Economia | Kaufhaus Bozen

Jakob Brugger: "Das ist die erste Runde"

Welche Gebäude wem gehören, welche Farbe das Kaufhaus Bozen der Erlebnishaus Südtirol Gruppe sicherlich nicht bekommt - Jakob Brugger im salto.bz Interview.

Herr Brugger, René Benko hat sich zurück gezogen, die Tageszeitung schreibt von einem Oje-Erlebnis und einem Schmuddel-Gürtel rund um das Erlebnishaus. Was ist denn dran an diesen Horror-Szenarien?

Ich muss sagen, es ist nicht ganz seriös, was hier gemacht wird. Hier wird klar für das Projekt Benko die Werbetrommel gerührt. Die Kontur des Erlebnishauses ist das grüne Gebilde, das ist richtig. Alles andere ist zu relativieren.

Die Farbe Grün bleibt?

Über die architektonischen Details kann ich noch nicht so viele Informationen geben. Bis Anfang der Woche hat das Studio Podrecca in Wien dran gefeilt und ein bisschen soll es auch noch geheim gehalten werden. Wie es farblich wird, das kann ich noch nicht sagen. So giftgrün, wie es in der Südtiroler Tageszeitung dargestellt wird, wird es sicherlich nicht. Das Kaufhaus, das wir uns für Bozen vorstellen, soll sich in das Stadtbild einfügen - mit den umstehenden Gebäuden in ein Verhältnis gebracht werden.

Bilder zum Erlebniskaufhaus finden Sie hier.

Das alte Telecom Haus, das Hotel Alpi, das Haus in der Garibaldistraße. Benko hat gut Monopoly gespielt. Da bleibt nicht mehr viel Platz für das Kaufhaus Bozen?

Das Hotel Alpi steht auf dem Grund der Signa, das stimmt. Aber in der alten Handelskammer hält die Gruppe um René Benko lediglich eine Fläche von 100 m², das Gebäude gehört zum größten Teil der Provinz Bozen und daran wird sich nicht viel ändern. Auch das Projekt der Signa Gruppe hat seine Grenzen.

Für das Eckgebäude Garibaldistraße, Südtirolerstraße hält Benko einen Vorvertrag. Und die Erlebniskaufhausgruppe soll ordentlich in die Tasche greifen, wenn sie das Gebäude haben will.

Das stimmt so gar nicht. Das Gebäude, von dem wir sprechen, steht unter Denkmalschutz, gehört zwanzig oder dreißig verschiedenen Parteien und ist nicht verfügbar. Weder für uns, noch für Signa. Das wäre von keinem Partner finanzierbar, und einen Vorvertrag der Signa für das Gebäude gibt es auch nicht.
Und auch in der Garibaldistraße stellt sich die Situation anders dar, als es die Tageszeitung gerne hätte. Die Signa hält da einen Vorvertrag für ein kleines Kondominium. Mehr nicht. Die Begrenzungen sind da, und Privateigentum kann man nun mal nicht so einfach enteignen.

Über René Benkos Strategie gibt es viele Spekulationen. Woran glauben Sie?

Er ist ein fähiger Unternehmer, er weiß, wie man tolle Immobilienprojekte realisiert. Es war ein schlaues Geschäft von ihm, sich so mit seinen Gebäuden zu platzieren, dass er sicherlich vom Kaufhaus Bozen, das wir ja unbedingt realisieren wollen, profitieren wird. So oder so. Ansonsten steht es uns nicht zu, einen Mitbewerber zu beurteilen. Aber einen Plan B hat er sicherlich in der Tasche.

Es war ein schlaues Geschäft von ihm, sich so mit seinen Gebäuden zu platzieren, dass er sicherlich vom Kaufhaus Bozen profitieren wird. So oder so.

Wenn es um den Kaufpreis geht, steigt Benko wieder in den Ring?

Sagen wir es so: Die erste Runde hat gerade erst begonnen. Ob Benko jetzt aussteigt oder nicht, das macht nicht viel Unterschied für uns. Wir haben unser Projekt seit einer Woche stehen und werden es morgen, am 8. August, bei der Gemeinde Bozen einreichen.

Sie reichen ein, Benko gibt sich trotzig. Ein Vorteil für das Erlebnishausprojekt?

Es ist ein faktischer Vorteil für das zweite Rennen, das Ende Oktober vermutlich ansteht. Da geht es dann um den Kaufpreis. Aber eine gmahnte Wiese ist das für uns nicht. Was ich nicht ausschließen kann, ist, dass es Rekurse gibt zu dem Beschluss der Gemeinde, der ja die Basis für den Wettbewerb war. Es kann natürlich sein, dass Signa deshalb aussteigt, um die Sache gerichtlich anzufechten und um auf neue Parameter zu poche. Dann verzögert sich natürlich noch mal alles. Aber ich rechne damit, dass wir etwa im Frühling 2015 zu einem Ergebnis kommen werden.

Es kann natürlich sein dass Signa deshalb aussteigt, um die Sache gerichtlich anzufechten. Um auf neue Parameter zu pochen, dann verzögert sich natürlich noch mal alles.


Und dann zaubert Benko eine Bürgerliste aus dem Hut?

Grundsätzlich sind wir einer Bürgerliste gegenüber ja durchaus positiv eingestellt. In Bozen muss etwas weitergehen. Angst haben wir da keine, wir freuen uns über Leute, die Engagement zeigen und etwas weiterbringen wollen.

Aber?

Das Problem bei Großprojekten in Bozen ist die enorme Zersplittertheit des Gemeinderates der Stadt. Kommt eine Bürgerliste dazu, die ja Stimmen aus der SVP sammeln würde, wird noch einmal mehr aufgefächert. Ob das wirklich nützlich ist, sei dahingestellt. Und ob es notwendig ist, eine Bürgerliste aus dem Boden zu stampfen, um Großprojekte voranzutreiben, das weiß ich auch nicht.

Eine Kooperation mit René Benko hat Georg Oberrauch gegenüber Rai Südtirol am 6. August als durchaus möglich angesehen. Müssen oder wollen sie kooperieren?

 Die Zusammenarbeit haben wir immer wieder vorgeschlagen. Für Bozen wäre es letztendlich das Beste, wenn man die Köpfe zusammensteckt und den kompletten Quadranten hochzieht. Die Ressourcen und Kompetenzen, unsere und die der Signa, zusammenzulegt. Das wäre wünschenswert, wurde von der Signa Gruppe bisher aber leider abgelehnt.

Wie geht es jetzt weiter?

Morgen reichen wir unser Projekt ein, dann wird der Bürgermeister in wenigen Tagen die Dienststellenkonferenz einberufen, die zwei Monate Zeit hat, die Projekte zu beurteilen. Und wir gehen davon aus, dass es mehrere Projekte sein werden. Bis Ende Oktober also sollte eine Entscheidung fallen. Und nochmal: Gibt es Rekurs, dann stehen wir wieder bei Null.

Benko ist aus der medialen Schusslinie, jetzt wird gegen die Erlebnishaus-Gruppe gewettert?

Das wäre natürlich dramatisch, dass man sich zuerst gegen den Benko auflehnt und sich jetzt auch auf die anderen einschießt. Wenn jetzt der Wettbewerb zerfällt, dann könnte es natürlich in der öffentlichen Meinung schon sein, dass man das Projekt generell in Frage stellt. Sollte der Wind so drehen, dann wär das ein Jammer.  Denn wir wollen wirklich etwas machen, wir wollen in Bozen wirklich etwas verändern.