Società | Diözesansynode

Isabella Engl: Die Kirchenspitze hat Angst vor uns Frauen

Das Thema „Frau in der Kirche“ wird in den kommenden eineinhalb Jahren der Diözesansynode kein Schwerpunkt der kirchlichen Erneuerung sein. Warum Isabella Engl, Co-Vorsitzende des Katholischen Forums, Streik-Fantasien hegt und der Kirchenspitze zu wenig Mut attestiert.

Frau Engl, enttäuscht über den Ausgang der zweiten Vollversammlung der Diözesansynode
Isabella Engl: Ich muss sagen, im ersten Moment war ich echt geschockt, als unser Vorschlag einen eigenen Arbeitskreis zu Frauenfragen einzurichten mit 134 Stimmen niedergestimmt wurde. Vor  mir saß der italienische Generalvikar Michele Tomasi, ich habe zu ihm gesagt: Das ist ja beinahe eine Kriegserklärung. 

Ziel dieser zweiten Session war es aus all den bisher eingegangen Vorschlägen Themenschwerpunkte herauszuarbeiten, die nun in den verbleibenden eineinhalb Jahren der Synode vertieft werden sollen. Haben sich die Frauen nicht stark genug für einen eigenen Arbeitskreis gemacht?
Vielleicht. Vielleicht war es aber auch von Beginn an nicht vorgesehen, dass Frauen in der Kirche zum eigenen Thema werden, wie wir eher vermuten. Sicher ist, dass wir am Abend bevor die Themenvorschläge formuliert wurden zumindest ein entsprechendes Plakat mit 50 Unterschriften verfasst haben. Und obwohl es hieß, dass Themen ab 50 Unterschriften besprochen werden, wurde das Frauenthema dann bei der Vorstellung am Tag darauf völlig ausgeblendet. Ähnlich ging es uns mit einem Beschlussantrag, laut dem das Thema zumindest verpflichtend in die Arbeit der einzelnen Kommissionen einfließen sollte. Und schließlich kam dann die letzte und größte Niederlage mit der Abstimmung über den eigenen Arbeitskreis. 

Ich finde es schade, dass bei alle den nun beschlossenen Themen nichts signifikant Neues dabei ist. Da bin ich ebenfalls bei Georg Oberrauchs Einschätzung: Es fehlen die Visionen.

Auch ihr Vorgänger im Vorsitz des Katholischen Forums Georg Oberrauch wertete die Abstimmung zur Frauenfrage als „kalte Dusche“ und „Peinlichkeit“. 
Ja. Ich habe auch so einige SMS bekommen, aus denen eine klare Enttäuschung hervorging. Ich finde es aber generell schade, dass bei alle den nun beschlossenen Themen nichts signifikant Neues dabei ist. Da bin ich ebenfalls bei Georg Oberrauchs Einschätzung: Es fehlen die Visionen.

Eine der Visionen ist seit langem, Frauen mehr Gewicht in der Kirche zu verleihen. Bekommen sie das nicht ohnehin schon im Kirchenalltag: Zum Beispiel, indem sie infolge des Priestermangels immer öfter Wortgottesdienste halten oder immer stärker in den Pfarrgemeinderäten vertreten sind? 
Sicher, im Kirchenalltag bringen sich die Frauen sehr stark ein, weil sie eben nicht wollen, dass alles auseinander bricht. Zum Beispiel im Pfarrgemeinderat, wo viele Frauen mitarbeiten. Doch welche Entscheidungsbefugnis hat ein Pfarrgemeinderat? Er ist schließlich nur ein beratendes Organ. Wir sollten auch sehen, dass wir Frauen auf der anderen Seite Systemerhalterinnen sind, und auf diese Weise ändert sich nie etwas. Sichtbar wäre unser Wirken in der Kirche erst, wenn wir einmal alle sagen würden: Jetzt streiken wir einmal für drei Wochen. 

Sichtbar wäre das Wirken der Frauen in der Kirche erst, wenn wir einmal alle sagen würden: Jetzt streiken wir einmal für drei Wochen. 

Dann würde der Laden recht schnell zusammenbrechen? 
Ohne Zweifel. Das Problem ist nur: Dafür finden wir unter uns Frauen noch weniger Mehrheiten.  

Statt dessen wird von den Frauen weiterhin überall dort ausgeholfen und eingesprungen, wo Not am Mann ist... 
Wir müssen nur die Taufvorbereitung anschauen, die eigentlich zu den wesentlichen pastoralen Aufgaben gehört – aber von den Frauen in der Frauenbewegung übernommen und auch gerne durchgeführt wird. Ich habe jedoch erst unlängst auf unserer Vollversammlung gesagt: Pastorale Aushilfe ist nicht unsere Aufgabe als Katholische Frauenbewegung. Wir sollten wohl eher die Anliegen der Frauen vertreten. 

