Integration
In diesem "statement" möchte ich auf die drei Kommentare der Herren Mao Tse ging und Andreas Mutschlechner zu "Sull´immigrazione non c´è confronto" eingehen und zum Thema "Integration" weiter ausholen.
Ich habe nicht nur mit Flüchtlingen gesprochen, sondern in der Zeit des Balkankrieges einen 15-Jährigen Muslimen aus Bosnien für 6 Jahre bis zu seiner Mündigkeit (Hydraulikerlehre abgeschlossen) in unsere Familie aufgenommen und begleitet. Ich weiß um die Unterschiede der Kulturen und Religionen und verweise auf Wittgensteins späte Erkenntnis zu den Sprachspielen, dass nämlich die meisten Missverständnisse zwischen Menschen (auch in intimen Beziehungen !) auf unterschiedlichem Verstehen und Erleben von Begriffen und Sprache beruhen. Erste Voraussetzungen für ein gelingendes Miteinander scheinen mir zu sein : gegenseitiger Respekt und Wertschätzung der Verschiedenheiten (nur Toleranz ist dafür zu wenig). Sicher waren wir "Westler" über Jahrhunderte zu arrogant im Aufdrängen unserer Wertvorstellungen anderen Kulturen und Religionen gegenüber, doch unterliegt die Menschheit (die ich nicht als Summe von Individuen sondern als einen Organismus verstehe), wie alles Leben, einem Entwicklunsgprozess und der Umstand, dass es international anerkannte und ausformulierte Menschenrechte gibt, spricht dafür, dass wir in diesen Prozess auch Gutes eingebracht haben. Ich teile Ihren Vorschlag, dass wir Europäer unseren konsumorientierten Lebensstil "zurückfahren" sollten (müssen).
Hinsichtlich ISIS, den sogenannten islamischen Staat, meine ich, dass dieser Hassorganisation bereits vor 2 Jahren durch den Einsatz von Bodentruppen Einhalt hätte geboten werden müssen. Damals befand sich diese Organsiation in einem noch beschränkten Raum in Syrien und in der Folge konnte sie sich wie ein Krebsgeschwür beliebig ausbreiten, zuschlagen, quälen und morden und die konnte sich, auch durch unser Gewährenlassen (Luftangriffe sind da nicht sinnvoll, da sie auch viele Unbeteiligte Menschen treffen) zu einer "Erfolgsgeschichte" entwickeln, die für junge Fanatiker sehr attraktiv geworden ist. Sicher ist der Waffenhandel ein destruktives Geschäft, das die EU stoppen müsste. Sicher ist der Verkauf von Billigwaren (wie Milchpulver) in "Entwicklunsgländer" für deren Wirtschaft schädlich und ist abzustellen, doch bietet Europa auch ein Friedensprojekt an, das seinesgleichen weltweit sucht.
Ob sich Ausländer integrieren wollen, hängt doch wesentlich damit zusammen, wie willkommen wir ihnen begegnen. Sie in Ghettos abzudrängen erzeugt von selbst Widerstand und Abschottung. Es stimmt, dass in Südtirol Deutsche, Ladiner und Italiener nicht "geeint" sind, doch wenn darunter ein "Eintopf" verstanden wird, dann erachte ich diesen auch nicht als erstrebenswert. Im übrigen erlebe ich tagtäglich in meinem Beruf und mit Freunden, dass wir sehr wohl gelernt haben, friedvoll und wohlwollend miteinander umzugehen und die verschiedenen Qualitäten zu schätzen. Fanatiker gibt es auch unter uns, da braucht man nicht auf ablehnende Haltungen zwschen "Bangladeshi und Nigerianers" hinzuweisen und diese als Beispiele für misslingende integration darstellen.
