Ambiente | Nach der Volksabstimmung

Solidarität mit Vinschger Umweltschützern

Umweltschutzgruppen aus ganz Südtirol bedauern das knappe Ja in Sachen Rambach. Die Gemeinde selbst, sowie der Nachbar Mals zeigen sich erfreut und zögern nicht: volle Kraftwerk voraus.

Bürgermeister Ulrich Veith ist sichtlich erleichtert. „Ich bin froh, dass es so ausgegangen ist“, sagt der erste Bürger von Mals mit Blick auf die knappe Entscheidung pro Kraftwerk in der Nachbargemeinde. „Wir hätten so oder so bauen müssen, weil unsere Volksbefragung bindend gewesen ist“, erklärt Veith. Alleine hätte man aber möglicherweise nur ein kleineres oder weniger gutes Projekt einreichen können, und damit hätte es am Ende vielleicht mehrere Kraftwerke am Rambach gegeben, so der Malser Bürgermeister. Nach dem gestrigen Ergebnis, sei man nun in der Lage das bestmögliche Projekt für ein Kraftwerk mit einer Leistung von knapp unter drei Megawatt vorlegen zu können.

Gemeindebeteiligung an Großkraftwerken
Klaus Peter Dissinger, Vorsitzender des Dachverbandes für Natur und Umweltschutz , ist freilich nicht ganz so euphorisch. Er bedauert das Ergebnis, hofft aber dennoch, dass der Fluss doch noch unter Naturschutz gestellt wird. Er hat auch einen Vorschlag, wie die Gemeinden auch ohne eigenes Kraftwerk zu Geld kommen könnten: „Wären die Gemeinden an den Großkraftwerken beteiligt, dann bräuchte es solche kleinen Kraftwerke nicht.“ Es sei außerdem viel nutzbringender, die Großkraftwerke technologisch aufzurüsten und deren Energieausbeute um 25 bis 30 zu erhöhen.Dazu fehle aber der politische Willen im Land, so Dissinger weiter.

In Taufers und Mals will noch in dieser Woche mit der Umsetzung des Bürgerwillen beginnen. Ulrich Veith wird sich mit seinem Tauferer Kollegen Hermann Fliri zusammensetzen und die nächsten Schritte besprechen. „Wir wollen ein gutes Projekt einreichen, dafür brauchen wir zuerst einmal gute Techniker“, fasst Fliri den Stand der Dinge zusammen. Das konkrete Kraftwerksprojekt könnte innerhalb von drei Monaten ausgearbeitet sein, so der Zeitplan des Bürgermeisters. Dann heißt es die Einreichfristen und schließlich das Genehmigungsprocedere abzuwarten. „Wenn alles gut läuft, können wir in zwei Jahren den ersten Strom produzieren“, meint Fliri hoffnungsvoll.

Weitere Gespräche möglich
Walter Harpf von der Initiative Pro Pustertal, zeigt sich hingegen mit den (wenn auch knappen) Verlierern solidarisch. „Wir vom Pustertal teilen das Bedauern der Vinschger, sogar die letzten Perlen gehen verloren“, sagt er. Es wurde wieder mal getrickst, schon allein dass eine getrennte Abstimmung durchgeführt wurde sei sehr ärgerlich.

Ähnlich äußert sich Klaus Schutzer, vom Dachverband für Natur und Umweltschutz Wipptal: „Es ist leider so, dass für den Großteil der Bevölkerung der ökonomische Aspekt im Vordergrund steht. Dafür wird jetzt halt auch der letzte unverbaute Bach in Südtirol hergenommen. Aber nach der Sel Geschichte muss das Land wohl billigen Strom liefern.“

Bürgermeister Fliri glaubt dennoch, allen, auch den Kritikern des Kraftwerksbaus gerecht werden zu können. „Wir wollen gute Umweltmaßnahmen in unserem Projekt vorsehen“, beteuert er. Auch eine Einbeziehung der Umweltgruppe Vinschgau in die Planungen kann er sich durchaus vorstellen. Ob daraus tatsächlich etwas wird, bleibt vorerst abzuwarten.

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Michael Bockhorni Lun, 04/08/2013 - 20:13

wenn also der bürgerwillen umgesetzt werden soll, müssten also nur 51% des kraftwerks gebaut werden. das abstimmungsergebnis scheint ja nicht ident mit dem letzten wahlergebnis der svp in der gemeinde zu sein?

Lun, 04/08/2013 - 20:13 Collegamento permanente