Ich glaube, man hat einfach Angst davor, dass Frauen die ganze Hand wollen, wenn man ihnen den kleinen Finger gibt.

Welche Anliegen der Frauen in der katholischen Kirche hätten Sie gerne in einem eigenen Arbeitskreis der Diözesansynode verfolgt? 
Wir sind der Meinung, dass man die Gedankengänge der Frauen in der heutigen Zeit auch in der Kirche ernst nehmen sollte. Auch gibt es theologisch gebildete Frauen in unseren Reihen. Deshalb hätten wir unter anderem überlegt, welche Formen der Mitentscheidung für Frauen in unserer Diözese gewährleistet werden können. In den österreichischen Diözesen gibt es zum Beispiel schon einige Frauen, die einem Amt in der Kurie vorstehen. Dafür braucht es schließlich keine Priesterweihe. Wir bräuchten aber auch ein Amt für Laienkatechese – für  Religionslehrerinnen oder all die Pastoralassistentinnen, die wir dringend benötigen würden. Aber eben nicht nur so nebenbei und ehrenamtlich oder minderbezahlt, das muss richtig geregelt werden.

Doch in diese Richtung gibt es derzeit keine Bemühungen? 
Es bewegt sich nichts. Wir haben zwar einen Papst im Rom, der gesagt hat, wir sollen nicht alle fragen, sondern einmal tun. Auch Kurienkardinal Walter Kasper meinte im Sonntagsblatt-Interview: Es ist absurd, dass Frauen an der Kirchenspitze derart unterrepräsentiert sind. Umso verwunderlicher ist die Zurückhaltung in unserer Diözese. Doch der Mut zur Tat ist hier offenbar nicht groß genug, man traut sich einfach nicht. 

Und warum traut man sich beim Frauenthema immer noch nicht? 
Man(n) hat offenbar so viel Angst vor uns Frauen. Letztendlich geht es wie überall um Macht. Ich glaube, man hat einfach Angst davor, dass Frauen die ganze Hand wollen, wenn man ihnen den kleinen Finger gibt. Dabei ist die Priesterinnenweihe für uns sekundär. Nachdem die Hälfte der Laien und 80 Prozent aller Ordensmitglieder weiblich sind, bestehen wir einfach darauf, dass wir auch in der Kirche bei Entscheidungen entsprechend ernst genommen werden.

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gorgias Mar, 04/08/2014 - 19:16

In der Bibel gibt es ein Jesus-Gleichnis wo über den klugen Mann gesprochen wird der sein Haus auf Felsen baut und den "weniger klugen" der sein Haus auf Sand baut.
Hier kann man wohl vergleichen wo die Anliegen von Frau Engl besser aufgehoben ist für die von Ihr gewünschten Stellung der Frau in der Gesellschaft:

Kor. 14:34
Eure Weiber lasset schweigen unter der Gemeinde; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern untertan sein, wie auch das Gesetz sagt.
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Leitspruch der französichen Revolution:
Liberté, égalité, fraternité
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P.S. Zumindest etwas hat Frau Engl bereits verstanden, das die Frau in der katholischen Kirche kaum mehr als Systemerhalterin ist. - Jetzt muss sie nur noch verstehen, dass dieses System aus ihr eine Person 2. Klasse macht.

Mar, 04/08/2014 - 19:16 Collegamento permanente
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gorgias Mer, 04/09/2014 - 16:50

Ich finde es rührend, dass Sie hier Mittel aus dem Sozialismus und der Arbeiterbewegung bemühen um Ansprüche an die Kriche stellen. Wenn es nach der Kirche ginge würden wir kein Recht auf Streik haben, so hat haben es die beiden großen Kirchen in Deutschland, als größter privater Arbeitgeber es geschafft, durch Kirchenprivilegnen Arbeitnehmerrechte für Ihre Angestellten zu beschneiden.
Ist man in Deutschland ein Angestellter der katholischen Kirche, so hat man kein Recht auf Streik. Außerdem steckt die Kirche dort gerne auch die Nase in das Privatleben ihrer Angestellten. So ist eine Scheidung oder ein Religionswechsel ein Entlassungsgrund und wer auf einmal drauf kommt dass er Schwul ist hat auch Pech gehabt. Und das gilt nicht nur für Priester sondern auf für die Putzfrau in einem der vielen Alterheime, Krankenhäuser und Kindergärten die von der Kirche geführt und zu 100% vom Staat finanziert werden.
Was dem Mut von Frau Engl angeht, so stelle ich mir Don Quichotte auch als mutigen Mann vor. Ob es etwas bringt gegen Windmühlen zu kämpfen ist für mich aber höchst zweifelhaft.
Wer sich von solchen preudodemokratischen Verfahren wie eine Synode viel erwartet, der ist am ehesten Opfer des eigenen Wunschdenkens.

Mer, 04/09/2014 - 16:50 Collegamento permanente