Politica | Team Köllensperger

Notfall im Sanitätswesen

Das Team Köllensperger stellte heute Morgen im Südtiroler Landtag bei einer Pressekonferenz Lösungsansätze für Probleme im Gesundheitswesen vor.
Paul Köllensperger, Franz Ploner, Maria Elisabeth Rieder
Foto: Team Köllensperger

"Wir sprechen immer von einem Klimanotstand, und so wie das Klima bedroht ist, ist auch das Gesundheitssystem in Gefahr". Dies betonte Maria Elisabeth Rieder von Team Köllensperger am Mittwochmorgen auf einer Pressekonferenz, auf der sie gemeinsam mit Paul Köllensperger und Franz Ploner einen Notfallplan für die Lösung der Probleme im Südtiroler Sanitätswesen vorstellte.

Eine Krise gerade im Angesicht des Ärztemangels und des Pflegenotstandes gebe es in ganz Europa, in Südtirol werde diese durch Besonderheiten wie die Zweisprachigkeit und Uneinigkeiten mit Rom noch verstärkt. Damit "endlich wieder Ruhe und Vertrauen in den Süditroler Sanitätsbetrieben" einkehren könne, wurden Ansätze präsentiert, die Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau in Südtirol garantieren sollen. Dabei wurden Probleme auf verschiedenen Ebenen des Gesundheitswesens angesprochen, sowohl im ärztlichen Bereich, als auch im Pflegebereich, der notfallmedizinischen Versorgung und auf der Patientenebene im Hinblick auf Wartezeiten.

Das Problem des Facharztmangels beginnt laut Ploner bereits bei der Ausbildung. Die Facharztausbildung habe in den letzten Jahren einen Imageverlust erlitten, da die Durchführung dieser nach österreichischen Richtlinien von Rom nicht vollständig akzeptiert würde, so gab es bereits Anzeigen beim Arbeitsgericht. Dementsprechend brauche es mehr Unterstützung und Hilfestellung für die Auszubildenden. Auch wichtig sei die Personalbindung, die Vermittlung des "Wir gehören zu diesem Sanitätsbetrieb"-Gefühls, sowie mehr eigenständige Leiter in Sanitätsbetrieben, die eine Akkreditierung der Facharztausbildung gewährleisten könnten.

Zusätzlich behindert würden sowohl Ärzte/-innen als auch Pfleger/innen in der Ausübung ihrer Tätigkeit in Südtirol auch durch die Regelung zur Eintragung in Ärztekammer und in die Kammer der Krankenpfleger/innen. Die Eintragung werde nämlich nur bei ausreichenden Italienischkenntnissen vollzogen, was vor allem deutschsprachige Arbeitskräfte benachteilige. Dies verstoße gegen das EU-Freizügigkeitsrecht (Richtlinie 2004/38/CE), da es die Möglichkeit zur Niederlassung und durch fehlende Berufserlaubnisse die Dienstleistungsfreiheit beeinträchtige. Das Team Köllensperger fordert nun, dass zur Einschreibung in die Kammern eine der beiden Landessprachen geprüft werden könne.

Ebenfalls kritisch werden die Werkverträge gesehen, die nach aktueller Gesetzeslage maximal zwei Jahre Laufzeit haben dürfen. Daher bestehe das Risiko, im Jahr 2020 wertvolle Arbeitskräfte zu verlieren, da 140 Mitarbeiter/innen mit Werkverträgen dieser Art angestellt sind. Ziel ist es nun, mit einem Änderungsantrag die Laufzeit der Werksverträge von mindestens drei Jahren zu erhöhen.

Spürbar sei auch ein Mangel an Basismedizinern. Als einen der Gründe nannte Franz Ploner die zu niedrigen Stipendien für die Ausbildung von Jungmedizinern. Der Fachbereich müsse attraktiver gestaltet werden, in dem man entweder eine Gleichstellung vom Ausbildungsarzt zum Facharzt gleichstelle oder die Stipendien erhöhe.

In der Krankenpflege sei die Lage ähnlich. „Bei den Krankenpfleger/innen ist die Lohnsituation nicht gerade sehr gut.“, sagte Maria Elisabeth Rieder, dies ließe sich auch an steigenden Kündigungen sehen. An der Claudiana seien zudem 250 Ausbildungsplätze jährlich vorgesehen, allerdings gäbe es Bedarf an mindestens 400 Krankenpflegern/-innen in der Ausbildung. 2018 seien nur 70 von 160 Abgänger/innen in Südtirol eingestellt worden. „Wurden die anderen nicht gebraucht? Wo sind die anderen hin?“, fragt Rieder. Zudem genieße das Claudiana einen eher schlechten Ruf, was vor - nach Meinung der Team Köllensperger Landtagsabgeordneten - auch daran liege, dass der Unterricht fast ausschließlich auf italienisch abgehaltenen werde. Die Forderungen: Kampagnen auszubauen, um die Ausbildung attraktiver zu machen, Aufnahmeprozeduren zu verkürzen und Wege in die Arbeitswelt vereinfachen.

Patienten hingegen sähen sich unannehmbaren Wartezeiten gegenüber. Die Transparenz von Wartezeiten sei zwar durch das landesweite Vormerksystem CUP gefördert worden, aber die Zeiten selber seien sogar noch weiter gestiegen. Es müsse in den Ausbau eines EDV-Systems investiert werden, der bei der Terminvergabe unterstützt und Dringlichkeit von Erstvisiten besser einschätzen kann. Außerdem solle es Bereitschaftsdienste von Hausärzten geben, die somit in Notfallen erreichbar wären. Die Notaufnahme solle beispielsweise auch durch die Einrichtung von Gruppenambulanzen mit 24 stündigem Dienst durch die Hausärzte verbessert werden.

Im Angesicht der aktuellen Lage im Sanitätsbereich bat das Team Köllensperger die Mehrheitspartei um politische Zusammenarbeit. "Im Mittelpunkt steht das Bestreben, gemeinsam unabhängig der politischen Couleur an einem nachhaltigen Südtiroler Gesundsheitssystem zu bauen", meinte Paul Köllensperger.