In Ihrer Maslow´schen Pyramide zählen Sie als "das was uns Menschen eint" folgendes auf : ein privater, sicherer Rückzugsort, Essen, Trinken und eine sinnvolle Arbeit" dabei haben Sie vergessen, dass "zwischenmenschliche Beziehungen" mindestens so wichtig sind.
Karl Trojer, [email protected]
Wurden für dieser Person die
Wurden für dieser Person die islamischen Speisevorschriften beachtet oder nicht?
Ich finde schön, wenn Karl
Ich finde schön, wenn Karl Trojer seine Erfahrung mit einem 15-jährigen Balkanflüchtling beschreibt, den er über Jahre bei sich in der Familie aufgenommen hat. Ebenfalls schön finde ich, wenn Andreas Mutschlechner über seine (Beziehungs-)-Erfahrungen, Desillusionierung und Enttäuschung erzählt. Weniger schöne finde ich, wenn Gorgias mit seiner Frage nach den islamischen Speisevorschriften Karl unterstellen will, er könnte etwas falsch gemacht haben.
Ich hatte in den Anfangsmonaten von salto.bz auch versucht über das Thema zu schreiben und einen Austausch von Erfahrungen anzuregen: www.salto.bz/article/14062013/biodiversitaet-bei-uns-menschen; und www.salto.bz/article/21062013/meine-bunten-bekannten. Das Thema und die Beiträge stießen kaum auf Interesse, deshalb habe ich den versprochenen zweiten Teil des zweiten Beitrags dann auch nicht mehr gepostet.
Ich bin aber überzeugt, dass es notwendig ist, die Erfahrungen, die man macht – mitsamt den Ernüchterungen und der teilweisen Hilflosigkeit, auf die man auch stößt – auszutauschen. Um voneinander zu lernen, Dinge besser zu verstehen und sich auch gegenseitig zu unterstützen. Mir gehen oft jene Kommentatoren auf die Nerven, die glauben, alles eh schon zu wissen und bewerten zu können – vom hohen Ross herab und von übersteigerten Idealen aus. Und ich unterstelle einigen, selbst gar keine persönliche Erfahrung zu haben.
Jemanden über länger Zeit bei sich aufzunehmen, erachte ich wirklich als bemerkenswert. Davor bin ich bisher noch zurück geschreckt, außer wo ich einen mir bekannten Schwarzen für zwei Monate seiner Obdachlosigkeit eine Schlaf-statt gab. Denn beim Zusammenleben finde ich die Herausforderung – zumal mit einem Erwachsenen – noch größer.
Nun hoffe ich, dass noch weitere salto-user ihre Erfahrungen mit Einwanderern erzählen!
In risposta a Ich finde schön, wenn Karl di Sepp.Bacher
Hier geht es nicht darum
Hier geht es nicht darum etwas falsch gemacht zu Haben. Hier geht es darum die Sache nüchtern zu betrachten. Hier wurde ein Beispiel angeführt wo es für ein Individuum gut ausgegangen ist,lässt. Doch ist das wenig aufschlussreich wenn es darum geht auf alle Muslime schließen zu wollen und die Schwierigkeiten mit der Integration von großen Menschenmassen zu verstehen, wo auch andere Dynamiken entstehen.
Ja und die oben gestellte Frage ist dazu da so eine Situation nicht zu idealisieren oder zu romantischen sondern auf den Boden des Alltags zu bringen.
Ihnen gefallen mehr Anekdoten, anstatt die Situation nüchtern zu analysieren.
In risposta a Hier geht es nicht darum di gorgias
Ok, jetzt habe ich die Frage
Ok, jetzt habe ich die Frage verstanden. Ich bin auch dagegen, eine Situation zu idealisieren oder zu romantisieren. Details können Sie in meinen zitierten Beiträgen nachlesen. Ich wollte aber meine Anerkennung aussprechen. Die Integration besteht aber aus vielen kleinen einzelnen Begegnungen, Handlungen und Taten.
