Vom Wwoofen zur eigenen Landwirtschaft
Beitrag von Bioland Südtirol
Landwirtschaft, die gleichzeitig Naturschutz ist, dafür setzt sich Bioland ein. Biodiversität, Artenschutz und ökologische Vielfalt sind der Rahmen, in dem unsere Bäuerinnen und Bauern arbeiten. Derzeit laufen einige Projekte, um das Thema Ökologie in der Landwirtschaft noch einmal stärker bei den Produzenten, aber auch allgemein in der Öffentlichkeit zu verankern. Hier in Südtirol startete die Initiative "Erhebung der ökologischen Maßnahmen im Obstbau" für 350 Obstbauern im vorigen Jahr, mit der eine ökologische Aufwertung der Obstwiesen einhergehen soll. Landschaftliche Vielfalt, Nistmöglichkeiten, Hecken und Gehölze, Einsaaten und Blühstreifen oder der Einsatz von Nützlingen, all diese Kriterien werden erhoben, um somit eine Basis für die Kriteriengewichtung zu erhalten. Außerdem hat der große Bioland Verband in Deutschland das Thema Artenschutz als neuerliches starkes Merkmal zu anderen Anbauformen ausgerufen.
Wir stellen hier in einer Reihe jene LandwirtInnen mit ihren Betrieben und Höfen vor, die besonders vielfältig und biodivers innovativ arbeiten.
Simon Ruatti betreibt seinen Biolandhof in Naturns seit mittlerweile fünf Jahren, einen Bioland-Obsthof, der nur auf den ersten Blick dem klassischen Vinschger Apfelbetrieb entspricht. Denn Simon Ruatti legt sehr viel Wert auf eine ökologische und artenvielfältige Bewirtschaftung seiner Flächen, mit gutem Blick fürs Detail und für die Zusammenhänge in den natürlichen Kreisläufen. Gerade mal 23-jährig pachtete Simon eigene Betriebsflächen an, um genau jene Landwirtschaft zu betreiben, wie sie ihm gefällt. Alte Bestände wie die hochstämmigen Morgenduftbäume, gepflanzt in den 1960er Jahren, sind seine Freude, aber auch andere geschmackvolle pilzwiderständige Apfelsorten oder seit neuem der Kartoffelacker, den er in diesem Frühjahr angelegt hat. Am elterlich Betrieb von Florian Ruatti hat Simon die Landwirtschaft von Grund auf kennengelernt; auf Reisen – vor allem in Neuseeland – waren es dann alternative Formen von landwirtschaftlicher Arbeit, wie das Wwoofen*, die Permakultur und die Selbstversorgung, die in ihm den Wunsch reifen ließen, seine eigenen Arbeitsprojekte anzugehen und den Fokus auf die Biolandwirtschaft zu legen.
Bei den Kontrollgängen und den verschiedenen Arbeitsschritten in seine Wiesen sieht und erfährt der Jungbauer, wie es um seine Pflanzen und Bäume steht: So wenig wie möglich einzugreifen, maschinell wie über Pflanzenschutzmittel, und trotzdem viele gesunde Früchte zu ernten, lautet seine Devise. Dafür tut er einiges: Totholz, Stein- und Holzhaufen, Hecken und Büsche, Nistplätze aber auch selbst gebaute Insekten- und Bienenhotels bieten Unterschlupf und Lebensraum für Insekten und Vögel. Auf diese Weise fördert Simon Ruatti ganz gezielt Nützlinge wie Spinnen, Ohrwürmer und andere Insekten zur Bekämpfung der sogenannten Schädlinge, wie z.B. der Blutlaus. Wildniszonen sowie zwei an die Grundstücke angrenzende Wassergräben tun das Ihre zur Erhaltung der Artenvielfalt. Das alternierende Mulchen, gezielte Einsaaten, sowie der ausgebrachte Mist und Kompost fördern die Bodenfruchtbarkeit und bieten Lebensraum für Pilze und Flechten, Regenwurm und Mikroorganismen, die ihrerseits wiederum den Humusaufbau in den Obst- und Gemüseanlagen positiv beeinflussen. Nicht nur die landwirtschaftliche Produktion ist wichtig, sondern auch das Gestalten des Lebensraumes und die Förderung des ökologischen Gleichgewichtes, welches wieder direkten Nutzen - und ja, vor allem Freude - bringt.
Flora und Fauna zu stärken, die Natur zu schützen, das sind wichtige Anliegen für Simon Ruatti: Jeder Biolandwirt sollte seine Arbeit auch nach Förderung der Biodiversität und Bodengesundheit ausrichten um daraus resultierend gesunde, geschmackvolle Lebensmittel zu produzieren, so der Naturnser.