Politica | Gemeindewahlen

Grüne Zweige für Bozen

Sieben Young Greens wollen die Bozner Kommunalpolitik aufmischen. Leistbares Wohnen, Raum für Jugendkultur und Klimaschutz die Hauptanliegen.
20200807_124124.jpg
Foto: Julian Mayr

Am Donnerstag war die gesamte grüne Truppe an der Reihe. 37 Kandidaten und Kandidatinnen für den Bozner Gemeinderat präsentierten sich der Öffentlichkeit. Tags darauf, dem 7. August, stellten auch die Young Greens ihre Anwärter vor. Drei junge Damen und vier junge Herren wollen den Sprung in die Kommunalpolitik wagen.

Schauplatz der musikalisch umrahmten Vorstellung war der Siegesplatz – von den jungen Grünen vehement als Friedensplatz bezeichnet. Die Platzwahl war nicht in erster Linie symbolischer Natur. Die Parkmöglichkeiten am begrünten Raum hinter dem Denkmal sollen aber bald Grünflächen weichen und in den Untergrund verlegt werden. Größere Bäume könnten dann darüber zwar nicht wachsen, aber nicht immer im Zentrum zu sein, das war den Organisatoren wichtig.

Im Zentrum standen die fünf anwesenden Kandidaten dann doch, zumindest für einige Minuten. Vor Ort zeigten sich Majda Brecelj, Aktivistin von fridays for future und Jugendarbeiterin, Sozialarbeiterin Sara Maoual, der italienisch-deutsche Umweltingenieur Pascal Vullo, Arbeitsforscher und Musiker Markus Cappello, sowie Musiker und Aktivist Zeno Oberkofler. Ergänzt wird die vielfältige Truppe noch von dem Physiker Raphael Cavallari und Katharina Tschigg, Forscherin und Expertin für Umweltkommunikation.

 

Markus Cappello unterstrich die drei zentralen Themen für die junge Generation der Grünen. Es brauche einerseits mehr Raum für die Jugendkultur, in Form eines schon länger geforderten Jugendzentrums oder angemessene Veranstaltungsorte sowie die Möglichkeit, spontaner Konzerte in der Stadt.

Weiters brauche es innovative Konzepte für leistbares Wohnen, nicht unbedingt mehr Wohnraum- den gibt es mit mehr als 4000 leerstehenden Wohnungen in Bozen bereits. Cappello plädiert dafür, diesen bestehenden Leerstand zu nutzen, zum Beispiel über eine zentrale Miet- und Verwaltungsstelle.

Es kann nicht sein, dass in der Drususstraße ein WG-Zimmer 500 Euro Kaltmiete kostet, gleichzeitig in Bozen 4000 Wohnungen leerstehen. Es gilt den Leerstand zu nutzen (Markus Cappello)

Und Bozen soll natürlich auch grüner und umweltfreundlicher werden, wie es seit eh und je ein zentrales Anliegen der Grünen ist.  Pascal Vullo, der erst in Südtirol zum grünen Aktivismus gefunden hat, sieht die grüne Welle in Südtirol noch etwas langsam. Man tue sich schwerer und brauche etwas länger.

Für Zeno Oberkofler, der sich im Stadtviertelrat Gries engagieren will, ist es hingegen entscheidend, dass junge Menschen in der Politik ganz vorne mitmischen und Entscheidungen treffen.

Viele junge werden abgeschreckt von politischer Betätigung. Wir wollen zeigen, dass man sich engagieren und durch Aktivismus etwas verändern kann (Zeno Oberkofler)

Auch die zwei anwesenden Kandidatinnen, Sara Maoual und Majda Brecelj unterstreichen die Wichtigkeit, sich schon in jungen Jahren politisch zu betätigen. Insbesondere für Frauen. „Auch heute sehen wir nur wenige Frauen in der Politik. Und noch weniger junge Frauen. Das Wichtigste ist, dass junge Menschen in die Politik kommen", meint Majda Brecelj.

Nach anfänglichen Zweifeln habe ich mich zur Kandidatur entschieden, um endlich mehr Junge in der Politik zu haben. Es geht um unsere Zukunft und wir selbst müssen die Entscheidungen über diese Zukunft treffen. Man muss klein anfangen um dann große Veränderungen zu bewirken (Majda Brecelj)

Dass das Interesse gerade in der jüngeren Generation oft gänzlich fehlt, gesteht sich Sara Maoual ein: „Das Interesse der jungen Leute ist gering. Wir sind eine der wenigen Listen, die so viele junge Kandidaten hat. Denn die Zukunft beginnt bei den jungen Menschen. Und selbst wenn sie wenig Interesse haben, können wir einen Anreiz schaffen, sich für die Gemeindepolitik zu interessieren."

Einen Generationenkonflikt sehen die jungen Frauen indes nicht. Es brauche vielmehr eine gemeinsame Zusammenarbeit zwischen den Altersgruppen. „Sie haben die Erfahrung, wir haben Innovationen und sehen bestimmte Thematiken aus einer näheren Perspektive.“