Geschätzter Andreas
Geschätzter Andreas Mutschlechner, Ihre Frage ob zwischen mir und dem jungen Bosnier gleiche Augenhöhe bestand ist etwas "schräg", sie könnte auch auf die Unterstellung von Mißbrauch gezielt sein... Wenn ich etwas gebe / schenke, erwarte ich mir weder Rückgabe noch Dankbarkeit... Erwartungen würden nämlich, aus meiner Erfahrung, bei mir einen Inspektionsdruck ergeben und dem Gegenüber leicht Gewalt antun... Ihre Frage, ob ich einem nigerianischen Bettler 240€ geben würde, nachdem Sie ihm 10€ gegeben haben, beantworte ich wie folgt : seit über 10 Jahren begleite ich eine Rom-Familie : eine 45-jährige, alleinerziehende Mutter mit 4 Kindern und 5 Enkeln; alle hier geboren, nur der Älteste konnte mit seinem 18.Lebenjahr die ital.Staatsbürgerschaft bekommen.. die übrigen sind immer noch Äusländer (Wirtschaftsflüchtlinge) und diese Mutter, klein und etwas rundlich, völlig überfordert, muss alle 2 Monate (seit 10 Jahren) um Landeshilfe ansuchen... manchmal kommt der Beitrag mit Wochen Verspätung und sie hängt mit ihrem Anhang in der Luft... ihre Schulkinder können ohne fremde, spontane Hilfe Klassenfeiern oder -Ausflüge nicht mitmachen, da dafür kein Cent verfügbar wäre... Dafür bedarf es wesentlich größerer Hilfen als 240€... .
Sie fragen dann noch, wie ich finde etwas sarkastisch, ob ich ihrem Afrikaner auch eine Arbeit verschaffen könnte... Herr Mutschlechner, bemühen Sie sich darum... Was die Art des Umgangs mit ISIS betrifft, so hätte der rechtzeitige Einsatz von Bodentruppen den in Syrien- tobenden Krieg eher beendet als angefacht. Ich kannte den ehrlichen Pazifisten Alexander Langer sehr gut... als er die Massaker in Bosnien hautnah erlebte, plädierte er für den Einsatz von Friedenstruppen. Ein Übel (Atomaufrüstung) kann man nicht dadurch verhindern indem man bei anderen Übeln zuschaut/wegschaut...
Zur Maslow´schen Pyramide bemerkte ich, dass in Ihrer Aufzählung der maßgeblichen Faktoren "die zwischenmenshclichen Beziehungen" fehlten... Was die Zukunft betrifft, so meine ich, dass wir auf ein "bedingungsloses Grundeinkommen" zusteuern und weiters, dass "bedingungsloses Liebe" an oberster Stelle stehen muss, wenn Frieden, Freiheit, Nahrung und Leben für Alle erzielt werden sollen. Ihre Frage, wieviele Ausländer meine Freunde seien und mit wievielen ich zusammenarbeite, beantwort ich Ihnen nicht. Ihrer "Angstlust" möge der Mut und die Lust auf Risiko zur Liebe eine Alternative sein.
Unterschiede abzustreiten ist mit Sicherheit weniger friedensstiftend, als sie wertzuschätzen, und dass Frau und Mann verschieden sind, tut den für beide gleichermaßen geltenden Menschenrechten keinen Abbruch.
In risposta a Geschätzter Andreas di Karl Trojer
Mich würde konkret
Mich würde konkret interessieren was der Junge in der Zeit in der er bei Ihnen gelebt hat gegessen hat. Hat er Schweinefleisch konsumiert oder nur nicht geschätetes Fleisch das nicht vom Schwein kommt. Oder wurde er zum Zwangsvegetarierer, oder haben Sie sich den Aufwand angetan für den Jungen geschätetes Fleisch nach islamischen Ritus aufzutreiben,l. Etwas das vor 20 Jahren in Südtirol sicher aufwendig war.
