Neuwahlen in Stilfs am Sonntag
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Nachdem der ehemalige Bürgermeister Franz Heinisch (SVP) im Alter von 65 Jahren im Juli unerwartet verstorben ist, finden diesen Sonntag in Stilfs Neuwahlen statt. Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde sind aufgerufen, den Bürgermeister und den Gemeinderat zu wählen. Große Überraschungen wird es bei der Wahl wohl nicht geben. Die Süd-Tiroler Freiheit verzichtet dieses Mal auf eine eigene Bürgermeisterkandidatur. Der angehende Bürgermeister Samuel Marseiler ruft jedoch zur Wahlbeteiligung auf: „Uns ist wichtig, den Rückhalt unserer Gemeinde zu fühlen!“ Die Entscheidung jedoch, sich für das Amt aufstellen zu lassen, war keine leichte, erklärt Marseiler gegenüber SALTO.
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Nach einer Phase der Neuorientierung kandidiert der bisherige Vize-Bürgermeister Samuel Marseiler, der seit Heinischs Verschied bereits seine Amtsgeschäfte übernommen hat, bei den Neuwahlen am Sonntag als einziger Bürgermeisterkandidat. „Eine Entscheidung für die ich Bedenkzeit brauchte. Ich bin Unternehmer und Familienmensch. Das Amt in Vollzeit zu übernehmen wäre damit nicht vereinbar gewesen“, so Marseiler. Mit Rückhalt seines Teams wird der 35-Jährige Bürgermeister in Teilzeit. Er erklärt, nebenberuflich Vorsitzender eines Finanzbuchhaltungsunternehmens sowie Geschäftsführer eines Energieunternehmens und eines Handwerksbetriebs zu sein.
Nach Heinischs Ableben wurde der Gemeinderat, wie es das Regionalsgesetz verlangt, aufgelöst. Auch dieser muss ebenfalls neu gewählt werden. Die Rats- und Ausschussmitglieder kandidieren nach derselben Aufstellung, wie im Frühjahr: fünf Frauen, nämlich Lisa Grutsch, Astrid Reinstadler, Judith Rungg, Caterina Turci und Karin Wallnöfer, sowie neun Männer – Emanuel Abertegger, Leo Berger, Fabian Brenner, Guido Moser, Elischa Pinggera, Julian Prieth, Christian Thoma, Jonas Zeus und Christian Knoll. Den Gemeindeausschuss formieren voraussichtlich Karin Wallnöfner, Lisa Grutsch, Fabian Brenner und Christian Knoll, der neu für den Ausschuss aufgestellt wurde.
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Süd-Tiroler Freiheit tritt beiseite
Die frühere Kandidatin Simone Platzer erklärte, sie werde nicht mehr für das höchste Amt kandidieren, sondern lediglich für den Gemeinderat. Politik bedeute auch, „eigene Grenzen zu erkennen“, so Platzer und die Ambitionen der Gemeinde Stilfs würden diese wohl übertreten. Eines der großen Projekte, die bis Juni 2026 zu bewältigen sind, ist das laufende PNRR-Projekt „Stilfs – Resilienz erzählen“, das von der EU und dem Kulturministerium finanziert wird. Der Stand im September habe ihr, nach eigener Stellungnahme, den Glauben an die rechtzeitige Fertigstellung genommen, und so wolle sie nicht „für ein Projekt dieser Größenordnung als Bürgermeisterin einstehen“.
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Für ein resilientes Stilfs
Anders die Motivation bei Marseiler: „Das ist eine heikle Aufgabe und wir müssen unter großem Zeitdruck arbeiten. Aber ich habe den Vorteil, schon länger in das Projekt involviert zu sein. Beim letzten Augenschein des Kulturministeriums in Rom konnten wir einen guten Projektstand aufweisen.“ Der Fortschritt von Bauprojekten auf 1.300 Metern über dem Meeresspiegel bedarf natürlich auch einer gehörigen Portion Glücks, Marseiler ist jedoch zuversichtlich.
„Wir als Gemeinde werden alles tun, um die Termine einzuhalten.“
Das Projekt, dessen Gesamtvolumen rund 20 Millionen Euro beträgt, soll bis Juni 2026 abgeschlossen werden und umfasst „18 Maßnahmen – materielle und immaterielle“, erklärt der angehende Bürgermeister. Darunter befinden sich zehn neue Wohnungen für Einheimische, ein Lebensmittelgeschäft zur Nahversorgung, eine Bibliothek, ein Mobilitätszentrum mit Garagenplätzen und E-Ladestationen sowie kulturelle Initiativen wie ein „Stilfs-Festival“. Auch Lehrgänge für Handwerk und Unternehmensgründung konnten mit namhaften Partnerinstitutionen wie der Uni Bozenund dem LVH etabliert werden. „Wir wollen Abwanderung vermeiden, regionale Produkte fördern und alte Handwerkstraditionen wiederbeleben“, erklärt Marseiler.
Das Mobilitätszentrum am Dorfeingang und die neue Gemeinschaftsstruktur im Ortskern zählen zu den größten Baustellen. Beide Projekte hatten sich zeitweise verzögert. „Es gab zusätzliche Arbeiten und schwierige Geländeverhältnisse, aber wir holen auf“, sagt Marseiler. „Die Firmen geben ihr Bestes, und auch wir als Gemeinde werden alles tun, um die Termine einzuhalten.“
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Blick nach vorn
Nach Abschluss der PNRR-Projekte will Marseiler das Gemeindeentwicklungskonzept neu aufstellen. Stilfs sei komplex, mit touristischen Hotspot-Zonen wie Sulden und ländlichen Fraktionen, die unterschiedliche Bedürfnisse hätten. „Wir müssen klar festlegen, wo künftig Tourismusstandorte, Siedlungsgrenzen und Wohnbauzonen entstehen dürfen“, erklärt er.
Ein erster Experten-Workshop mit Bürgerbeteiligung ist für 20. November geplant. In Sulden soll eine neue Mischzone leistbares Wohnen ermöglichen, während im Dorf Stilfs gezielt gegen Abwanderung gearbeitet wird.
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Wählen heißt, Vertrauen zeigen
Marseiler ruft die Bevölkerung auf, trotz der Einheitskandidatur zur Wahl zu gehen: „Mein Team und ich brauchen das Vertrauen der Menschen, um mit Rückhalt in die neue Amtsperiode zu starten.“ Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher ermutigt zu einer hohen Wahlbeteiligung, um ein starkes Zeichen zu setzen: „Ich lade alle Stilfserinnen und Stilfser herzlich ein, am Sonntag zur Wahl zu gehen. Mit ihrer Stimme gestalten sie die Zukunft ihrer Gemeinde aktiv mit und übernehmen zugleich Verantwortung für unser Land.“
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