„Wo ein Wille, da ein Weg“

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Vor zwei Wochen wurde es bekannt: Die Anbieter Südtirolgas und Selgas gehen gerichtlich gegen das teilweise Verbot von Öl- und Gasheizungen vor. Sie werfen dem Gesetzgeber grobe Fehler bei der Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie vor. Südtirolgas-Direktor Michele Gilardi plädiert außerdem für Biogas, das aus Gülle oder organischen Abfällen hergestellt werden kann.
Das Südtiroler Bündnis Climate Action befürchtet nun Rückschritte beim Klimaschutz. Außerdem steht im Raum, die Mehrheitseigentümer der Südtirolgas AG zum Ausstieg aufzurufen: Mit 51 Prozent Beteiligung der Selfin GmbH gehört das Unternehmen 112 Südtiroler Gemeinden, die bis 2027 selbst einen Klimaplan ausarbeiten sollen.
SALTO: Herr Hofmann, das Land will auf Wärmepumpen, Solarenergie und Fernwärme setzen – laut dem Netzbetreiber Südtirolgas sei das schwer umsetzbar…
David Hofmann: In bestimmten Fällen wie bei Mehrfamilienhäusern ist es tatsächlich kompliziert, weil sich verschiedene Parteien einigen müssen, die Infrastruktur auszutauschen. Aber wo ein Wille, da ein Weg – wo es sich wirklich als schwierig herausstellt, kann auch das Erdgas mit Biomethan als Übergangslösung ersetzt werden. Das wird aber die Ausnahme sein und nicht die Regel.
Trotzdem ist der Umstieg mit hohen Kosten verbunden und im Winter scheint die Sonne zu wenig…
Dieser Vergleich ist eine Augenwischerei! Ab dem Jahr 2027 gilt der Emissionshandel innerhalb der Europäischen Union auch im Gebäudesektor, das wird die Kosten für fossile Energie in die Höhe treiben. Alleine deswegen ist es weitsichtig, jetzt umzusteigen, wenn man kann. Warum sollte es bei uns nicht klappen, wenn insbesondere skandinavische Länder sehr gut mit dem Ausbau von Wärmepumpen weiterkommen und diesen Pfad schon lange vor uns eingeschlagen haben? Es bestehen leider immer noch viele Vorurteile gegenüber Wärmepumpen, die ständig wiederholt werden, aber leider falsch sind. Auch haben wir schon erlebt, wie sehr Gaspreise durch globale Ereignisse in die Höhe springen können. Energetische Unabhängigkeit schützt auch unsere Geldbeutel.
„Wir müssen weg von den fossilen Heizsystemen hin zu einer nachhaltigen und vernünftigen Zukunft.“
Was wäre denn die Lösung bei der Wärmewende?
Die Solarenergie gemeinsam mit Wärmepumpen wird bei uns in Südtirol noch sehr wenig genutzt, hier besteht das größte Potential für erneuerbare Energien. Fernwärme und Biomethan sollten nur dann genutzt werden, wenn es keine anderen Möglichkeiten gibt. Vor allem in Ballungsräumen funktioniert die Fernwärme gut, weil dort der Wärmeverlust im Verteilernetz geringer ist.
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Welche Schritte unternimmt Climate Action nun gegen die Klage der Netzbetreiber?
Wir wollen gesprächsbereit bleiben und werden unsere Position auch dem Ressort von Energielandesrat Peter Brunner mitteilen. Wir müssen weg von den fossilen Heizsystemen hin zu einer nachhaltigen und vernünftigen Zukunft. Vielleicht reicht dafür nicht nur ein Dekret, sondern es müssen ein Gesetz und ein Wärmeplan geschrieben werden. Dabei will ich unterstreichen, dass uns die soziale Gerechtigkeit am Herzen liegt.
„Es braucht Zeit, sich kennenzulernen und zu verstehen, dass man eigentlich genau das Gleiche will und dann auch das Gleiche fordert.“
Ihr Bündnis arbeitet erstmals mit Sozialverbänden wie dem KVW zusammen – fehlt den Naturschutzorganisationen hier die Expertise?
Ja, auf jeden Fall fehlt sie uns. Es ist nicht das Thema, über das sich Naturschutzorganisationen austauschen. Das heißt aber nicht, dass es uns nicht wichtig ist, das haben wir schon mehrfach unter Beweis gestellt. Auch in dem Manifest von Climate Action, Heimatpflegeverband und Dachverband für Natur- und Umweltschutz halten wir fest, dass ein Klimagesetz sozial gerecht sein muss. Mittlerweile wird es von über 40 Organisationen unterstützt. Über die Expertise verfügen aber die entsprechenden Verbände und Gewerkschaften, auch mit dem Arbeitsförderungsinstitut (AFI) arbeiten wir zusammen.
Wieso erfolgt die Zusammenarbeit erst jetzt?
Wir von Climate Action haben von Anfang an willkommen geheißen, dass soziale Organisationen mit dabei sind und haben auch gemeinsam Veranstaltungen organisiert. Auch im Stakeholder Forum zum Klimaplan der Provinz haben wir uns mit ihnen ausgetauscht. Wir sind also an dem Thema dran, aber es ist ein Prozess. Es braucht Zeit, sich kennenzulernen und zu verstehen, dass man eigentlich genau das Gleiche will und dann auch das Gleiche fordert.
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Es ist verständlich, dass…
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In risposta a Es ist verständlich, dass… di Robert Hölzl
Hier: https://www…
Hier: https://www.volksverpetzer.de/faktencheck/fakten-waermepumpen-bild-vert…
Und: https://www.derstandard.de/story/3000000251828/warum-waermepumpen-gerad…
Gutes Lesen.
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