In risposta a Geschätzter Andreas di Karl Trojer
Sehr geehrter Herr Trojer,
Sehr geehrter Herr Trojer,
nur so viel zum "ehrlichen Pazifisten Alexander Langer" und zu Übeln, die man nicht dadurch verhindert, "indem man bei anderen Übeln zuschaut/wegschaut":
Der angeblich "ehrliche Pazifist Alexander Langer", der mittlerweile fast schon als Säulenheiliger der Grünen herhalten muss (wie sollte er sich auch dagegen wehren können?), hat im Juli 1982 den libyschen Diktator Gaddafi besucht. Er hat sich danach nie von Gaddafi distanziert, nicht einmal nach dem mörderischen Lockerbie-Attentat. Das wäre für einen echten Pazifisten aber absolut notwendig gewesen. Langer hat bei einem großen Übel - dem blutrünstigen Diktator Gaddafi - leider weggeschaut.
Es wäre dringend an der Zeit, Alexander Langer kritisch zu hinterfragen, da hätte der Historiker Hans Heiss doch eine interessante Aufgabe.
Hallo Herr MA,
Hallo Herr MA,
das Wort "Angstlust" fand sich in Ihrem Kommentar vom 08.07.2016 15:05. Im übrigen habe ich versucht Ihren Fragen zu antworten. Ich entschuldige mich, wenn ich Sie verletzt habe, und möchte damit unseren Dialog beenden.
Karl Trojer
Geschätzter Andreas, lieber
Geschätzter Andreas, lieber Sepp, das Thema Arbeitsplätze sehe ich wie folgt: für Einheimische gilt die ital.Verfassung die das Recht ihrer Bürger auf Arbeit festschreibt: Dabei scheint mir ein Missverständnis vorzuliegen : "Recht auf Arbeit" kann nicht bedeuten, dass ich ein Recht darauf habe, dass jemand anderer mir Arbeit gibt. Wer von der Gemeinschaft den Besuch der Schulen und Universität kostenlos erhalten hat, der kann nicht auch noch fordern, dass ihm die Gesellschaft einen seinem Wissen entsprechenden Arbeitsplatz zur Verfügung stellt. Gibt es einen solchen nicht, dann möge er selbst kreativ werden und dank seines Wissens und der vielen Vernetzungschancen sich seinen Arbeitsplatz selber schaffen und z. B. in einer Genossenschaft Synergien kreiren. Im übrigen glaube ich, dass unsere Gesellschaft dringend ein paar Paradigmenwechsel wagen muss, um nicht im Fass des Neoliberalismus gegen die Wand zu rollen. Ein solcher Paradigmenwechsel betrifft die Verteilung von Arbeit verbunden mit menschenwürdiger Entgeltung. Dazu bieten das bedingungslose Grundeinkommen, eine gesellschaftsgerechte Besteuerung von größeren Vermögenswerten (> 500.000 €), kombiniert mit der Beschränkung von Arbeitszeit (von 45 auf z.B.35 Stunden/Woche) eine Lösung. Die Aufwertung der Mutterschaft und Kinderbetreuung, der Betreuung von kranken und älteren Mensch sowie der Freiwilligenarbeit kann zu Umverlagerungen und damit zu neuen Arbeitsplätzen, auch für Flüchtlinge, führen. Der Betreuung von Flüchtlingen muss unsere eu-weit wohlhabende Gesellschaft mindestens 2 Jahre kostenabdeckend widmen; dies, damit Flüchtlinge die Ortssprache erlernen können und Ihnen berufliche Ausbildungs- und Weiterbildungs-Plätze, ohne finanzielle Belastung der Aus-u.Weiterbildungsstätten, zur Verfügung stehen. Nach Befriedung in den Herkunftsländern und bedarfsgerechte Unterstützung zum Erzielen menschenwürdiger Lebensumstände in diesen Räumen (wozu wir als EU angemessen beizutragen haben), würden die meisten Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren.