Palcoscenico | Kammermusik

Neue Räume unterm Schlern

Ein kleines, lockeres Kammermusikfestival, das seine Kammern an ungewohnten Orten findet, beginnt heute in Völs. Interview mit dem aufstrebenden Hornisten Alessio Dainese
Alessio Dainese
Foto: Privat
  • Das Kammermusikfestival Schlern Music, das seit heuer unter der künstlerischen Leitung von Philipp von Steinaecker und Chiara Tonelli steht, startet heute Abend, 21 Uhr, beim Romantik Hotel Turm am Völser Kirchplatz. Statt hoher Gagen möchte man eher durch Verbundenheit zu Künstlern und Landschaft namhafte Musiker unterm Schlern versammeln. Im Duzend an Musikern, die dem Ruf der Kammermusik gefolgt sind und die bis zum 12. Mai in Völs musizieren werden, steht neben Camilla Tilling, Maximilian Hornung, Afanasy Chupin und Andrea Obiso auch der junge Hornist Alessio Dainese aus Bozen, der unlängst, seit Dezember 2023, ins erste Horn des renommierten Teatro del Maggio Musicale Fiorentino stößt. Sein Werdegang bislang führte ihn von Bozen (Konservatorium bei Prof. Luca Benucci) über Linz (Prof. Raimund Zell) und sah ihn bereits Erfahrungen im italienischen Jugendorchester OGI, bei der Mahler Academy, dem Haydn-Orchester Trient und Bozen, dem Teatro e la Filarmonica della Scala, dem Mozarteumsorchester Salzburg, sowie der Bergen Philharmonie und dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck.

     

    SALTO: Herr Dainese, wie kamen Sie zu Ihrem Instrument? War es immer schon das Horn oder hat es eine Findungsphase gegeben, wo Sie zu Ihrem Instrument gefunden haben?

     

    Alessio Dainese: Ich war recht klein, ganz genau kann ich mich also nicht erinnern. Aber meine Eltern, die beide Musiker sind und Querflöte spielen, erzählten mir, dass es schon eine Zeit gegeben hat, in der ich andere Instrumente im Kopf gehabt habe. Etwa eine Oboe oder ein Fagott. Zum Horn habe ich gefunden, nachdem ich mal ein Hornquartett bei einem Kirchenkonzert gemeinsam spielen gehört habe. Damals ist die Wahl eben aufs Horn gefallen. Das war ziemlich spontan. Ich hatte zuerst mit einem Jahr Blockflöte angefangen und habe dann aufs Horn gewechselt.

     

    Das Horn hat vielleicht gerade bei jungen Leuten einen eher altbackenen Ruf. Ging Ihnen das auch so und wünschen Sie sich vielleicht mehr neues und zeitgenössisches Material für das Instrument?

     

    Ehrlich gesagt bin ich zufrieden und es gibt nicht mal so wenige moderne Kompositionen. Es kommt darauf an, was man sucht. Ich glaube, es gibt viel, wenn man sich gut informiert und sich ein wenig „umhört“. Es gibt eigentlich viele Sachen, die man finden kann, natürlich nicht vergleichbar mit Geige oder Klavier. Das wäre ziemlich utopisch, zu hoffen, dass das Horn jemals ein Repertoire haben wird wie diese Instrumente. Aber eigentlich bin ich recht glücklich damit, es gibt immer wieder neue und interessante Stücke, die man lernen und spielen kann.

     

    Sie sind als junger Musiker sowohl in Orchesterformationen dabei, wie auch jetzt beim Kammermusikfestival unterm Schlern. Was geben Ihnen die beiden Formate, das sich vielleicht auch wechselseitig befruchtet?

     

    Grundsätzlich schätze ich beides sehr. Also ich denke, das Wichtige ist, dass man eben eine Abwechslung findet. Und schlussendlich gibt mir beides das Gleiche: Freude, es macht beides großen Spaß. Aber, wie das bei fast allen Dingen ist, wenn man nur eines tut, dann kann das irgendwann langweilig werden. Wenn es Abwechslung gibt, ist das auf jeden Fall positiv. Wir haben das große Glück, dass wir das Spiel in kleineren Gruppen, auch vom Orchester aus, oft üben. Das ist auch gut fürs Orchester selbst. 

    Klarerweise ist für das Horn ein Orchester die Formation, die einem am meisten bietet. In vielen Symphonien hat das Horn eine wichtige Rolle und das ist in der Kammermusik weniger oft der Fall. Für ein Instrument wie das Horn ist es nicht denkbar, nur Kammermusik zu machen, aber ich schätze die Abwechslung auf jeden Fall sehr.

     

    Was beim Festival auch noch ins Auge sticht ist, dass viel an ungewöhnlichen Spielorten aufgeführt wird. Spielen Sie lieber im Konzertsaal oder irgendwo im Freien? Ist das etwas, was Sie reizt, oder ist es mit mehr Schwierigkeiten verbunden?

     

    Mich reizt alles, was neu und irgendwie besonderes ist. Klarerweise freue ich mich auch, wenn wir in einer großen Halle spielen oder in einem schönen Konzertsaal. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, wieso man diesen Beruf ausübt. Das ist toll und hat seinen Platz. Als Südtiroler wächst man in der Musikkapelle auf und es macht Freude, auf einem Festplatz zu spielen, oder in einem Weinkeller.

  • Alessio Dainese: Lässt den Spaß an der Sache nicht zu kurz kommen und fährt damit gut. Foto: Privat

    Ihr Weg als Musiker hat Sie auch ins Ausland geführt. Wie ist es für Sie, wieder überm Brenner zu spielen? Ist das wie ein Heimkommen oder ist das mittlerweile schon eine Auslandstour?

     

    Ich habe eineinhalb Jahre lang im Orchester in Innsbruck gespielt, was nicht extrem lange für mich ist. Davor bin ich ein bisschen herumgekommen und habe auch viel hier in Italien gespielt. Seit ich meine Stelle in Florenz habe, fühle ich mich auch dort sehr wohl, genau wie in Innsbruck. Für mich hängt das viel mehr von den Arbeitskollegen ab und von der Stimmung im Orchester. Mit dem großen Glück, das wir in Südtirol haben, fast zweisprachig aufwachsen zu können, macht es keinen großen Unterschied, wo man spielt. Ich habe mit beiden Orchestern, in denen ich gespielt habe, dieses große Glück gehabt.

     

    Wäre das für Sie vorstellbar, in einem Orchester zu spielen, das von der Kritik hochgelobt wird, aber wo Sie merken, dass das Verhältnis zu den Kollegen kein leichtes ist?

     

    Grundsätzlich nicht. Gerade in Florenz, wo ich gerade spiele, sehe ich da aber einen super Mittelweg. Ich schätze die Stelle sowohl wegen des Niveaus und des Prestiges, aber auch wegen den Arbeitsverhältnissen. Ich glaube, dort ist für mich gerade der richtige Ort. Ich glaube nicht, dass es für mich eine Option wäre, in einem Orchester zu spielen, in dem ich mich nicht wohl fühle. Egal wie „wichtig“ und wie „gut" ein Orchester ist, das Arbeitsverhältnis ist für mich das wichtigste.

     

    Warum steht das über allem?

     

    Weil es mir erlaubt, so zu spielen, wie ich es für richtig finde und damit auch besser zu spielen. Wenn ich mit Arbeitskollegen spiele, mit denen ich nicht zurechtkomme, ist das viel schwieriger.

    Und der Beruf ist an sich schon mit Stress verbunden, man ist immer auf der Bühne. Deshalb ist es für mich eigentlich keine gute Option, zu wissen, dass man neben dem Stress, den man so schon hat, noch einen zusätzlichen hat, den es eigentlich nicht brauchen würde.

     

    Was gibt Ihnen der Beruf, dass Sie sich sagen, der Stress rechnet sich?

     

    Der Stress ist natürlich da, wie es in jedem Beruf Stress gibt. Für mich hat die Musik als ein  Hobby begonnen, jetzt ist es der Traum meines Lebens, dass das mein Beruf ist. Es ist aber grundsätzlich viel Spaß dabei und ich habe viel Freude daran, das zu machen. Dass der Stress auch da ist, zeigt meiner Meinung nach auch, dass es mir sehr wichtig ist, meine Arbeit gut zu machen. Man versucht immer, sein Bestes zu geben, was mit einem Druck einhergeht, den man sich auch selbst macht. Grundsätzlich finde ich das aber auch positiv.

  • Termine

    8. Mai, 21 Uhr: Romantik Hotel Turm, Kirchplatz

    9. Mai, 21 Uhr: Stanglerhof, St. Konstantin

    10. Mai 18.30 Uhr: Kapelle Peterbühl; 10. Mai 21 Uhr: Huberhof, Heustadl

    11. Mai, 11 Uhr: Völser Weiher; 11. Mai, 12 Uhr: Edelansitz Zimmerlehen, Obervöls; 11. Mai, 21 Uhr: Hotel Heubad;

    12. Mai, 11 Uhr: Schloss Prösels.