Ambiente | Artenvielfalt

Neue Arten für's Sarntal

16. Tag der Artenvielfalt am 27. Juni 2015 in Weißenbach, Sarntal
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80 Fachleute folgten der Einladung des Naturmuseums Südtirol zum 16. Tag der Artenvielfalt 2015. Sie stellten insgesamt 1.300 Arten im heurigen Untersuchungsgebiet – Weißenbach-Tal im Sarntal – fest. Das ist ein beachtliches Ergebnis, nicht alle Tage der Artenvielfalt in Südtirol waren so erfolgreich. Das erste Ergebnis präsentierten die Leiter der Forschungsgruppen gleich am Abend des Erhebungstages, am Samstag, 27. Juni 2015. Die Zahlen steigen sicher, denn viele Insekten, Spinnentiere und die Kieselalgen können erst unter dem Mikroskop genauer bestimmt werden.

 

So viele Spezialisten nach Südtirol zu bringen, die zusammen mit lokalen Fachleuten der Institutionen (Naturmuseum Südtirol, Landesbiologisches Labor, Leifers) und der naturkundlichen Vereinigungen Arten suchen und bestimmen, setzt ein gutgeknüpftes Netz voraus. Das ist für Südtirol umso wichtiger, als die amtliche Naturforschung wenig entwickelt ist. Das Naturmuseum Südtirol versteht sich als Zentrum der Biodiversität, das die Ergebnisse in seine Datenbanken aufnimmt und Publikationen koordiniert. Darauf bauen Bewertungen von Lebensräumen im Detail auf, die z. B. über den Erhalt von Lebensräumen mitentscheiden.

Der Tag der Artenvielfalt soll das abstrakte Thema der Artenvielfalt konkret zeigen. Je intakter eine Landschaft, je vielfältiger Geologie und Klima sind, desto zahlreicher die Arten. Die Wahl des Weißenbach-Tals als Untersuchungsgebiet hängt damit zusammen und der Umstand, dass im Sarntal bisher keine systematischen Studien zu Flora und Fauna stattfanden.

Die Schmetterlingsfachleute hätten sich mehr als die 30 Tagfalter erwartet. Unter den 202 Nachtfalter-Arten, die sie erhoben, fanden sie eine, die zum letzten Mal für den Südtiroler Raum im 19. Jh. nachgewiesen wurde. Die Art verdient es daher mit ihrem ganzen stattlichen Namen genannt zu sein: Cremnophila sedakorella aus der Gruppe der Zünsler.

 

Die Kalkfelsen im hinteren Sarntal, wo Gneise und Schiefer überwiegen, erhöhen die Vielfalt an Flora und Fauna: Die Botanikerinnen und Botaniker fanden innerhalb der Sarntaler Alpen zum ersten Mal den Strauchigen Ehrenpreis (Veronica fruticulosa). Unerwartete 14 Orchideen-Arten stellten die Orchideen-Spezialisten fest, immerhin liegt das Weißenbach-Tal schon auf 1.600 Meter Seehöhe. Dort die Kleine Honigorchis (Herminium monorchis) zu sehen, die für Südtirol an sich schon sehr selten ist und für das Sarntal nicht nachgewiesen war, sorgte für Aufregung. Insgesamt stellten die Fachleute für Botanik 500 Arten an Gefäßpflanzen fest.

 

Pilze: 45 Arten (sehr selten Inocybe margaritispora)

Moose: 150 Arten (sehr selten Mielichhoferia mielichhoferiana; Isopterygiopsys muelleriana verschwand durch Straßenarbeiten)

Spinnentiere: an die 100 Arten

Insekten: 20 bis 30 Ameisen-Arten (sehr selten Formica truncorum); ca. 50 Arten Kurzflügelkäfer; 30 Arten Wildbienen; 3 Arten Libellen; 30 Tagfalter, 202 Nachtfalter

Wirbeltiere: 2 Arten Amphibien, 5 Arten Reptilien, 52 Arten Vögel; Säugetiere: 1 Fledermaus-Art (Langohr), Reh, Gämse und Fuchs, aber größere Säugetiere waren nicht Untersuchungsgegenstand.

 

Für Südtirol hat sich die Initiative Tag der Artenvielfalt zur intensivsten Feldforschung für Flora und Fauna entwickelt. Der Organisator und Kurator für Botanik am Naturmuseum Südtirol Thomas Wilhalm betont, ein Aktionstag mit vielen, auch bisher nicht bekannten Arten gibt Auftrieb. Die Aktion sollte die kontinuierliche Forschung im Gelände ergänzen, nicht ersetzen!