Politica | SVP-Fraktion

„Krisenzeiten sind Frauenzeiten“

In einer Dringlichkeitssitzung wurde Magdalena Amhof zur neuen SVP-Fraktionssprecherin gewählt: einstimmig. In die krisengeschüttelte Fraktion soll wieder Ruhe einkehren.
Magdalena Amhof
Foto: Südtiroler Landtag/SVP
Salto.bz.: Frau Amhof, Ihre Wahl zur Fraktionssprecherin der SVP kam heute etwas überraschend. Ursprünglich standen Sie eher ablehnend gegenüber?
 
Magdalena Amhof: Ja, ich habe bis zum heutigen Tag jede diesbezügliche Anfrage abgelehnt. Wir sind allerdings heute vor einer besonderen Situation gestanden, in der eine Entscheidung getroffen werden musste und nicht weiter hinausgeschoben werden konnte. Wir brauchten in der Fraktion jemanden, der vorneweg dran steht. Nach mehreren Gesprächen mit den Fraktionskollegen und in Einzelgesprächen mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und Partei-Obmann Philipp Achammer habe ich beschlossen, mich doch für das Amt als Fraktionssprecherin zur Verfügung zu stellen.
 
Die Überzeugungsarbeit hat Früchte getragen?
 
Die Entscheidung habe ich aus Verantwortungsbewusstsein getroffen. Ich habe mir noch kurz Zeit genommen, um darüber gründlich nachzudenken. Die heutigen Gespräche mit Partei-Obmann Achammer und Landeshauptmann Kompatscher haben entscheidend zu meinem Entschluss beigetragen.
 
Wir brauchten in der Fraktion jemanden, der vorneweg dran steht.
 
Welche Rolle spielten bei der Wahl die derzeitigen Turbulenzen, in denen sich die SVP gerade befindet?
 
Wir haben beschlossen, dass wir nicht länger warten können, weil bereits kommende Woche eine Reihe von wichtigen Sitzungen anstehen. Wir brauchen jemanden, der dieser Fraktion vorsteht. Helmut Tauber wollte das Amt partout nicht übernehmen. Schade, ich hätte ihn sehr gut darin gesehen.
 
 
 
Wie geht es Ihnen nach der Wahl? 
 
Ich bin vor allem auf die Aufgaben gespannt, die auf mich zukommen. Ich bringe dieser Arbeit sowie diesem Amt sehr viel Respekt entgegen. Ich habe vor fünf Jahren abgelehnt, das Amt der Fraktionssprecherin zu übernehmen vielleicht ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt – jetzt werde ich gebraucht.
 
Weil die SVP in einen Gewittersturm geraten ist und ihnen als Steuerfrau eine wichtige und große Aufgabe zukommt?
 
Es muss wieder Ruhe einkehren und wir müssen die Fraktion, so wie sie zusammengestellt ist, wieder befrieden und wieder zu einer politischen Kultur zurückkehren, die wir bereits hatten. Das heißt: ein respektvolles und loyales Miteinander. Es wird nicht einfach werden, diesen Zustand wieder herzustellen, aber das brauchen wir, damit wir wieder arbeiten können. Das ist eine der großen Herausforderungen, die wir jetzt gemeinsam angehen müssen. Wir müssen sozusagen die Scherben, die zu Bruch gegangen sind, wieder zusammenfügen.
 
Eine Frau verhält sich anders und in Zeiten wie diesen ist das besonders wichtig.
 
Sie sind die erste Frau, die dieses Amt inne hat?
 
Danach habe ich mich heute auch schon erkundigt. Sepp Noggler hat mir erzählt, dass Rosa Thaler ebenfalls Fraktionssprecherin der SVP war, allerdings im Regionalrat. Im Landtag bin ich tatsächlich die erste Frau, die dieses Amt inne hat. Krisenzeiten sind Frauenzeiten.
 
Frauen meistern Krisen besser?
 
Eine Frau verhält sich anders und in Zeiten wie diesen ist das besonders wichtig.
Ich weiß allerdings auch, dass ich es alleine nicht schaffen kann. Jetzt müssen alle Fraktionsmitglieder an einem Strang ziehen und ich habe für mich eingefordert, dass das Team mir gegenüber offen und ehrlich ist. Damit waren alle einverstanden, auch Thomas Widmann, der nicht anwesend war, aber seine Zustimmung per Whatsapp mitgeteilt hat. Ich hatte den Eindruck, dass alle die Verantwortung gespürt haben, die wir jetzt gemeinsam tragen müssen. Wir müssen als SVP-Fraktion und als Regierungspartei wieder Verantwortung übernehmen und das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen. Dafür braucht es uns alle.