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Foto: (c) Oswald Stimpfl
Gita | Ausflug der Woche

St. Verena, Ritten

Unsere Wanderung vom Penzlhof nach St. Verena verbindet einige Wegstücke der alten „Kaiserstraße“ und des „Keschtnwegs“.

Länge: 7,9 km

Gehzeit: 2 h 40 min

Höhenmeter: 395

Anfahrt: Von Lengstein am Ritten für 1,7 km auf der LS 73 bis zum Penzlhof, wenige Parkplätze an der Wegteilung 100 m nach dem Hof. Öffis: Bus 165 Bozen Lengstein, Anschluß im Sommer mit Wanderbus 348 Lengstein - Barbian


Bis ins hohe Mittelalter führte der gesamte Nord-Süd-Verkehr vom Brenner nach Italien nicht durch die enge und unpassierbare Eisackschlucht, sondern über den beschwerlichen Umweg über den Ritten und den Ulrichspass bei Lengmoos. Die Höhenkirchen von St. Verena und St. Andreas in Antlas, an exponierter und jetzt einsamer Stelle, lagen damals im Einzugsbereich dieses viel begangenen Weges, der auch Kaiserstraße genannt wurde, da unzählige Kaiser und Könige auf dieser Route nach Rom zur Krönung durch den Papst zogen. Einen Teil dieser Wegstrecke wollen wir bei unserer Wanderung begehen, dabei kommen wir am prächtig gelegenen Verena-Kirchlein vorbei.

Unsere Wanderung vom Penzlhof nach St. Verena verbindet einige Wegstücke der alten „Kaiserstraße“ und des „Keschtnwegs“, eines Etappenweitwanderwegs, zu einem Rundkurs. Beim Penzlhof an der Landesstraße Ritten-Barbian folgen wir den Wegweisern nordostwärts über Wiesenböden und durch schütteren Wald zum nahen Kirchhügel, nach wenigen steilen Steigstücken und Felstreppen stehen wir auf der Kuppe. St. Verena liegt auf einem unglaublich aussichtsreichen und aufgrund der exponierten Lage beeindruckenden Platz, auf der anderen Talseite ragen die Dolomitenzacken empor, der mächtige Felsbuckel des Schlern drängt sich in den Vordergrund. Überall tritt der nackte, von den Gletschern der Eiszeit abgeschliffene Fels zu Tage, Moose, Flechten, Trockenrasen und verkrüppelte Büsche teilen sich den Standort.

Der Abstieg vom Hügel geht nordwärts über einen schmalen, teils steilen Waldsteig mit einigen Treppen zur Autostraße, wir folgen ihr kurz und biegen dann links in den Weg Nr. 8, der uns bergauf zum Rotwandterhof bringt. Er führt auf einer asphaltierten, kaum befahrenen Höfezufahrt durch Wiesengrund und Wald auf einer weiten Geländeterrasse in leichter Steigung südwestwärts, die Aussicht zum tiefer liegenden Verena-Kirchlein, das Eisacktal und die Dörfer am Fuße des Schlern ist unvergleichlich. Unser nächstes Ziel ist das bekannte Hexenbödele, ein flacher Sattel. Nach kurzer Rast auf den Bänken unter der Lärche gehen wir kurz zurück und biegen dann rechts (Nr. 8A) ab, eine schmale asphaltierte Höfezufahrt und zuletzt ein Waldweg führen bergab zum Penzlhof, unserem Ausgangspunkt, zurück.

 

Die St.-Verena-Kirche


Die Kirche von St. Verena in Rotwand, so heißt die Gegend hier, wurde bereits 1256 urkundlich erwähnt, vermutlich steht sie auf einem vorchristlichen Kultplatz. Dass die Gegend sehr früh besiedelt war, beweist auch ein Menhir, der am nahen Penzlhof gefunden wurde sowie Schalensteine auf der Nordseite des Kirchhügels, wenig unterhalb der Kirche im Föhrenwald (Schilder weisen den Weg). Der massige romanische Turm stammt aus dem 14. Jh., später wurde sie unter Einbeziehung der Langhausmauern umgebaut. Das Kirchlein ist der hl. Verena geweiht, ein in Südtirol seltenes Patrozinium. Der Hochaltar mit dem Altarbild der Heiligen, der Seitenaltar mit dem Kindermord von Bethlehem und die Kanzel mit Baldachin sind schöne, farbenfrohe Arbeiten des späten Barock. Die Kirche ist verschlossen, ein Fenster erlaubt den Blick ins Innere.

 

Die HL Verena


Der (nicht gesicherten) Überlieferung nach stammte Verena aus Ägypten, schloss sich dort der thebäischen Legion christlicher Soldaten an, die um 300 von Kaiser Maximian nach Gallien abkommandiert wurde. Weil sich die Truppen weigerten, gegen andere christliche Gegner zu kämpfen, wurden alle 6.660 Soldaten (so will es die Legende, keine römische Legion bestand aus so vielen Soldaten) in Agaunum (heute Saint-Maurice im Schweizer Wallis) hingerichtet. Verena versorgte Gefangene und bestattete Hingerichtete, als Haushälterin eines Priesters pflegte, wusch und kämmte sie Aussätzige, zog sich dann als Einsiedlerin nahe dem römischen Kastell Tenedo (heute Bad Zurzach, Schweiz) zurück, lebte heiligmäßig und erwirkte Wunder bei Kranken. Das Verenamünster in Bad Zurzach mit dem Verenagrab wurde zu einem der beliebtesten Wallfahrtsorte und Verena eine der am meisten verehrten Heiligen der Schweiz. Auch ist der Name Verena (Vreni, Vreneli) einer der traditionellsten Schweizer Taufnamen. Die Heilige ist Patronin der Pfarrhaushälterinnen und wird oft mit einem Waschkrug dargestellt.

 

Das Hexenbödele


Auf einer Waldlichtung oberhalb von Lengstein steht eine Lärche mit einer auffälligen Wucherung im Geäst, dem sog. Hexenbesen, unter dem Baum stehen Tisch und Bank. Laut einer Legende trafen sich hier früher die Hexen, um mit dem Teufel zu tanzen. Einmal wollte ein Bursche seinen Mut beweisen und in der Nacht den Hexentanz besuchen. Am nächsten Morgen fand man ihn tot in den Boden gestampft. Im Gedenken an sein tragisches Ende wurde ein Kruzifix an der Lärche angebracht, seither treffen sich die Hexen nicht mehr hier oben.

 

Einkehrtipp


Lengsteinerhof

Das kleine Hotel mit Bar-Restaurant liegt am Wiesenhang mit schönster Aussicht übers Dorf und die nahen Dolomiten. Terrasse, gemütliche Speisesäle. Gute Hausmannskost. Zur Linde 5, Lengstein- Ritten, Tel. 0471 349123, www.lengsteinerhof.it, von März–Ende Dez. geöffnet (außer Nov.), Di. Ruhetag