschädigen, die 60 Prozent ihrer Ersparnisse verloren haben.“
Die Anspielung der Verbraucherschützer gilt der laufenden Übernahme der CiviBank durch die Südtiroler Sparkasse. Es ist eine Operation, die seit Wochen läuft. Die Südtiroler Sparkasse will die Mehrheit an der friaulischen Cividale-Bank erwerben. Es handelt sich um eine unfreundliche Übernahme, gegen die sich die Bank mit einer Klage wehren wollte.
Nachdem das Verwaltungsgericht Latium vergangene Woche diese Klage der CiviBank aber abgewiesen hat, machte die Sparkasse ernst. Die Südtiroler Bank hält inzwischen insgesamt 20.010.809 CiviBank-Aktien, das sind 75,64% des Gesellschaftskapitals. Damit ist die Sparkasse klarer Mehrheitseigner der friaulischen Bank.
Diese Operation muss man auch vor dem Hintergrund der erfolgten Sanierung der Südtiroler Sparkasse sehen. Nach einem Bilanzverlust von 365 Millionen Euro im Jahr 2015 stand die Südtiroler Bank mit einem Bein im Grab. Eine kommissarische Verwaltung konnte im allerletzten Moment verhindert werden.
Inzwischen hat die Bankenführung ihre Hausaufgaben gemacht. Im vergangenen Jahr hat Sparkasse einen Rekordgewinn von über 71,3 Millionen Euro eingefahren. Diese Gewinn und der äußerst lukrative Verkauf der Beteiligung an dem EDV-Dienstleister Cedacri hat der Sparkasse genügend Spielgeld für die Expansion in Richtung Friaul eingebracht.
Das Strafverfahren
Walter Andreaus und sein Aktionärsverein erinnern jetzt aber an ein unrühmliches Kapitel in der Sparkasse-Geschichte. Die Kapitalerhöhung der Sparkasse im Jahr 2012.
Damals platzierte die Südtiroler Bank ihre Aktien bei 11.000 Sparerinnen und Sparern. Die Staatsanwaltschaft Bozen beantragte 2019, auch aufgrund einer Anzeige von Rechtsanwalt Massimo Cerniglia, der das Aktionärskomitee vertritt, die Anklageerhebung gegen die ehemaligen Vorstandsmitglieder der Sparkasse: Norbert Plattner, Peter Schedl, Richard Seebacher und Sergio Lovecchio.
Doch der Voruntersuchungsrichter am Landesgerichts Bozen erklärte die Straftatbestände des Betrugs, der Marktmanipulation und der Prospektfälschung für verjährt und entschied eine Anklageerhebung gegen die Angeklagten nur wegen des Straftatbestands der Behinderung der Aufsichtsbehörden (Consob und Banca d'Italia).
Doch der Voruntersuchungsrichter am Landesgerichts Bozen erklärte die Straftatbestände des Betrugs, der Marktmanipulation und der Prospektfälschung für verjährt und entschied eine Anklageerhebung gegen die Angeklagten nur wegen des Straftatbestands der Behinderung der Aufsichtsbehörden (Consob und Banca d'Italia).
Neun Aktionäre, die an der Kapitalerhöhung im Jahr 2012 teilgenommen hatten - vertreten Massimo Cerniglia - schlossen sich der Zivilklage an, um eine Entschädigung für den moralischen Schaden zu erhalten, der sich aus den beanstandeten Verstößen ergibt.
Am 9. Juni 2021 reichte die Sparkasse zudem eine Zivilklage wegen der von den ehemaligen Verwaltern begangenen unerlaubten Handlungen ein.
Am 9. Juni 2021 reichte die Sparkasse zudem eine Zivilklage wegen der von den ehemaligen Verwaltern begangenen unerlaubten Handlungen ein.
Das Strafverfahren wurde inzwischen von Bozen nach Rom verlegt, weil die geschädigten Aufsichtsbehörden dort ihren Rechtssitz haben.
Die Entschädigung
Nach langen Verhandlungen mit dem Aktionärskomitee entschädigte die Sparkasse im Oktober 2021 jene neun Aktionäre, die sich als Zivilkläger dem Strafverfahren angeschlossen hatten. Im Gegenzug haben diese Aktionäre auf die Teilnahme an dem Prozess und das Verfahren in Rom verzichtet.
In der außergerichtlichen Einigung ist dabei von einer Entschädigung des immateriellen Schadens die Rede. Nach Ansicht des Aktionärskomitees Südtirol ist diese Einigung aber auch ein Eingeständnis der Haftung für den Schaden vonseiten der Sparkasse.
„Wenn schon der moralische Schaden ersetzt wird, dann muss erst recht der materielle Schaden beglichen werden“, meint Walter Andreaus.
Genau hier wird es aber für die Sparkasse brenzlig. Denn es gibt 11.000 Aktionärinnen und Aktionäre, die bei der Kapitalerhöhung 2012 potenzielle Geschädigte sein können. Diese ruft das Aktionärskomitee jetzt auf, eine Interessenbekundung zum Vorgehen gegen die Bank abzugeben. „Sie haben nicht nur viel Geld verloren“, heißt im Aktionärskomitee, „sondern sie sitzen jetzt auch auf Wertpapieren, die sehr schwer zu veräußern sind.“
Der Aufruf könnte für die Sparkasse nachhaltige finanzielle Folgen haben. Immerhin geht es um mögliche Entschädigungszahlen in zweistelliger Millionenhöhe.
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Auch ich bin einer von diesen
Auch ich bin einer von diesen betrogenen Kleinaktionären, wie die Aktionäre betrogen wurden ist schon eine Schande für die Sparkasse und zudem fallen die Aktien der Sparkasse täglich. Ich hoffe alle Betroffenen erhalten eine angemessene Entschädigung das wäre das mindeste, die Wertpapiere sollten von der Sparkasse zurückgekauft werden, bevor sie andere Banken kauft.
Mich irritiert bei diesem
Mich irritiert bei diesem Artikel die Überschrift. Von hoher Lawinengefahr ist im Artikel weder direkt noch im übertragenen Sinne die Rede?
In risposta a Mich irritiert bei diesem di Sepp.Bacher
Hohe Lawinengefahr gibt es
Hohe Lawinengefahr gibt es auch nur in den Medien...
In Fachkreisen allerdings wird von großer Lawinengefahr gesprochen.